Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
Fest zu genießen.“
Da es nichts anderes gab, was sie augenblicklich tun konnte, kam Joan seiner Bitte nach, wobei sie sich vor allem an der Gegenwart von Sir Almar zu ihrer Rechten erfreute. Obwohl er ein ruhiger Mann war, unterhielt er sich über eine ganze Reihe alltäglicher Themen mit ihr und unterstützte ihre Freude an den Jongleuren, Zauberern und Gauklern. Von Zeit zu Zeit forderte auch Lord Edmund ihre Aufmerksamkeit ein, indem er einen höflichen Kommentar oder eine Frage an sie richtete oder sie mit weiteren Köstlichkeiten versorgte. Mehr als das geschah nicht, aber sie wusste auch, warum er sich ihr nur hin und wieder widmete. Er war der Mittelpunkt seiner Welt, und er stand unter ständiger Beobachtung, also durfte er nicht den Eindruck erwecken, als sei sie ihm wichtiger als sonst jemand im Saal.
Andererseits wären die Gäste argwöhnisch geworden, hätten sie beide sich gegenseitig völlig ignoriert.
Ihm blieb keine andere Wahl, und das wusste sie nur zu gut. Selbst wenn er es wirklich wollte, konnte er sie nicht heiraten. Und wenn der Austausch nicht stattfand, musste sein Bruder im Gefängnis bleiben, wo man ihn womöglich folterte oder gar hinrichtete. Sie wusste auch so um Edmunds Versuch, ihre Sicherheit zu fordern und jegliche Bestrafung abzumildern, doch er musste sie ihrem Onkel übergeben, und sobald die Weihnachtszeit vorüber war, würde Onkel Henry sich nicht länger gnädig zeigen.
Und natürlich war davon auszugehen, dass Nicolette schon jetzt bei Wasser und Brot eingeschlossen worden war.
Sie fragte sich, ob man in Woldingham wohl überhaupt feierte. Und ob Nicolette bereits gezwungen worden war, ihre wahre und viel größere Sünde zu gestehen.
Bei dem Gedanken verging ihr jeglicher Appetit, und sie verspürte einen Anflug von Übelkeit.
Plötzlich fühlte sie eine warme Hand auf ihrer, was durch die aufwendige Tischdekoration sonst keiner im Saal sehen konnte. Sie sah ihn an, ihre Blicke trafen sich kurz, und sie bemerkte in seinen Augen das gleiche Wissen, das schwer und bitter auf ihr lastete. Sie waren beide machtlos in diesem Geflecht aus Ereignissen, die von anderen ausgelöst, von ihnen selbst aber noch weiter verstrickt worden waren.
Dann wurde die Musik schneller und schwungvoller, die Gaukler verließen den freien Raum in der Mitte des Saals, damit dort getanzt werden konnte.
„Ich wünschte, ich könnte Euch zu einem Tanz führen, Lady Joan.“ Es war eine höfliche Nichtigkeit, dennoch klammerte sie sich an die Hoffnung, in seinem Gesicht einen Hauch von ehrlichem Bedauern zu sehen. Sie musste daran glauben, dass seine Gefühle wahr und dauerhaft waren. Dass es nicht nur an der Höhle und an der Nacht gelegen hatte.
„Ich bin nicht in der Stimmung zum Tanzen, Mylord.“
Lady Blanche beugte sich wieder vor. „Im Saal sind viele Männer, denen es eine Ehre wäre, mit Euch zu tanzen, Lady Joan.“
Joan lächelte sie an. „Ich möchte lieber nicht, Mylady.“
Lady Blanche erwiderte das Lächeln, doch in ihren Augen blitzte eine deutliche Warnung auf:
Mach dir keine falschen Hoffnungen, Mädchen.
Joan schaute zu, wie der Tanz begann, dann sagte sie: „Ich darf annehmen, Eure Verletzungen sind nicht allzu ernst, Lord Edmund?“
„Nur schmerzhaft und lästig, Lady Joan. Aber sie wären schlimmer ausgefallen, hättet Ihr nicht solches Geschick mit den Steinen unter Beweis gestellt.“
Sie konnte nicht anders, als ihn flüchtig anzulächeln, bekam sich aber rasch wieder in den Griff. „Es war ein Spiel, das ich früher mit meinen Brüdern spielte, Mylord.“
Dann ließ sie es zu, sich von ihm überreden zu lassen, von ihrem Zuhause, Ihren Geschwistern und den wilden Jahren zu erzählen, als ihre geplagten Eltern zehn Kinder großziehen mussten und sie keinen Moment lang aus den Augen lassen durften. Es kam einem Wunder gleich, dass sie alle ihre Kindheit überlebt hatten.
„Natürlich gingen die Jungen weg, um in anderen Haushalten ausgebildet zu werden, aber dafür kamen die Söhne anderer Männer zu uns. Es waren jedoch nicht viele, Mylord“, fügte sie bedächtig hinzu, „denn Hawes ist kein großer Besitz.“
In Mountgrave hingegen wimmelte es von Pagen und Junkern, die alle das Privileg genossen, dem Goldenen Löwen zu dienen.
„Und keiner dieser hoffnungsvollen jungen Männer warb um Euch, Lady Joan?“
„Einige schon, doch sie waren nicht nach meinem Geschmack. Sie waren zu jung.“
„Richtig, ich erinnere mich daran, dass Ihr ernsten,
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