Historical Saison Band 18
Achtung entgegenbringen, solange sie zusammen waren. Stattdessen zeigte er ihr, wie wenig er von ihr hielt. Und er hörte nicht auf, sie bis zur Tollheit zu erregen. „Verflixt, lass mich los!“ Sie gab ihm einen unsanften Schubs und kniff die Augen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten. Nein, er sollte nicht sehen, wie sehr er sie getroffen hatte. „Läute sofort nach der Zofe!“
„Wenn du darauf bestehst.“ Eine steile Falte erschien an seiner Nasenwurzel, doch er ließ Pompeia los. „Obwohl es keine Rolle spielt. In ein, zwei Tagen sind wir ohnehin verheiratet.“
„Verheiratet?“, wiederholte sie tonlos.
James starrte sie an. Was hatte sie denn? Sie wurde so weiß wie das Laken auf dem Feldbett und taumelte zurück.
Ach ja, wahrscheinlich wünschte sie sich eine Trauung in der Kathedrale von St. George, mit Brautkleid und dem üblichen Drum und Dran, das Frauen so unverzichtbar fanden. „Es tut mir leid, Liebste. Ich nehme an, du träumst von einer großen Hochzeit in London, mit all deinen Verwandten und Freunden, aber unter den gegebenen Umständen haben wir keine Wahl. Sobald meine Großmutter abgereist ist, besorge ich uns eine Sonderlizenz und wir heiraten unverzüglich. Dann hat das Täuschungsmanöver ein Ende, und wenn wir Großmama das nächste Mal sehen, sagen wir ihr die Wahrheit.“
„Nein!“ Die Hände abwehrend erhoben, trat Pompeia noch weiter von ihm zurück. „Wir können nicht heiraten. Das kann ich nicht. Ganz bestimmt nicht.“
Er wurde wütend. Wütender als je zuvor in seinem Leben. „Was soll das heißen?“, brüllte er außer sich.
Bestürzt starrte sie ihn an, ohne indes nachzugeben. „Ich bedaure, James, aber …“
Es klopfte leise an der Tür des Schlafgemachs. Immer noch wütend, stapfte James aus dem Ankleidezimmer. „Wer zum Teufel ist da?“
„Miss Sally schickt mich.“
„Komm in fünf Minuten wieder“, wies James die Zofe an, während er hastig nach seinen Breeches griff und sie anzog.
Pompeia erschien im Türrahmen. „Siehst du? Sally hält mich noch für unberührt.“
James starrte die einzige Frau, die er je hatte heiraten wollen, finster an. Was für ein Narr er war! Er hatte recht gehabt, sich niemals binden zu wollen. Ohne seine Familie war er besser dran gewesen. In Amerika hatte er seine Ruhe gehabt, und sich dabei blendend gefühlt.
„Bitte, James …“ Pompeia streckte eine Hand aus, wie um ihn zu berühren, doch er wich zurück. Besser nicht. Sein – gerechtfertigter – Zorn verflüchtigte sich bereits, und James geriet erneut in ihren Bann.
„Lass uns später darüber reden.“ Schweigend kleidete er sich zu Ende an und verließ den Raum.
Im Laufe des Vormittags ließ seine Wut nach, dafür nahm der dumpfe Schmerz in ihm zu. Ein weiteres Mal von hier fortzugehen, würde ihm nicht helfen, das erkannte er rasch. England war seine Heimat, und er liebte seine Familie, trotz all der Fehler, die jeder Einzelne von ihnen hatte. Egal ob Pompeia in die Heirat mit ihm einwilligte oder nicht, er musste die Angelegenheit auf eine zivilisierte Art regeln, genau wie alle zukünftigen Probleme.
Er verbrachte Stunden damit, darüber nachzugrübeln, aber er konnte sich nicht erklären, weshalb sie ihn abgewiesen hatte. Selbst wenn sie nicht in ihn verliebt war, würde sie doch sicher die Vorteile einer Heirat sehen. Sie waren beide intelligent und von guter Herkunft. Im Bett passten sie ebenfalls wunderbar zusammen. Was war so schrecklich daran, ein behütetes Leben als seine Ehefrau zu führen, dass sie sich lieber als Gouvernante verdingen wollte?
Unterdessen spielte Pompeia ihre Rolle so perfekt und mit solch ruhiger Würde, dass es ihm zu Herzen ging. Allerdings zeigte sie keinerlei Bereitschaft, unter vier Augen mit ihm zu reden. Stattdessen hielt sie jedes Mal, wenn er ihr nahe kam, den Stickrahmen vor sich wie einen Schild.
Irgendwann reichte es ihm. „Genug gestickt für heute, wir machen einen Spaziergang“, bestimmte er, zog sie auf die Füße und legte sich ihre linke Hand in die Armbeuge.
„Ich bin beschäftigt“, entgegnete sie und wollte sich von ihm lösen. „Ein andermal vielleicht.“
„Ich möchte dir das Anwesen zeigen“, erklärte er im ruhigsten Ton, den er aufbringen konnte, obwohl er sie am liebsten angebrüllt und ihr gesagt hätte, dass sie ihn besser heiratete, weil es sonst etwas setzte. Was, wusste er allerdings auch nicht.
„Geh ruhig, Pompeia.“ Seine Mutter lächelte aufmunternd. „Die
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