Historical Saison Band 18
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Just in diesem Moment vernahm er ein leises Klopfen an der Tür, bat herein und beobachtete, wie das Mädchen schüchtern das Zimmer betrat. Sie warf ihm nur einen sehr flüchtigen Blick zu und starrte dann entschlossen zu Boden. Selbst von seinem Stuhl aus konnte er erkennen, dass ihre Wangen sich röteten. Sicherlich war sie wegen des Vorfalls im Ankleidezimmer noch immer sehr verlegen. Aber sie hat es nicht besser verdient! entschied er unnachsichtig.
„Komm her, mein Kind. Ich möchte mit dir über deine Pflichten sprechen … nein, hierher“, fügte er hinzu, als sie stehen blieb, wo sie war. „Ich habe nicht vor, so laut zu sprechen, dass ich heiser werde.“
Als sie schließlich vor seinem Schreibtisch stand – scheinbar noch immer unfähig, ihn anzusehen – wies er mit einer einladenden Geste auf einen daneben stehenden Stuhl und sagte: „Nimm doch bitte Platz.“
Von Anfang an hatte sie ihm gegenüber eine gewisse Vorsicht walten lassen. Offensichtlich misstraute sie ihm jetzt erst recht und das gefiel ihm gar nicht – nein, ganz und gar nicht! Wenn er jemals die Wahrheit über sie in Erfahrung bringen wollte, musste er ihr Vertrauen gewinnen. Er war dazu fest entschlossen und nicht nur, um seine Neugier zu befriedigen.
Zögerlich setzte sie sich.
„Von meinem Kammerdiener habe ich erfahren, dass du heute schon in der Küche warst. Daher ist dir sicher aufgefallen, dass wir einen Hund im Haus haben.“
Endlich schaute sie ihn an, wenn auch nur kurz. „Ja, Mylord – Ronan.“
„Ah, also habt ihr euch schon kennengelernt – gut! Ich hoffe, du kommst mit ihm klar. Fremden gegenüber, vor allem wenn sie jünger sind, zeigt er sich nicht immer von seiner besten Seite.“
„Wir hatten keine Probleme miteinander. Ich gab ihm einen Knochen, was natürlich hilfreich war. Ihre Köchin war darüber nicht erfreut, weil sie die Schweinerippe eigentlich in die Suppen geben wollte. Aber sie hat mir verziehen, als ich ihr anbot, beim Erbsenschälen zu helfen.“
Niemals in seinem Leben hatte je ein Bediensteter versucht, ihn mit Vorgängen aus dem Küchentrakt zu unterhalten. Doch diese ungeheuerliche kleine Dame schien dies für das Normalste von der Welt zu halten! Ihr Verhalten amüsierte und faszinierte ihn. Er war weit davon entfernt, verärgert zu sein, und beschloss, sie ein wenig zu necken.
So lehnte er sich im Stuhl zurück und tat erstaunt. „Bis heute wusste ich gar nicht, dass Erbsen Schalen haben. Ich dachte, nur Austern und einige andere Meerestiere würden mit solch harten Hüllen geliefert. Was nur beweist, dass man nie auslernt.“
Nur mit größter Mühe konnte er zum zweiten Mal an diesem Tag einen Lachanfall unterdrücken, als er ihre ebenso ungläubige wie bestürzte Miene sah.
„Sie haben sich natürlich nur einen Scherz erlaubt“, stellte sie ein wenig verdrießlich fest.
„Ja, in der Tat, mein Kind“, bestätigte er. „Ich bin allerdings erfreut zu hören, dass du und Ronan aneinander Gefallen findet. Ich möchte nämlich, dass du ihn in deine Obhut nimmst, wenn er nicht gerade bei mir ist. Führe ihn aus, aber halte ihn an der Leine, solange ihr auf einer Straße unterwegs seid. Es würde mich sehr erzürnen, wenn er durch eine Kutsche oder ein Fuhrwerk zu Schaden käme. Und um Himmels willen lass ihn im Green Park nicht in der Nähe der grasenden Kühe frei! Ich möchte nicht vom Magistrat der Stadt London in Kenntnis gesetzt werden, dass er die Herde in Panik versetzt hat.“
Sie kicherte. Es war ein fröhlicher und ansteckender Klang, der ihn zum Lächeln brachte. Dann musterte sie ihn eine ganze Weile lang mit ihren unglaublichen Augen, bevor sie den Blick senkte und auf den Schreibtisch starrte.
„Ist dies meine einzige Aufgabe, Mylord?“
„Nein, ich möchte, dass du mich hin und wieder begleitest, wenn ich ausgehe.“
Sie schaute hoch und ihr Blick hielt ihn gefangen. „Meinen Sie das ernst, Sir?“
„Natürlich, sonst hätte ich es ja nicht gesagt“, erwiderte er und ergriff seine Feder, um sich seiner Korrespondenz zu widmen. „Bis du allerdings neue Kleidung bekommen hast, kannst du deine Bemühungen ganz auf Ronan konzentrieren.“
„Jawohl, Mylord.“ Sie stand auf und ging zur Tür. „Ich werde erst einmal schauen, ob ich Mrs Willard überreden kann, ihn öfter in die Küche zu lassen. Ich glaube, gewöhnlich sperrt sie ihn tagsüber in der Spülküche ein.“
„Wirklich?“, antwortete Lord Fincham geistesabwesend,
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