HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
Handel nicht persönlich hatte abschließen müssen.
Er trat gegen einen Haufen Binsen und betrachtete stirnrunzelnd das verstreute Durcheinander. Kein anderer als nur er selbst hatte ihn überhaupt für fähig gehalten, sich als ein Ritter mit Grundbesitz niederzulassen. In seinen Händen war Dunniegray nichts geworden. Es war ein Junggesellenwohnsitz, in dem keine Ordnung herrschte und keine Anmut Es gab wenig Komfort und kein Einkommen. Dieser große, ungeschlachte Schuppen bot sechs befreundeten Soldaten und ihm Schutz, das war alles. Was wusste er von der Verwaltung eines Landsitzes , wenn jemand es wagen sollte, diesen Ort so zu nennen?
Er kannte nichts als die Schlacht. Sei es die wirkliche Schlacht, wie in Bannockburn oder die gespielte, wie bei den Turnieren, an denen er in den vergangenen Jahren mit seinem Vater teilgenommen hatte. Ian kannte sich wirklich damit aus. Wenn er schon nichts anderes konnte, kämpfen konnte er.
So Gott wollte, würde er in den kommenden Jahren einen großen Batzen Lösegeld und Preise einstecken. Vielleicht würde er auch sterben. Jedenfalls würde keiner darunter leiden, wenn er scheiterte, und so sollte es auch sein.
Der Preis, den er für Dunniegray erhalten hatte, würde dieses neue Wagnis finanzieren. Wichtiger noch – und das war der Grund, warum er den Besitz verkauft hatte –, er würde Juliana glücklich machen. Sie hatte so wehmütig vom Kloster erzählt, das sie ablehnte und was für eine schöne Braut Christi sie abgeben würde. Mit dem Eintritt ins Kloster würde sie das Richtige tun, darin stimmte er mit ihr überein. Es würde ihr so viel Unabhängigkeit von den Männern geben, wie sie nur immer erhoffen konnte. Und bevor sie dreißig wäre, würde sie sicher bereits Verantwortung tragen. Mutter Juliana. Oder würden sie ihren hübschen Namen ändern?
Der Gedanke, dass ihre Schönheit hinter Klostermauern vergehen würde, weckte einen brennenden Schmerz in seinem Innersten. Er sehnte sich so schrecklich nach ihr, dass er gar nicht darüber nachdenken durfte, sonst würde er sie noch an diesem Tag aus Alans Burg entführen und mit ihr davonreiten.
Aber wohin sollten sie gehen? Er hatte jetzt kein Heim mehr, das er ihr anbieten konnte, ob gut oder schlecht. Er konnte ihr gar nichts geben außer zwei Handvoll Münzen, damit sie ihren Traum verwirklichen konnte. Ihr süßes Lächeln musste ihm als Dank genügen.
Mit einem Fluch packte Ian seinen schweren Mantel, stapfte aus dem Saal, die Treppe hinunter und hinaus zu dem baufälligen Stall, wo ihn sein schönes neues Schlachtross erwartete.
5. KAPITEL
Juliana machte den letzten Stich an der weichen, grauen Wolltunika, die sie für Ian anfertigte. Die scharlachroten Samtbänder an Hals und Ärmeln gaben ihr ein fast königliches Aussehen, wie Juliana zufrieden bemerkte. Sie breitete sie auf dem Bett aus und legte die rote Kappe mit der flotten Fasanenfeder daneben. „Was denkst du?“, fragte sie besorgt.
„Ein würdiges Gewand für einen hübschen Ritter“, versicherte ihr Honoria. „Ian wird großartig darin aussehen! Und was trägst du?“
Juliana tippte mit dem Finger gegen ihre Lippen, als würde sie eine schwerwiegende Entscheidung treffen. In Wirklichkeit gab es keine Entscheidung zu treffen. Nachdem sie die Kleider an Melior verkauft hatte, besaß sie nur noch einen ganz passablen Surkot, ohne Borten und Stickereien, eilig angefertigt. Ansonsten trug sie abwechselnd zwei einfache, lange rotbraune Tuniken über einem bescheidenen, safranfarbenen Unterkleid. „Ich werde mein grünes Oberkleid aus Kamelott tragen.“
Honoria lächelte wissend. „Wie klug von dir. Kein Übermaß an Flitterkram, um von deiner Schönheit abzulenken. Komm jetzt, ich helfe dir, dich anzukleiden.“
Eine gute schottische Frau sollte sich einfach kleiden, dachte Juliana, während sie die alltägliche Tunika und das Unterkleid ablegte. Sie hatte recht daran getan, diese Symbole englischer Größe, die ihre Mutter ihr hinterlassen hatte, loszuwerden. Der Verkauf der aufwendigen Roben aus Seide und Samt würde ihr sicher mehr Freude bereiten, als die Gewänder ihr je bereitet hatten.
Rasch zog sie das einzige weiße Leinenhemd an, das zu abgetragen gewesen war, um es zu verkaufen, und hoffte, dass die leichte Wölbung ihres Bauches nicht auffiel. Honoria hielt ihr die waldgrüne Wolle hin, ließ sie über Julianas Kopf gleiten und strich ihr dann die Röcke glatt.
„Ich hoffe nur, dass meine ablehnende Haltung Ian
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