Historical Saison Band 12
Eine letzte Träne floss aus ihren dunklen Augen, dann holte sie tief Luft. Garrett wurde es warm ums Herz. Sie war wahrhaftig eine gute Soldatenfrau.
Und dann musste er sie ganz einfach küssen. Seine Lippen streiften ganz kurz über ihre Stirn.
Dabei murmelte sie leise und rieb ihre Wange an seinem Uniformrock. Auch wenn es nur ein ganz keuscher Kuss war, gerieten alle seine Sinne in Aufruhr.
Er überlegte, ob es vielleicht klüger war, sie von sich zu schieben – oder ob er leichtsinnig sein und sie noch einmal küssen sollte. Da unterbrach ein lautes Japsen an der Tür seine Überlegungen.
„Jenna Montague! Und Major Fairchild! Was tun Sie da?“
6. KAPITEL
M rs Andersons empörte Miene zeigte überdeutlich, was ihrer Meinung nach in der Schlafkammer vor sich ging, wo sie Jenna Montague in den Armen von Major Fairchild erwischt hatte.
Jenna fühlte sich noch immer etwas benommen, weil sie so heftig geweint hatte, aber Garrett hatte sie doch nur trösten wollen. Sie suchte nach Worten, um Mrs Andersons falsche Anschuldigungen zurückzuweisen.
Bevor sie etwas sagen konnte, fuhr die Frau fort: „Niemals hätte ich von Ihnen so ein … schamloses Verhalten erwartet, kleines Fräulein!“ Ihre anklagende Stimme hallte laut durch die dunkle Kammer, und sie stolzierte auf das Bett zu. „Und Sie, Sir! Vom Stellvertreter des kommandierenden Offiziers hätte ich etwas anderes erwartet, als dass ich ihn dabei erwische, wie er die Tochter seines früheren Commanders verführt. An demselben Tag, an dem der Colonel begraben wurde!“
„Es reicht, Madam!“ Garretts Stimme war leise, aber sie klang drohend wie das Pfeifen einer Schrapnellkugel und durchschnitt die schrillen Töne aus dem Mund der älteren Frau. Mit ruhiger Bestimmtheit setzte er Jenna auf dem Bett ab und erhob sich zu seiner vollen Größe. Er hatte die unverkennbare Ausstrahlung eines Befehlshabers, als er auf Mrs Anderson zutrat, die unwillkürlich einen Schritt zurückwich.
„Sicher sind Sie viel zu klug, Ma’am, um misszuverstehen, was Sie hier gerade gesehen haben – und meine Ehre zu verunglimpfen, oder die der Dame, die gerade eingewilligt hat, meine Frau zu werden.“
Mrs Anderson sah so schockiert aus, wie Jenna sich fühlte. „I…ihre Frau?“
„Ja. Sie können uns gratulieren, und wenn meine Verlobte hier fertig ist, wird sie sicher Ihre Unterstützung bei der Hochzeitsplanung brauchen. Ma’am.“ Garrett verbeugte sich und machte eine ausholende Bewegung mit dem Arm in Richtung der offenen Tür.
Mrs Anderson zögerte einen Moment, aber dann gehorchte sie der Stimme der Autorität. „I…ich gratuliere Ihnen, Major, Jenna. Ja, nun, ich sollte wohl wieder in den Salon zurückgehen.“ Sehr widerstrebend wandte sie sich in Richtung der Tür. Beim ersten Schritt fügte sich aber doch noch mit gekränkter Stimme hinzu: „Persephone wird ziemlich ärgerlich sein. Und Sie, junge Dame, wissen hoffentlich, was Sie tun, wenn Sie einen jüngeren Sohn ohne Anspruch auf einen Titel nehmen, wenn Sie die volle Auswahl auf dem Heiratsmarkt haben könnten. Nichts gegen Sie, Major, ich habe gehört, dass Sie ein guter Offizier sind.“
„Ich werde mich eben bemühen müssen, dass sie ihre Entscheidung nie bereut“, sagte Garrett sanft. Die Frau des Colonels war an der Tür, bevor sich Jenna überlegen konnte, was sie auf die wohlmeinende, aber unerwünschte Einmischung antworten sollte, ohne ihren angeblichen Zukünftigen noch mehr zu beleidigen. „General Wellesley wird nicht begeistert sein!“, trompetete die Dame noch, dann ging sie.
Unzusammenhängende Gedanken und ein Kaleidoskop an Gefühlen wirbelten in Jennas Kopf herum wie trockene Blätter in einem spanischen Wirbelwind. Dann griff sie das wichtigste Thema heraus.
„Garrett, es tut mir so leid wegen Mrs Anderson! Aber du darfst nicht glauben, dass ich auf dieser Verlobung bestehen werde.“
Als er sicher war, dass Mrs Anderson draußen war, trat Garrett wieder näher zu Jenna.
„Wenn überhaupt, dann sollte ich mich bei dir entschuldigen, weil ich dich in so einen Schlamassel gebracht habe. Ich bin natürlich nicht gerade glücklich darüber, das Objekt von Mrs Andersons ordinären Anspielungen zu sein, aber ansonsten bin ich durchaus zufrieden mit der Situation. Sie beschleunigt nur das, was ich sowieso vorhatte.“
Sie brauchte einen Moment, um die Bedeutung seiner Worte zu verstehen. „Du hattest die ganze Zeit vor, mich zu heiraten?“, sagte sie
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