Historical Saison Band 18 (German Edition)
entbindet Sie von der Verlobung, die sie die ganze Zeit nur für einen Schwindel gehalten hat, der dazu diente, ein bestimmtes Ziel zu erreichen … War das alles tatsächlich nur zum Schein, Mylord?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, soweit es mich betrifft, war es das nicht“, gestand er leise.
„Nun, das dachte ich mir. Gleichwohl habe ich nicht versucht, Georgiana zu überzeugen. Ich glaube, sie muss es von Ihnen persönlich hören, denn sie ist des festen Glaubens, dass ihre Liebe einseitig sei und nicht erwidert würde. Mir ist bekannt, dass Sie kein Gentleman sind, der das Herz auf der Zunge trägt. Aber haben Sie ihr denn niemals Ihre Gefühle offenbart?“
Er schwieg einen Moment, bevor er antwortete: „Nicht direkt, nein.“
Die Witwe seufzte tief, als sie zu ihrem Sessel zurückkehrte. „Ich habe mich einmal in Herzensangelegenheiten eingemischt und mir geschworen, diesen Fehler nie zu wiederholen. Allerdings bin ich bereit, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen. Wenn Sie meinen Rat hören wollen, Mylord, sollten Sie das Mädchen, das Sie zur Frau nehmen wollen, unverzüglich ausfindig machen und ihm Ihre Gefühle bekennen.“ Sie seufzte erneut. „Ich wünschte nur, ich könnte Ihnen einen Hinweis geben, wo Sie am besten suchen sollen.“
Eine Weile betrachtete er die alte Dame schweigend. „Sie haben wirklich keine Vermutung, wohin Sie gefahren sein könnte?“
„Sonst würde ich es Ihnen ja sagen“, beteuerte sie. „Ich nehme an, Georgiana hat es mir bewusst nicht anvertraut, damit ich Ihnen keinen Hinweis geben kann. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass sie so töricht ist, zu ihrem Zuhause in Gloucestershire zurückzukehren oder in meinem Haus in Bath Zuflucht zu suchen. Ihr ist bestimmt bewusst, dass man an diesen Orten zuerst nach ihr suchen würde. Ich erinnere mich jedoch an eine Bemerkung ihrerseits, dass sie zu einer Person fahren würde, mit der sie erst seit Kurzem eine Freundschaft verbindet und die so liebenswürdig sein würde, ihr so lange wie notwendig eine Rückzugsmöglichkeit zu gewähren.“
„Wenn dem so ist, muss ich mich augenblicklich von Ihnen verabschieden, Madam. Vermutlich wird es schwierig, herauszufinden, welche Route eine alleinreisende Dame, die heute früh aufgebrochen ist, genommen hat – aber es ist nicht unmöglich.“ An der Tür hielt er kurz inne. „Sie ist doch allein aufgebrochen, nehme ich an?“
„Sie hat nur ein paar Sachen mitgenommen. Digby hat sie nicht begleitet, er ist noch hier.“
„Dann werde ich ihn mir unverzüglich vorknüpfen, Madam.“
Georgiana saß an den weit geöffneten französischen Fenstern und wedelte sich mit der Zeitung, die sie am Frühstückstisch eingehend studiert hatte, Luft zu. Der Juli hatte mit einer geradezu tropischen Hitze begonnen, die nicht nachzulassen schien.
„Ich bin wirklich froh, London verlassen zu haben, Eleanor. Jetzt ist es dort bestimmt unerträglich.“
Lady Eleanor, die ruhig auf dem Sofa saß, schaute von ihrer Näharbeit auf. „Bist du ernsthaft froh, Georgie? Wäre es nicht doch besser gewesen, du hättest erst mit Ben gesprochen, anstatt ein zweites Mal vor ihm zu fliehen?“
Seit Georgiana vor einer Woche auf Lady Eleanors bezauberndem Landsitz angekommen war, hatte sie reichlich Zeit zum Nachdenken gehabt. Überdies hatte sie der Freundin alles erzählt, was sich seit der ersten Begegnung mit dem Viscount ereignet hatte. Als würden sie sich schon seit Jahren kennen, hatten Eleanor und sie gemeinsam gelacht und geweint. Doch obgleich sie einander so nahestanden, hatte Eleanor ihre Freundin nicht überreden können, Lord Fincham zu schreiben.
Georgiana schüttelte den Kopf. „Ich wäre gern wie meine Mutter, die zum Wohle anderer den Mann, den sie liebte, von der Verlobung entbunden hat.“ Sie lächelte zaghaft. „Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich ihre Charakterstärke besitze. Wie du weißt, kann dein Schwager sehr überzeugend sein. Und da er ausgesprochen ehrenhaft ist, hätte er mich vermutlich geheiratet.“ Sie hob die linke Hand zu einer hilflosen Geste. „Oh, er mag mich schon ganz gern, vielleicht sogar sehr gern, bilde ich mir wenigstens ein. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass bei dieser Verbindung wirkliche Liebe von seiner Seite fehlen würde. Nein, es ist besser so! Und mit der Zeit wird er das auch zu schätzen wissen.“
Sie stand auf und stellte sich an das Fenster, um die schwache Brise, die gerade aufkam, zu
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