HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
öffnete die kleine Pforte, die zu der steinernen Treppe führte, und schlüpfte ins Innere.
Noch bevor sie klopfen konnte, ging die Tür auf. „Willkommen, schöne Dame“, sagte Ian und bat sie mit einer formellen Verbeugung herein.
Juliana raffte den Mantel eng an ihrem Hals zusammen und trat ein. Seine Kammer ähnelte der ihren sehr. Sie war klein und bequem und mit einem Bett mit Gobelinvorhängen ausgestattet. Ein Bett, das groß genug für zwei war. Ihr stockte der Atem.
Kerzen schickten tanzende Schatten durch den Raum und über die beiden schmalen Stühle, die neben dem Feuer standen. Schnell ging sie auf einen der Stühle zu und setzte sich.
Ian trat hinter sie, zog ihr den Mantel von Kopf und Schultern und ließ ihn über die Stuhllehne gleiten. „Ich glaube, es ist auch ohne Mantel warm genug. Hast du Lust, noch irgendetwas auszuziehen?“
Das Vergnügen in seiner Stimme machte sie wütend. Um die Wahrheit zu sagen, alles an ihm und überhaupt die ganze Angelegenheit ließen sie zornig werden. Der Wein, den Honoria ihr gebracht hatte, half ihr nicht, wie sie geglaubt hatte. Stattdessen verwirrte er ihre Gedanken. In ihrem Innern flammte ein Gefühl auf, das Juliana nicht benennen konnte. Überdies wollte sie gar nicht wissen, was es war, denn sie fürchtete, es könnte Lust sein.
Ian ging um sie herum und kniete zu ihren Füßen nieder. Lächelnd sah er zu ihr auf. „Bereust du, gekommen zu sein, Liebste?“
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie scharf. „Ihr seht doch, dass ich zu schwach bin, solch eine Einladung abzulehnen.“
„Mmm. Ich fragte mich, ob Ihr Eure Meinung ändern würdet, wenn Ihr noch einmal darüber nachdenkt. Ich muss zugeben, dass das kein Besuch ist, den ein kluges Mädchen machen würde.“
„Na also, das sollte doch Beweis genug sein.“
„Fast, aber nicht ganz“, erwiderte er, und umfasste langsam ihren Fußknöchel. Lange Finger streichelten sie sanft und glitten ihre Wade hinauf.
Warnende Gedanken schossen ihr durch den Kopf, aber Juliana unterdrückte sie und erlaubte ihm, fortzufahren. War es besser, ihn denken zu lassen, dass sie es gewöhnt war, so behandelt zu werden? Obwohl es sich himmlisch anfühlte, wusste sie, dass sie ihm Grenzen setzen konnte, wenn sie wollte.
Aber wollte sie denn, dass er aufhörte? Wie sanft seine streichelnden Hände doch waren. Als würde er in sich aufnehmen und bewahren, wie sie sich anfühlte, und sie gerne anfassen.
Also kann ich es genauso gut genießen, entschied Juliana. Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück gegen den Stuhl. Die Zukunft würde ihr keine Gelegenheit mehr zu solchen Erfahrungen gewähren. Wäre sie wirklich so kokett, wie sie zu sein vorgab, würde sie dann nicht in seinen Aufmerksamkeiten schwelgen?
Plötzlich bemerkte Juliana, dass seine Hand sich über ihrem Knie bewegte. Sie setzte sich kerzengerade auf und stieß seinen Arm fort. „Hört jetzt auf damit!“, verlangte sie und suchte nach einem Grund, den sie ihm nennen konnte. Aber was könnte sie vorbringen? „Ich habe Durst. Habt Ihr Wasser oder etwas anderes?“
„Nur Wein“, erwiderte er mit einem tief empfundenen Seufzer und sprang auf die Füße. Augenblicklich drückte er ihr einen vollen Kelch in die Hand und prostete ihr mit seinem eigenen zu. „Sollen wir auf eine fröhliche Heirat trinken?“
Beinahe hätte Juliana sich verschluckt. Sie überspielte es mit einem Husten und trank dann durstig.
„Euer Wein schmeckt besser als meiner“, bemerkte sie. Und das stimmte tatsächlich.
Er lachte. Sie liebte sein Lachen. Es begann mit einem leisen Grollen tief drinnen in seiner Brust und arbeitete sich seinen Weg hoch bis in seine dunklen, wissenden Augen. Die Kerze und das Licht des Kamins beleuchteten seine Züge, sodass sie zu glühen schienen. Wie ein düsterer Druide betrachtete er sie, als wäre sie ein williges Opferlamm. Tatsächlich fühlte sie sich allzu bereit, getröstet zu werden.
„Ich sollte gehen“, sagte sie, mehr zu sich selbst.
„Schon?“ Er sah überrascht und enttäuscht aus. Dann entspannten sich seine Züge. „Nun, auf der einen Seite bin ich jetzt zwar niedergeschlagen, aber auf der anderen Seite auch sehr erleichtert. Ihr seid eine Frau, die bei einem Stelldichein schließlich doch nur spielt. In Wahrheit seid Ihr keusch. Darauf würde ich wetten.“
„Nein!“, erwiderte sie eindringlich. „Es ist nur so, dass …“ Ihr fiel keine einzige Entschuldigung ein, um wegzugehen. Hatte
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