Historical Saison Band 18
sie in weiser Voraussicht bereits in London eingesteckt hatte, aus der Tasche, rollte aus ihrem Versteck und schoss. Dem Räuber auf dem Pferd fiel die Waffe aus der Hand. Einen Moment lang blieb er fassungslos im Sattel sitzen und umklammerte das verletzte Handgelenk. Im nächsten Augenblick hatte der Viscount ihn zu Boden befördert, wo er ihn mit einem einzigen Kinnhaken bewusstlos schlug.
„Verflucht feiner Schuss, Miss Georgie!“, rief Digby anerkennend, während der Lord wirkte, als ob ihn soeben der Schlag getroffen hätte.
„Guter Schuss! Dir werde ich was erzählen!“, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen, während er die Pistole des niedergestreckten Räubers vom Boden aufhob. Dann ging er zu den anderen drei Schurken und entfernte die Schusswaffen aus deren Reichweite. „Wie zum Teufel bist du hierhergekommen?“, wollte er wissen. Dann wandte er sich mit bedrohlicher Miene an den unglückseligen Digby. „Waren Sie daran beteiligt?“
„Natürlich nicht“, nahm Georgiana ihren Diener in Schutz. „Er bemerkte mich erst, als er vorhin abstieg, um das Gatter zu öffnen.“
Der Viscount dachte einen Moment nach. „Du hast London aber nicht mit uns gemeinsam verlassen.“
„Nein“, bestätigte sie. „Ich bin erst im Laufe des Nachmittags aufgebrochen. Ich ritt auf deinem kräftigen braunen Hengst zum ‚White Hart‘.“
Wer weiß, wie Lord Fincham auf diese Unverschämtheit reagiert hätte, wäre seine Aufmerksamkeit nicht anderweitig in Anspruch genommen worden. Aber gerade in diesem Augenblick ritten die Männer des Magistrats von Liphook auf sie zu, und auch Digby wies eindringlich darauf hin, dass Perkins’ Verletzung versorgt werden müsse.
„Es ist nur ein Kratzer“, beteuerte Perkins, doch sein Herr befahl ihm, die Zügel an Digby weiterzugeben und vom Kutschbock zu steigen.
Der Viscount bestand darauf, dass die Wunde sofort versorgt wurde. Georgiana übernahm diese Aufgabe, während er selbst mit dem alten Offizier sprach, den der Magistrat zu seiner Unterstützung geschickt hatte. Als er sich wieder zur Kutsche umdrehte, hatte Georgiana aus ihrem Taschentuch eine Kompresse gemacht und Perkins geschickt verbunden.
„Es ist in der Tat nicht viel mehr als ein Kratzer“, bestätigte sie. „Dennoch sollte die Wunde anständig gereinigt werden. Und selbstverständlich ist Perkins jetzt nicht in der Lage, die Pferde zu lenken. Sonst fängt der Arm gewiss wieder an zu bluten.“
„Ich bin durchaus in der Lage, mit meinem eigenen Gespann klarzukommen, Perkins“, versicherte Lord Fincham dem Kutscher, der gerade protestieren wollte. „Die Männer des Magistrats kümmern sich hier um alles, sodass ich nach London zurückkehren kann. Ich muss vor Anbruch der Dunkelheit dort sein. Es gibt schließlich noch ein anderes Mitglied der Räuberbande, das dringend in Gewahrsam genommen werden muss. Nichtsdestotrotz können wir kurz beim ‚White Hart‘ anhalten, damit die Wunde richtig versorgt wird.“ Er warf Georgiana einen finsteren Blick zu. „Außerdem muss ich zurück zum Gasthof, um meinen preisgekrönten Hengst abzuholen! Und glaube ja nicht, ich werde dir diese Ungeheuerlichkeit einfach so durchgehen lassen, mein Mädchen!“, fügte er sicherheitshalber hinzu, bevor er den Kutschenverschlag zuschlug und auf den Kutschbock stieg.
Obwohl der Viscount sich beim Lenken des Vierergespanns ausgesprochen geschickt anstellte, war es bereits Abend, als sie London endlich erreichten. Für lange Verabschiedungen blieb keine Zeit, und Georgiana konnte nur kurz winken. Während sie die Hand seufzend sinken ließ, hatte sich der Lord bereits wieder vom Haus der Grenvilles entfernt.
Digby bereitete der melancholische Zustand seiner Herrin weniger Sorge als deren unschickliche Aufmachung. Daher betrat er als Erster das Haus durch den Hintereingang und stellte sicher, dass die Luft rein war. Dann führte er sie eilig die Hintertreppe bis zu ihrem Zimmer hoch. Georgiana legte angemessene Kleidung an und suchte unverzüglich die verwitwete Countess auf.
Die alte Dame schien über Georgianas Erscheinen in ihrem Schlafzimmer alles andere als erfreut. Sie schickte ihre Zofe hinaus, bevor sie der jungen Frau einen strengen Blick zuwarf. „Ich nehme an, Sie wollen mir eine vernünftige Erklärung geben, weshalb Sie die Stadt verlassen haben – zumindest eine, die zufriedenstellender ist als jene, die sie mir in Ihrer kurzen Nachricht hinterlassen haben?“
Obgleich sie Verständnis für
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