Historical Saison Band 12
schließlich.
„Du weißt doch wohl noch, dass ich dir schon einmal einen Antrag gemacht habe, Jenna.“
„Aber warum willst du mich heiraten?“, fragte sie und ballte ihre Hände zu Fäuste in der verzweifelten Hoffnung, dass er dieses Mal die richtige Begründung vorbrachte.
„Obwohl Mrs Anderson meine Situation so gering einschätzt, bin ich recht wohlhabend. Man würde mich nicht als Mitgiftjäger betrachten, wenn du mich heiratest. Und eine Heirat wäre im Moment für uns beide vorteilhaft. Es ist klar, wir könnten nicht behaupten, dass es die ewige Liebe wäre, aber ich weiß aus bitterer Erfahrung, dass große Gefühle nicht immer die beste Grundlage sind, um darauf eine Ehe aufzubauen. Wir haben einander gern und respektieren uns gegenseitig, und ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Lebenspartner gut zusammenpassen würden.“
Mit jedem vernünftigen, sachlichen Satz wurden Jennas letzte Hoffnungsfunken schwächer.
Gernhaben, Respekt, Lebenspartner. Und sie sehnte sich nach genau der Leidenschaft, die er so rundheraus ausschloss. Sie erhoffte intensive Gefühle von ihm, die ebenso stark waren wie ihre eigenen tiefen Emotionen.
„Außerdem“, fuhr er mit dieser empörend vernünftig klingenden Stimme fort, „hatte ich schon vor dieser unangenehmen Szene beschlossen, dich dazu zu drängen, meinen Antrag anzunehmen. Aber jetzt steht noch zusätzlich deine Ehre – und auch meine – auf dem Spiel. Mrs Anderson würde es so genießen, unsere vermeintliche Verfehlung überall herumzuposaunen. Und das nicht nur in der Armee, sondern auch bei allen ihren Freunden in London. Wenn du nicht willst, dass sie mich als Verführer und dich als schamlose Person brandmarkt, dann müssen wir heiraten.“
Für Jenna waren dies sogar noch weniger annehmbare Argumente als seine vorigen. Sie kam allerdings nicht mehr dazu, ihm zu erklären, dass sie ihn aus diesen Gründen unmöglich heiraten konnte, weil Lieutenant „Leichtfuß“ Harry Hartwell in den Raum gestürzt kam.
„Du Gauner, uns allen diese Frau wegzuschnappen!“, rief er und schlug Garrett herzhaft auf den Rücken. „Aber wenn die Dame töricht genug ist, meinen Antrag auszuschlagen, kann ich mir für sie keinen besseren Mann vorstellen als dich, Major! Jenna, ich wünsche Ihnen beiden Glück bis zum Ende Ihres gemeinsamen Lebens!“
Wie gewöhnlich kam gleich nach Harry auch noch Lieutenant Alastair Percy herein. Jenna fand, er sah äußerst erleichtert aus, dass er nicht gezwungen war, zu seinem eigenen Antrag zu stehen. „Was für großartige Neuigkeiten! Ich wünsche Ihnen beiden von Herzen viel Glück!“
Jenna betete inbrünstig, dass diese schlechte Komödie nicht weitergehen möge, aber zu allem Überfluss schlenderte nun auch noch Lord Anthony herein.
Garrett war von Harry und Alastair in Beschlag genommen, die immer noch begeistert auf ihn einredeten, darum konnte sich Nelthorpe ungehindert umsehen. Der grässliche Mann nutzte die Gelegenheit und schaute sich intensiv im Zimmer um, bevor sein Blick schließlich auf dem Bett des Colonels landete, dessen Überzug noch verknüllt war an der Stelle, wo sie gesessen hatten.
„Aha“, sagte er schließlich und starrte sie mit dem spöttischen Blick an, den sie so verabscheute. „Langsam geht mir auf, was der Anstoß für diese äußerst … überstürzte Bekanntmachung ist.“
Er machte eine kunstvolle Verbeugung vor ihr. „Mir scheint, ich muss mich den Glückwünschen anschließen. Meine Güte, wie sich doch manchmal die Dinge ganz anders entwickeln, als man erwartet hätte.“
Nach dieser rätselhaften Bemerkung wandte er sich Garrett zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Meine allerherzlichsten Glückwünsche, Major. Alastair, Harry, kommt mit. Gönnen wir dem glücklichen Paar ein bisschen Privatsphäre, bevor die Drachen-Lady von draußen hereinkommt und Miss Montague nicht mehr aus den Augen lässt, um – wenn auch verspätet – den Anstand zu wahren.“
Jenna und Garrett schwiegen eine Weile, nachdem die anderen Offiziere hinausgegangen waren. Nach den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden fiel es Jenna schwer, Haltung zu bewahren, und nun konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. Es platzte aus ihr heraus: „Garrett, ich kann dich nicht heiraten!“
Sofort wurde Jenna von ihrem schlechten Gewissen geplagt, als der warme Ausdruck in Major Garrett Fairchilds Augen erstarb.
„Ich bin zwar nur der jüngere Sohn eines Earls und ohne Anspruch auf
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