HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
nervös auf. „Sonst bin ich nicht so ungeschickt …“
„Lindsay.“ Er berührte ihre Hand, und sie erstarrte, als hätte er sie verbrannt.
Als sie Anstalten machte aufzustehen, legte er ihr beide Hände auf die Schultern und hielt sie neben sich fest. Ihre Augen wurden groß vor Angst und Verwirrung, und sie wandte das Gesicht ab.
„Hab keine Angst, mich anzusehen.“ Zart hob er ihr Kinn an und zwang sie so, den Kopf zu heben.
„Du darfst nicht. Wir dürfen nicht …“
„Schscht.“ Er beugte sich vor, bis sein warmer Atem über das Haar an ihrer Schläfe strich. „Ich möchte nur deine Lippen kosten. Denn seitdem ich dich das erste Mal sah, denke ich an nichts anderes mehr.“
„Aber ich …“
„Willst du das einem verhungernden Mann abschlagen?“
Bevor sie ihm antworten konnte, lag sein Mund auf dem ihren, so weich und kühl wie die Berührung einer Schneeflocke. Er hörte, wie sie hastig die Luft einsog und zwang sich, reglos zu verharren, auch wenn er sie am liebsten in die Arme gezogen und seinen Hunger gestillt hätte.
Lindsay fühlte, wie eine seltsame Wärme durch ihre Glieder strömte, ihr Blut erhitzte und den Verstand vernebelte. Einen Augenblick war sie nahe daran, wie ein erschrecktes Reh davonzulaufen. Im nächsten war sie wie erstarrt und nicht fähig, sich zu rühren. Auch wenn seine Hände sanft waren wie seine Lippen, so hielt er sie doch fest, als wäre sie seine Gefangene. So konnte sie nur da knien, während die erstaunlichsten Gefühle sie erfüllten. Es war ein seltsames Kitzeln, als wären in ihrem Innern Schmetterlinge losgelassen worden und kämpften nun darum, sich zu befreien. Ein plötzliches Sehnen nach etwas, das sie noch nicht einmal benennen konnte.
Als Morgan den Kopf hob, bemerkte er die warme Röte, die sich über ihren Hals und ihre Wangen ausbreitete. Und er konnte in ihren Augen das Erwachen einer seit langem schlummernden Leidenschaft erkennen.
Plötzlich sprang Lindsay auf die Füße und betete, dass ihre zitternden Beine sie tragen mögen. Hilfesuchend umklammerte sie die Banklehne und holte zitternd Luft, bevor es ihr gelang zu sprechen „Ich wünsche dir eine gute Nacht, Morgan McLarin.“
„Und ich dir ebenfalls, Lindsay Douglas.“
Während sie zur Leiter eilte, sammelte er Garn und Nadeln ein. „Du hast vergessen …“
Sie raffte die Röcke und zwang sich, die Leiter hinaufzuklettern.
Morgan stand unten und freute sich über den Anblick der enthüllten Fußknöchel und darüber, wie ihr Gewand sich um ihr wohlgeformtes Hinterteil schmiegte, bevor sie verschwand.
Langsam atmete er tief aus und stellte fest, dass seine Hände zitterten. Mit einem leisen Fluch legte er Nadeln und Wolle beiseite und ging zu seiner Lagerstatt auf dem Fußboden.
Der Schlaf, das wusste er, würde diese Nacht lange auf sich warten lassen.
4. KAPITEL
Die Dämmerung färbte gerade erst den Horizont, als Lindsay die Leiter herunterkletterte. Stunden hatte sie wach gelegen und in Gedanken immer wieder durchgespielt, wie Morgan sie küsste. In ihren ganzen achtzehn Jahren hatte sie so etwas noch nie erlebt.
Wie sollte sie ihm jetzt wieder entgegentreten? Was sollte sie nur sagen, um ihre Verlegenheit zu verbergen? Für so einen weltgewandten Mann wie Morgan bedeutete ein Kuss wahrscheinlich nicht mehr als ein angenehmer Augenblick. Für sie war es wie ein Erdbeben gewesen.
Sie warf einen raschen Blick auf den Berg aus Fellen, unter dem er im Schatten verborgen an der gegenüberliegenden Wand lag. Entschlossen durchquerte sie den Raum und trat durch die Tür ins Freie.
Barfuß und immer noch im Hemd eilte sie zwischen den Bäumen hindurch zum Fluss hinunter. Dann hängte sie ein Fell und ein Stück Tuch über einen tiefen Ast, zog ihr Hemd aus und schritt in das kalte Wasser. Wie sie es gewöhnt war, seifte sie sich rasch ein, beugte den Kopf vor und wusch ihr Haar. Zitternd watete sie bis ins tiefere Wasser, holte tief Luft und tauchte unter, um so schnell wie möglich die Seife aus ihrem Haar und von ihrer Haut zu spülen. Sekunden später tauchte sie nach Luft schnappend wieder auf und schüttelte den Kopf, dass ihre Haare in einem Schauer kleiner Tropfen tanzten, bevor sie ihr wieder wie ein seidiger Schleier über die Schultern und den Rücken fielen.
Rasch watete sie ans Ufer und griff nach dem Tuch. Sie drückte es an ihr Gesicht, beugte sich dann nach vorne und wickelte es um ihre Haare. Als sie sich aufrichtete, griff sie nach dem Fell. Und erstarrte
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