Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
austeilen“, antwortete er.
„Du wirst nicht versuchen, meinen Bruder zu retten.“
„Ich werde kein unnötiges Risiko eingehen.“
Er griff nach ihrem Arm. „Du wirst
überhaupt kein
Risiko eingehen!“
„Und wenn dein Bruder entkommt“, fuhr sie fort, obwohl sie in ihrem Herzen Angst verspürte, „dann sollte er Nicolette besser mitnehmen.“
„Joan!“
Mit festem Blick sah sie ihm in die Augen. „Du kannst mich nicht kontrollieren, Edmund. Ich werde tun, was ich für das Beste halte.“
„Deine Dummheit wird dazu führen, dass dein Hals in einer Schlinge landet.“
„
Wieso
glaubst du, klüger und vernünftiger zu sein als ich?“ Wieder entzog sie sich seinem Griff und entfernte sich ein Stück von ihm. „Ich möchte genauso wenig von Onkel Henry erwischt werden wie du. Ich werde keine unnötigen Risiken eingehen, aber wenn ich die Chance sehe, die beiden in Sicherheit zu bringen, dann werde ich sie nutzen.“
Er drückte sich die Hände vors Gesicht, dann ließ er sie langsam sinken. „Versprich mir eines.“
„Was denn?“, fragte sie skeptisch.
„Wenn du Gerald und Nicolette aus Woldingham herausbringen kannst, dann begleite sie. Bleib nicht dort zurück, wo du dem Zorn deines Onkels ausgesetzt bist.
Ich werde dafür sorgen, dass du unversehrt zu deiner Familie zurückkehren kannst.“
„Ich werde es versuchen.“
„Versprich es mir.“
„Ich verspreche, es zu versuchen.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Wenn es darum geht, wer von euch beiden fliehen kann und wer nicht, dann wirst du bleiben und dich deiner Strafe stellen.
Habe ich recht?“
„Würdest du nicht ebenso handeln?“
„Mit mir hat das nichts zu tun.“ Edmund erhob sich, um seine Hose anzuziehen und zuzuschnüren. Dabei drehte er ihr den Rücken zu.
Auch Joan begann sich anzukleiden und fühlte sich nicht annähernd so elend, wie es hätte der Fall sein müssen. Ihr hatte der geistige Wettstreit genauso gefallen wie zuvor der körperliche, außerdem gefiel es ihr, wie besorgt er um sie war.
Er hatte recht. Sie war wirklich eine ungewöhnliche Frau.
Ihr Hemd hatte sie die Nacht über anbehalten, aber all ihre übrige Kleidung lag in der Höhle verstreut. Während sie sie einsammelte und anzog, schaute sie immer wieder zu Edmund und labte sich an seiner Schönheit.
Er gehörte ihr. Tief in ihrem Inneren wusste sie das, obwohl ihr auch klar war, dass ein gemeinsames Glück für sie beide vielleicht nicht möglich sein würde.
Unglaublich, dass sie sich nach dieser kurzen Zeit so sehr miteinander verbunden fühlten, und doch war es der Fall. Aber dieses Gefühl zerrte jetzt schon an ihr wie eine schmerzhafte Wunde.
Sie wusste, er empfand genau wie sie. Darum wollte er auch versuchen, sie nach Woldingham zurückzubringen. Er brachte sich damit in Gefahr, und selbst wenn er erfolgreich sein sollte, würde das seine Position schwächen.
Er
mochte ja daran glauben, dass Onkel Henry seinen Bruder nicht zu Tode foltern würde, aber sie war sich da nicht ganz so sicher.
Joan streifte ihr Kleid über den Kopf. „Ich glaube, du solltest mich nach Mountgrave mitnehmen und einen Austausch in die Wege leiten.“
Er drehte sich zu ihr um. „Das war nicht dein ursprünglicher Plan.“
„Ich habe meine Meinung geändert. Dein Bruder könnte zu Tode kommen.“
„Wenn diese Gefahr droht, werde ich zweifellos das Banner für sein Leben hergeben.
Für seine Unversehrtheit und seine Heirat mit Nicolette.“
Angesichts dieser Lösung für die ganze Misere hätte Joan große Erleichterung verspüren sollen, doch Edmund war anzusehen, wie sehr ihn seine eigenen Worte schmerzten.
„Du willst deinen Schwur brechen?“, flüsterte sie.
Er setzte sich hin, um seine Stiefel anzuziehen. „Welche Wahl bleibt mir, wenn er mir andernfalls meinen Bruder in kleinen Stücken zurückgibt?“
Erschrocken legte sie eine Hand vor den Mund, da sie wusste, dass ihr Onkel dazu in der Lage war. „Aber dann …“
„Keine Widerworte“, unterbrach er sie. „Du verschwendest nur Zeit.“ Er kam zu ihr und küsste sie. Als er sie wieder losließ, taumelte sie leicht und sah ihm zu, wie er zu seiner Rüstung ging, um der Goldene Löwe zu werden, der ihr nicht gehörte. Um zu dem Mann zu werden, der sein Wort und seine Ehre aufs Spiel setzen würde, um ihr die beste Chance auf Sicherheit zu bieten.
„Aber das ergibt doch keinen Sinn!“, rief sie.
Abrupt drehte er sich zu ihr um. „Joan, du bist die Einzige von uns
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