Historical Weihnachten Band 6
…“
„Ich meinte nicht den Turm, sondern das Tal.“
Duncans Blick folgte der Richtung ihrer Hand, als sie auf das majestätische Land zeigte, das sie beide umgab, und seine Augen wurden groß. Die gesamte Landschaft wirkte saftig und grün, sanft geschwungene Hügel umschlossen sie von allen Seiten und mündeten in die zerklüfteten Bergspitzen, die er bereits von außerhalb des Tals gesehen hatte. Ein Fluss schlängelte sich durch die Mitte des Tales, in dessen schimmernder Oberfläche sich der blaue Himmel widerspiegelte. In einiger Entfernung stieg weißer Rauch von ein paar winzigen, weiß getünchten Hütten auf. „Es ist so … friedlich“, flüsterte er.
„Edin“, erklärte Kara stolz.
Duncan fragte sich, ob das wieder Gotteslästerung war, doch dann entschied er für sich, dass Gott alle Dinge erschaffen hatte und somit auch dieses wundervolle Fleckchen Erde. „Ich habe bisher noch nie einen solchen Ort gesehen; er ist so rein und wunderschön.“
„Komm“, forderte Kara ihn mit einem Lächeln auf, „ich zeige dir ein paar meiner Lieblingsplätze.“
„Wir sollten uns ohne Schutz nicht zu weit vom Turm entfernen.“
Karas Lachen wirkte ebenso strahlend wie der sonnige Tag. „Ich bin schon in diesen Hügeln umhergestreift, da konnte ich kaum laufen. Uns wird nichts geschehen, solange wir innerhalb des Tals bleiben. Auch wenn du dich vermutlich wohler fühlen würdest, wenn du nicht das ganze Metall mit dir herumschleppen würdest.“
„Ich bin daran gewöhnt, es zu tragen“, murmelte Duncan. Obwohl sie dagegen Einspruch erhoben hatte, hatte er sein wattiertes Gambeson angelegt und darüber die restliche Rüstung bestehend aus Kettenhemd und Reitstiefeln aus Metall. Sein Helm und der Schild waren in greifbarer Nähe hinten auf seinem Sattel festgeschnallt. „Während der Kreuzzüge haben wir oft in unseren Kettenhemden geschlafen.“
„Das klingt höchst ungemütlich.“ Sie kicherte. „Vor allem für deine Bettgenossen.“
Duncan runzelte die Stirn. „Es gehört sich nicht, über solche Dinge zu sprechen.“
„Ich wollte dich nur ein wenig aufziehen. Bist du immer so ernst?“
„Das Leben ist eine ernste Angelegenheit, meine Dame.“
„Aye.“ Sie wirkte ernüchtert und schien etwas vor ihrem inneren Auge zu sehen, was lange vorbei war. Möglicherweise den Tod ihrer Eltern oder Fergus’ Verstümmelung. Dann blinzelte sie, ihr Blick klärte sich wieder, und sie lächelte.
„Genau deshalb lache ich hin und wieder, um nicht für immer in Trübsal zu verfallen.“
Duncan brummte ungehalten. „Zeigst du mir jetzt endlich den Fluss, damit ich nach meinem Hab und Gut suchen kann?“
„Du bist ein rechter Dickkopf, Duncan MacLellan. Aber ja, ich zeige dir den Fluss, wenn du vor mir an diesen Bäumen dort bist.“ Sie ritt los, ohne auf eine Antwort zu warten.
Duncan wollte sich erst nicht darauf einlassen und trabte mit dem Pferd, das sie ihm überlassen hatte, gemütlich weiter. Doch ihr herausfordernder Blick, den sie ihm über die Schulter zuwarf, stachelte seinen Ehrgeiz an, und er gab seinem Pferd die Sporen.
Sie ritt furchtlos und mit unbekümmerter Freude, und obwohl er der bessere Reiter von ihnen beiden war, war sie doch wesentlich leichter als er. Sie erreichte den Hain aus Bäumen knapp vor ihm.
Kara glitt aus dem Sattel und beugte sich zu dem kleinen Bach, um daraus zu trinken.
Duncan folgte ihr, wenn auch wesentlich langsamer, wobei er die Umgebung genau im Auge behielt, um sicherzugehen, dass kein Ungemach drohte. Dann kniete er sich zu ihr und kostete das Wasser. Es war kühl und süß wie Nektar.
„Das ist das beste Wasser überhaupt, nicht wahr?“ Sie blickte in fröhlicher Sorglosigkeit zu den Wäldern, die sie umgaben; ihr Gesicht glühte vor Lebensfreude, und ihr Blick wirkte so warm wie die Sonne, die die Blätter der Bäume berührte.
„Aye “ , erwiderte Duncan mit einer Stimme, die ihm selbst fremd war. Er sollte wegsehen, doch die schimmernden Wassertropfen auf ihren Lippen hielten ihn gefangen. Wie würde es sich wohl anfühlen, davon zu kosten?
Sie beugte sich vor, und ihr Mund streifte seinen, ehe er es noch verhindern konnte. Kühl und weich schmiegten sich ihre Lippen an seine und sandten Wellen aus flüssiger Hitze durch seinen Körper. Es war falsch. Und dennoch fühlte es sich so richtig an. Sie schmeckte nach Gebirgswasser und schüchterner Unschuld; ihr Kuss war noch unerfahren, doch er erregte ihn mehr, als es jeder Kuss einer
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