Historical Saison Band 18 (German Edition)
Maße.“
„Es lag nie in meiner Absicht, jemanden zu verletzen, Fincham. Ich hoffe, dass Sie mir das glauben“, beteuerte der Baron und trat zielstrebig zu seinem Schreibtisch, als habe er gerade in diesem Moment eine Entscheidung gefällt. „Leider habe ich mich seit meiner Heirat an jeden nur erdenklichen Komfort gewöhnt. Als ich aufgrund meiner Spielleidenschaft Schulden machen musste, ging mir das Geld aus. Ich wollte meine Gewohnheiten auf keinen Fall ändern, auch wenn das bedeutete, gegen das Gesetz zu verstoßen und das Leben anderer aufs Spiel zu setzen … Ich war sogar gewillt, Ihren Tod in Kauf zu nehmen, um dieses Collier an mich zu bringen.“ Er lachte leise. „Ja, ich bin ein verachtenswerter Zeitgenosse, nicht wahr?“
Lord Chard öffnete eine Schreibtischschublade und starrte mit finsterer Miene auf deren Inhalt. „Sicher verstehen Sie, dass ich diese Unterredung nicht weiter in die Länge ziehen will. Mir bleibt nur noch, Ihnen dafür zu danken, dass Sie mir mehr Beachtung geschenkt haben, als ich verdient habe. Leben Sie wohl.“
Der Viscount hegte seinerseits nicht den Wunsch, länger zu verweilen, und ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Als er die Straße erreichte und sich in Richtung Berkeley Square wandte, sah er wie die beiden Männer, die das Haus bewacht hatten, die Straße überquerten. Er drehte sich kein weiteres Mal um.
Als er am nächsten Vormittag der Countess of Grenville die Ereignisse des vergangenen Tages schilderte, nahm diese seinen Bericht scheinbar unbeteiligt entgegen. Ihre Haltung verriet kaum Gefühle, geschweige denn Genugtuung. In der Tat verstrich einige Zeit, bis sie das Wort ergriff.
„Ich stehe schwer in Ihrer Schuld, Lord Fincham, und ich bin Ihnen zutiefst dankbar. Ich erinnere mich, dass Georgiana gestern nach ihrer Rückkehr etwas erwähnte, dessen Bedeutung ich erst jetzt zur Gänze verstehe. Sie sagte, sie sinne nicht länger auf Rache. Und dieses Gefühl kann ich im Augenblick vollkommen nachvollziehen. Es bereitet mir keinerlei Satisfaktion, Lord Chard hängen zu sehen. Ich bedaure nicht, dass Sie ihm die Möglichkeit gegeben haben, sich selbst das Leben zu nehmen.“
„Ich habe keine Ahnung, ob er davon Gebrauch gemacht hat, Madam. Falls nicht, befindet er sich jetzt definitiv in den Händen der Staatsgewalt.“
Die alte Countess war keine Frau, die häufig lächelte. Doch dem Viscount schenkte sie eines ihrer seltenen Lächeln und bekundete damit ihre unbedingte Anerkennung für sein Handeln. „Und welche Zukunftspläne haben Sie nun nach diesem bemerkenswerten Erfolg? Beabsichtigen Sie, wie meine Enkelin und ich, in London zu bleiben und den Rest der Saison zu genießen?“
Er lächelte ein wenig verzagt. „Ich kann nicht länger nur an mich denken, Madam. Viel wird von meiner Verlobten abhängen. Wenn es allerdings nach mir geht, sollten wir mit der Heirat nicht länger warten.“
Wieder lächelte die Witwe, diesmal ein wenig selbstzufrieden. „Ich habe auch nicht recht glauben wollen, dass mich mein Urteilsvermögen derartig im Stich lässt.“
Es war weniger der Inhalt dieser Bemerkung als vielmehr der Ton, in dem sie geäußert worden war, der den Viscount misstrauisch machte. Etwas war nicht in Ordnung … Ja, etwas lief ganz entschieden falsch!
Mit gerunzelter Stirn warf er einen Blick zur Tür. „Wo ist Georgiana? Macht sie gemeinsam mit Lady Sophia Besuche?“
„Meine Enkelin besucht heute Morgen tatsächlich einige Bekannte“, bestätigte die alte Dame, bevor sie die für ihn wirklich wesentliche Frage beantwortete. „Doch ich bedaure, Ihnen sagen zu müssen, dass Georgiana sie nicht begleitet. Sie hat die Stadt gleich heute früh in einer gemieteten Kutsche verlassen.“
„Zur Hölle!“, fluchte er, alle guten Manieren außer Acht lassend, und stand sofort auf. „Wohin zum Teufel ist sie gefahren?“
„Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen“, erwiderte die Witwe. Sie ignorierte seinen aufgebrachten Blick und erhob sich ebenfalls. Dann ging sie zum Kaminsims, ergriff den funkelnden Gegenstand, der dort lag, und legte ihn behutsam in die rechte Hand ihres Besuchers.
„Was will sie mir, verflucht noch einmal, damit bedeuten?“, verlangte er zu wissen und starrte ungläubig auf den mit Edelsteinen besetzten Verlobungsring.
Die alte Dame betrachtete ihn ein wenig verärgert. „Für einen hochintelligenten Mann sind Sie manchmal erstaunlich begriffsstutzig, Mylord. Was wird sie wohl damit meinen? Sie
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