Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
bereitmachten, um eine Jungfrau dem Drachen zu bringen, dem sie geopfert werden sollte – nur dass in diesem Fall der heilige Georg nicht zu ihrer Rettung geeilt kommen würde.
Es überraschte sie, auf einmal von Lady Blanche aufgesucht zu werden, die darauf bestand, dass sie mit ihr in den Saal kam und etwas aß. Die Frau sagte dabei aber nichts von Bedeutung, weder über ihren Sohn noch über das Banner. Sie hatte aber auch nichts dagegen einzuwenden, als Lady Letitia bat, Joan solle ihren Pelzumhang tragen.
Als Joan den Saal später verließ, drehte sie sich noch ein letztes Mal nach dem Banner um und stellte verblüfft fest, dass ihr Mitleid mit dem Tuch ihre Wut darauf vertrieben hatte. Beide Empfindungen waren natürlich unsinnig, sagte sie sich, während sie die Treppe hinunter zum Burghof ging.
Das Banner selbst war ein lebloses Objekt.
Leiden mussten die Männer und Frauen, die das Banner zu dem gemacht hatten, was es nun war.
8. KAPITEL
Ein edles schwarzbraunes Streitross war für sie bereitgestellt worden, und Joan wusste die Güte dieses Pferdes zu schätzen. Dennoch wunderte es sie, dass man ihr ein Tier gegeben hatte, das fast so groß wie Thor war. Der Hengst wartete neben ihr, war prächtig herausgeputzt, und mit seiner Art, wie er dastand, brachte er sie zum Lächeln, da er zu wissen schien, dass er im Mittelpunkt allen Interesses stand.
Von ihrem hochbeinigen Pferd aus beobachtete sie, wie Edmund den Saal verließ.
Als er sich von zwei Männern die Treppe hinuntertragen ließ, wusste sie, dass er sich noch nicht genügend erholt hatte, um ein solches Abenteuer bestehen zu können.
Während er von seinen Dienern gestützt zu seinem Tier humpelte, warf Joan ein:
„Ihr solltet Euch das nicht zumuten.“
„Es muss erledigt werden, und mir geht es besser, wenn ich erst einmal auf meinem Pferd sitze.“
Ihn dorthin zu manövrieren, war jedoch selbst mit einem Steigklotz nicht so einfach und für ihn selbst eine schmerzhafte Angelegenheit. Als er endlich im Sattel saß, war er blass im Gesicht.
„Edmund …“
„Ich kann nicht noch eine Frau gebrauchen, die deswegen an mir herumnörgelt.“
Joan biss sich auf die Zunge, um nicht erneut etwas Verkehrtes zu sagen. Wenigstens konnte diese Strecke im Schritt zurückgelegt werden, zudem saß Edmund in einem Turniersattel, der vorn und hinten weit nach oben reichte und an den Seiten seinen Oberschenkeln sicheren Halt bot. Selbst wenn er ohnmächtig werden sollte, würde er vermutlich nicht aus dem Sattel rutschen.
Anstelle einer Rüstung trug er eine prachtvolle karmesinrote, mit Goldfäden bestickte Robe, die der anstehenden Begegnung geschuldet war. Bei seinem Anblick wurde ihr bewusst, dass sie die Einzige war, die nicht in das leuchtende Rot und Gold der de Graves’ gekleidet war.
Einer Prozession gleich verließ der Zug die Burg. Bannerträger bildeten die vorderste Reihe, dann folgten sie und Edmund Seite an Seite, gut zwei Dutzend Junker und Ritter setzten sich gleich nach ihnen in Bewegung. Nervös sah sie Edmund an, doch es mochte sein, dass er recht hatte, denn sein Gesicht nahm allmählich wieder etwas Farbe an, und sie konnte ihm anmerken, wie sein Schmerz nachließ. Dennoch hielt er Thors Zügel nur mit der linken Hand, und sie vermutete, dass er den rechten Arm in einer Schlinge trug, anstatt sie auf seinem Oberschenkel ruhen zu lassen.
Da sie das Schweigen nicht ertrug, sagte sie: „Eure Kinder sind wirklich reizend. Sind es nur die beiden?“
„Ja, weil ich so wenig Zeit zu Hause verbracht habe. Allerdings erwartete Catherine ihr drittes Kind, als sie starb.“
„Wie traurig.“
Er zuckte mit den Schultern. Was hätte er zu den Gefahren, die das Leben mit sich brachte, auch schon sagen sollen?
„Werden Euer Bruder und Nicolette heiraten können?“
„Das ist anzunehmen, doch zunächst muss ich mich mit Lord Henry treffen und versuchen, seine Laune einzuschätzen. Seit dem Tod meines Vaters sind wir uns erst einmal begegnet.“ Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Ihr scheint Euch unbehaglich zu fühlen.“
„Mir wäre es lieber gewesen, auf einem kleineren Pferd zu reiten.“
„Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Ihr es vorziehen würdet, auf Kniehöhe neben mir zu reiten.“
„Nein“, sagte sie. „Das wäre mir nicht lieber gewesen. Vielen Dank.“
„Ganz gleich, was heute geschieht, Joan, Ihr sollt wissen, dass ich beschlossen habe, anders mit dem Banner umzugehen. Und ich werde weiter an einem
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