HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
nicht länger an mir interessiert ist. Er muss mich aus eigenem Ansporn fragen, ohne dass einer von euch eingreift. Bitte!“
„Kein Wort“, versprach Alan. „Die Sache ist geregelt. Stickt weiter, Mädchen, ich lasse Euch jetzt allein.“
An der Tür drehte er sich noch einmal um und deutete auf die Stoffballen in der Truhe, die an der Wand neben der Tür stand. „Mach aus dem hier doch etwas für Gray, ja? Ein kleines Geschenk von seiner Verlobten wird nicht verkehrt sein.“
Sie sind fest entschlossen, mich zu verheiraten, und je schneller, desto besser, dachte Juliana und musste lachen. Jetzt fühlte sie sich so leicht wie die Luft um sie herum, erleichtert und voller Ungeduld. Sie stellte fest, dass sie vollkommen glücklich war, und das überraschte sie am meisten.
Eigentlich hätte sie über den Verkauf der Brosche ihrer Mutter und der Hofgewänder ernsthaft bekümmert sein müssen. Es waren die einzigen Erinnerungsstücke an den Menschen, der sie je wahrhaftig geliebt hatte. Zwei Mal schon hatte der Musikant den Smaragd bewundert und ihr einmal angeboten, ihn ihr abzukaufen. Auch wenn die Summe, die er dafür bot, armselig erschien, so wusste Juliana doch, dass der Handel mehr als fair war. Die Nadel, wenn auch schön, war für niemand anderen von großem Wert als für sie selbst.
Die reichen Gewänder würden Melior weit mehr einbringen, als er dafür bezahlt hatte. Aber Juliana hatte nicht die Möglichkeit, sie, so wie er, in der Stadt zu verkaufen.
Viele Jahre lang hatte sie die Brosche als ihren Talisman betrachtet, ihr Amulett gegen eine lieblose Existenz. Aber irgendwie fühlte sie sich jetzt von allen Banden befreit, die sie an ihre Vergangenheit gefesselt hatten. Wenn ihre Mutter wüsste, dass der Erlös des bescheidenen Vermächtnisses ihrem einzigen Kind Glück und ihrem Enkel die Legitimität brachte, so würde sie ihr den Verkauf sicher nicht verübeln.
Juliana wusste, dass sie Alans Angebot aus Stolz ausgeschlagen hätte, wenn sie nicht das Kind in sich tragen würde. Dieser elende Stolz, der kälteste aller Bettgenossen! Selbst als sie dies erkannt hatte, war sie nicht fähig gewesen, ihn völlig aufzugeben. Schließlich war er jahrelang ihr einziger Begleiter gewesen.
Jetzt besaß sie eine Mitgift, wie es sich gehörte. Die Stute war keine so großartige Morgengabe, aber wenn Ian bereits einen anständigen Hengst besaß, konnte er die Stute zum Züchten benutzen. Die Parzelle Land, die Alan für sie hatte, war vielleicht groß genug, um die Kräuter zu pflanzen, die sie ziehen wollte, um sie zu verkaufen.
Juliana strich sich mit der Hand über den Bauch und überspielte die Geste, indem sie sich reckte, als wäre sie des langen Sitzens müde. Gott sei Dank konnte sie Ian auch noch ein anderes Geschenk bieten, das er sich sehnlichst wünschte und das er sicher lieben würde.
Die nächsten Tage könnten sich als die längsten ihres Lebens erweisen. Vielleicht sind sie aber auch nicht lang genug, entschied Juliana plötzlich, als sie die Tagträumerei zugunsten von praktischeren Gedanken sein ließ. Sie eilte zu dem Stapel Wolle und Samt und kniete daneben nieder. Welche Farbe würde wohl am besten zu ihrem Bräutigam passen?
Ian zählte die Goldmünzen. Es waren genau vierundvierzig. Ein angemessener Betrag, um Juliana den Eintritt in ein Kloster zu ermöglichen. Er wollte ihr sogar fünfzig anbieten, doch seine neue Rüstung und sein Streitross hatten mehr gekostet, als erwartet. Und er würde eine Passage nach Frankreich sowie nach seiner Ankunft Essen und Unterkunft an den Turnierplätzen benötigen.
Zuerst allerdings würde er das Weihnachtsfest mit seinen Patenkindern und der Frau verbringen, für die er immer mehr empfinden würde als für jede andere. Juliana.
Er verstaute das Gold in einem kleinen Lederbeutel, den er für den Ritt nach Byelough in seine Tunika steckte.
Zum letzten Mal erlaubte Ian sich, noch einen Blick in die Halle zu werfen, die er fünf und ein halbes Jahr lang sein Heim genannt hatte. Dunniegray gehörte ihm nicht länger.
Er fragte sich, was das wohl für ein Ritter war, für den Vater Dennis als Bevollmächtigter auftrat. Es wäre ein Mann aus dem Norden Schottlands, der einmal hier zu Besuch gewesen war, hatte der Priester gesagt. Kein anderer hatte für den Ort geboten. Ian hatte den Verkauf erwähnt und bereitwillig das Geschäft abgeschlossen, das der Priester ihm vorschlug. Er hatte ihm die Urkunde übergeben und war froh gewesen, dass er den
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