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Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London

Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London

Titel: Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina & D'Alessandro Krahn , Betina Krahn , Jacquie D'Alessandro , Hope Tarr
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dagegen unternehmen zu können.
    Er war das einzige Kind zweier Menschen, die für ihre dunkle Schönheit bewundert wurden. Und so galt er nicht nur als Missgeburt in der Gesellschaft, sondern auch als Ausgestoßener in seiner eigenen Familie. Er war der Grund, weswegen seine Eltern kein zweites Kind in die Welt gesetzt hatten in der Furcht, der Fehler, der Fluch, könnte sich wiederholen. Selbst jetzt machte seine verwitwete Mutter den Eindruck, sie könne seinen Anblick kaum ertragen.
    Zu ihrer beider Glück brauchte sie das auch nicht, jedenfalls nicht sehr oft. Tobias blieb in seinen eigenen Räumen, besonders in seiner Bibliothek, und überließ ihr das übrige mehr als weitläufige Herrenhaus. Eine Schutzbrille mit dunklen Gläsern, eine Vorrichtung, die er selbst ersonnen hatte, erlaubte es ihm, sich bei Tageslicht außer Haus zu wagen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Meistens jedoch war es einfacher für ihn, bei zugezogenen Vorhängen bis zum Ende des Tages auszuharren.
    Statt also wie jeder gewöhnliche Mensch sein Herrenhaus in Hungerford bei Tagesanbruch zu verlassen, hatte Tobias die Dämmerung abgewartet, da das schwächere Licht freundlicher zu seiner Haut und seinen Augen sein würde. Als er den Bahnhof erreichte und er sein Pferd in einem Mietstall untergebracht hatte, stand die Abfahrt des letzten Zuges nach London kurz bevor. Tobias beabsichtigte nicht, einen Platz in der zweiten Klasse zu erstehen, aber nicht etwa, weil ihm die Gesellschaft nicht behagen würde. Während der Reise in den engen öffentlichen Abteilen wäre er jedoch den neugierigen Blicken der anderen Passagiere ausgesetzt.
    So wenig es ihn danach verlangte, das Weihnachtsfest zu feiern, so war es zumindest seine Absicht, es so zu verbringen, dass er sich nicht wie die Hauptattraktion einer Kuriositätenschau zu fühlen brauchte.
    Aber noch beunruhigender als seine körperlichen Makel erschien ihm etwas, das ihn an seiner Vernunft zweifeln ließ. Seit er denken konnte, war er von dem Gefühl besessen gewesen, er sei nur die Hälfte eines Ganzen und ein wichtiger Teil seines Selbst fehle ihm. Ebenso hartnäckig verfolgte ihn der Traum von einer hochgewachsenen, in geisterhaftes Weiß gekleideten rothaarigen Frau, die ihn voller Entsetzen mit ihren verschiedenfarbigen Augen anstarrte. Der Schrei, der sich jedes Mal ihrer Kehle entrang, würde selbst Tote erwecken. Sein Geistermädchen, wie Tobias sie insgeheim nannte.
    Seinen seltsamen Zustand hatte er behandelt, wie man es für gewöhnlich mit ungeklärten Phänomen tat. Er hatte ihn zu erforschen gesucht, indem er Unmengen von Büchern verschlang. In der Metaphysik lag seine einzige Hoffnung, davon war er überzeugt. Nach jahrelangen ausweglosen Enttäuschungen glaubte er unvermindert, die Lösung finden zu können und damit seine Heilung.
    Dass sich die Antwort auf alles in den Seiten eines Buches befinden sollte, schien ihm nur einleuchtend – allerdings nicht in irgendeinem Buch, sondern in einem sehr seltenen Band, einer erst kürzlich wiederentdeckten Abhandlung über die Metaphysik von Aristoteles selbst. Es hieß, dieses Buch enthalte das Geheimnis von dem legendären
lapis philosophorum
, dem Stein der Weisen. Tobias war überzeugt davon, dass es sich dabei keineswegs um eine Legende handelte. Anders als so vielen, die in der Vergangenheit die Auflösung des Geheimnisses gejagt hatten, lag ihm weniger daran, gewöhnliche Metalle in Gold zu verwandeln oder das ewige Leben zu erlangen. Tatsächlich waren die dreiunddreißig Jahre seines bisherigen Erdendaseins eher eine Strapaze für ihn gewesen. Im Lauf seiner ausgiebigen Lektüren und Forschungen hatte Tobias eine Theorie entwickelt, nach der er die klassischen Eigenschaften der Hitze, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit auf eine Weise anwenden konnte, die die Unausgeglichenheit in dem offensichtlich unausgewogenen System seines Körpers korrigieren, wenn nicht sogar umkehren würde. Bevor er allerdings mit seinen Studien fortfahren konnte, musste er die Beschaffenheit des Steins der Weisen erfahren, um ihn in seinem Labor zu reproduzieren.
    Er hatte den einzigen noch existierenden Band mit totaler Inbrunst gejagt. Das Werk hatte sich auf dem Gut eines Gentleman befunden, nur wenige Meilen von Oxford und seinem eigenem Gut entfernt. Die Bibliothek sollte verkauft werden. Als er jedoch angekommen war, hatte ein Buchhändler schottischer Herkunft namens MacPherson seinen Schatz bereits erstanden. Trotz seiner

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