Historical Saison Band 18 (German Edition)
erstaunt. „Ist das denn wahrscheinlich? Sie hat sich doch in letzter Zeit nicht etwa erneut in Jungenkleidung herumgetrieben, oder?“
„Leider doch, mein Freund.“ Die dunkelbraunen Augen des Lords funkelten bedrohlich. „Aber sie wird es nicht wieder tun. Abgesehen davon muss ich einräumen, dass sie guten Grund hatte, so zu handeln. Und darüber wollte ich mit dir sprechen.“
Sein Freund sah ihn gespannt an, und der Viscount verlor keine Zeit, fast alles zu offenbaren, was er über den Tod des siebten Earl of Grenville wusste. „Also sind drei Verdächtige übrig geblieben. Und ich bin zurzeit dabei, zwei von ihnen auszuschließen.“
Charles schüttelte den Kopf. „Weißt du was, Ben? Ich habe erst kürzlich mit Louise und meiner Mutter über diese Überfälle gesprochen, weil ich mich gefragt habe, ob sie in einem Zusammenhang stehen. Aber wie zum Teufel verkaufen sie die Juwelen? In London wäre bestimmt niemand so dumm, derartig bekannte Schmuckstücke zu erwerben, oder?“
„Nein, es geht alles auf die andere Seite des Kanals. Und genau deshalb benötige ich deine Hilfe.“ Der Viscount schaute seinen Freund unbeirrt an. „Du musst wissen, dass dein Cousin Henri bei diesem Geschäft die Finger im Spiel hat.“
Charles wirkte nicht allzu überrascht. „Ich nehme an, du hast Beweise.“
„Nur das, was Georgie selbst herausfinden konnte. Ich vermute allerdings, dass er sich gerade jetzt, wo wir miteinander sprechen, in Frankreich aufhält und versucht, einen Käufer für Lady Chalmondleys Smaragde zu finden. Jemand beobachtet für mich den Hafen, um mich über seine Rückkehr zu informieren. Seine weiteren Schritte werden dann genau überwacht. Allerdings könntest du uns in Bezug auf Henri sehr hilfreich sein.“
„Natürlich, ich werde tun, was ich kann. Gleichwohl habe ich seit fünf oder sechs Jahren nichts mehr von ihm gehört“, gab Charles zu bedenken. „Ich glaube, er wohnt noch immer in London, aber ich könnte dir nicht einmal sagen, in welchem Stadtteil.“
„Es sollte nicht allzu schwierig sein, seine Adresse ausfindig zu machen. Ich werde dir in den nächsten Tagen schreiben. Dann kannst du ganz zwanglos mit ihm in Verbindung treten, ohne dass er Verdacht schöpft. Anscheinend ist auch noch ein Verwandter von ihm in den Verkauf der Edelsteine verwickelt.“
„In Frankreich leben noch eine ganze Reihe seiner Cousins“, bestätigte Charles. „Allerdings habe ich nie einen von ihnen kennengelernt.“
„Das ist unwichtig. Bitte melde dich einfach bei Henri, sobald er zurückgekehrt ist, und schau, ob du etwas in Erfahrung bringen kannst. Auch die kleinste Bemerkung, die er macht, kann sich als wichtig herausstellen und uns letztlich zum Kopf der Bande führen.“
Charles schüttelte den Kopf, als traute er seinen Ohren kaum. „Und du sagst, Georgie hat selbst aufgedeckt, dass Henri an der ganzen Sache beteiligt ist? Wie zum Teufel ist ihr das gelungen?“
„Würdest du es glauben, wenn ich dir erzählte, dass sie eine schäbige Taverne im Osten der Stadt aufgesucht hat, in der die Beute an deinen Cousin übergeben wurde?“
„Du lieber Himmel!“
„Ganz recht!“, bestätigte Fincham lächelnd. „Zufällig habe ich sie ausgerechnet an diesem Abend überredet, sich mit mir zu verloben.“
„Wie …?“ Charles versuchte gar nicht erst, sein Erstaunen zu verbergen. „Bedeutet das, sie wollte sich eigentlich gar nicht verloben?“
Der Viscount überlegte einen kurzen Moment. „Ich bin mir nicht vollkommen sicher, alter Freund. Ich kann dir nur so viel verraten, dass sie eine Hochzeit zwischen uns niemals ernsthaft in Betracht gezogen hat.“ Das Lächeln schwand aus seinem Gesicht und er wurde plötzlich sehr ernst. „Du musst wissen, Charles, dass Georgie die Verlobung für eine Farce hält, die ich nur ersonnen habe, um jeden Zweifel auszuräumen, an der Ermordung ihres Patenonkels beteiligt gewesen zu sein. Sicher erinnerst du dich, dass ich einer der sogenannten Fünf bin.“
Charles wusste nicht mehr, woran er war, und verlieh seiner Ratlosigkeit Ausdruck. „Sie verdächtigt dich doch nicht etwa?“
„Nein, das nicht“, erwiderte der Viscount überzeugt.
„Warum sagst du ihr dann um Himmels willen nicht die Wahrheit?“
„Was? Dass ich mich beinah von Anfang an in sie verliebt habe?“ Er lächelte wehmütig. „Ich werde dir verraten, weshalb, Charles … Weil ich ein verfluchter Feigling bin, deshalb! Die Erfahrungen in der Vergangenheit haben
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