Historical Weihnachtsband Band 4
beachtlicher Name für einen Kater.“
Sie lächelte, als würde es ihr Mühe bereiten. „Er ist ja auch ein beachtlicher Kater.“
„Er macht den Eindruck, sein Futter besonders gern zu haben.“
„Das stimmt. Und seine einzige Bewegung besteht darin, einmal am Tag die Treppe hinunter- und wieder hochzusteigen. Wahrscheinlich sollte ich ihn nach draußen lassen, damit er ein wenig herumstreifen kann. Aber der Gedanke, ihm könnte etwas zustoßen, ist mir unerträglich.“
Plötzlich sah sie so verletzlich aus und unglaublich jung, obwohl Tobias vermutete, dass sie etwa Ende zwanzig sein musste. Soweit ihm bekannt war, hatte sie keine nahen Verwandten mehr. Sie stand völlig allein in der Welt, und er wusste sehr wohl, wie sich das anfühlte.
Das heftige Verlangen, sie zu trösten, veranlasste ihn zu sagen: „Auf mich macht er eher den Eindruck eines Stubenhockers als eines Abenteurers. Gewiss ist er entschieden zufrieden damit, in der Buchhandlung faulenzen zu dürfen.“
Ihre Miene wurde wieder finster. „Wenn Sie versuchen, sich bei mir anzubiedern, indem Sie meinen Kater loben, können Sie sich die Mühe sparen.“
Er wandte sich vom Kamin ab und fragte sich, wann und ob sie ihn überhaupt dazu auffordern würde, sich zu setzen. Den Blick auf einen besonders bequem aussehenden Sessel gerichtet, erwiderte er: „Ich hatte nicht vor, mich bei Ihnen anzubiedern. Ich habe selbst eine Schwäche für Hunde und Katzen, selbst eine Naschkatze wie Ihre.“ Er wagte ein Lächeln.
Das sie allerdings nicht erwiderte. Stattdessen ließ sie den Blick über ihn schweifen.
„Sie sind ganz nass“, sagte sie, als bemerkte sie es erst jetzt. Tobias glaubte fast, ein wenig Mitgefühl in ihrer Stimme zu hören. „Möchten Sie etwas trinken?“
Er zögerte. Er trank nur selten, und heute hatte er bereits einmal die Kontrolle über sich verloren. Natürlich würde es keinen weiteren Kuss geben wie den eben, dazu war er entschlossen. Er fragte sich aber insgeheim, warum dieser Gedanke eher Wehmut als Erleichterung in ihm hervorrief.
Am Ende schüttelte er den Kopf. „Ich möchte mich Ihnen auf keinen Fall aufzwingen.“
„Das überlegen Sie sich reichlich spät, meinen Sie nicht?“ Sie erhob sich und winkte mit ihrer schlanken Hand ab, als er etwas erwidern wollte.
Tobias dachte unwillkürlich daran, wie ihre zarten Finger sich auf seiner Haut angefühlt hatten. Er neigte den Kopf. „Ein Glas Sherry wäre angenehm, wenn Sie welchen haben.“
Sie schnaubte wenig damenhaft. „Mein Vater war Schotte, Mr Templeton, und meine verstorbene Mutter Irin. Whisky ist das einzige alkoholische Getränk, das wir immer im Haus hatten, und zwar Scotch Whisky von den Destillerien in Dinwiddie Diddle.“
„Dinwiddie Diddle?“, wiederholte er, halb geneigt zu glauben, dass sie sich einen Scherz mit ihm erlaubte.
Sie antwortete mit einem feierlichen Nicken, als handle es sich bei dem albern klingenden Ort um die elysischen Gefilde. „Es ist ein kleines Dorf in den schottischen Lowlands, das bekannt ist für seine Destillerien und die hohe Qualität seines Whiskys. Mein Vater wurde dort geboren, und angeblich habe ich dort noch immer Verwandte.“
Sie hielt mit leicht unsicherem Gang auf eine Anrichte zu, und plötzlich erkannte Tobias, warum sie vorhin darauf bestanden hatte, dass er vor ihr die Buchhandlung betrat. Miss MacPherson hinkte, wenn es ihr auch bis jetzt sehr gut gelungen war, es vor ihm zu verbergen. Um ihr weitere Schritte und unnötige Verlegenheit zu ersparen, gesellte er sich zu ihr an die Anrichte.
„Waren Sie noch nie dort?“, fragte er, dachte aber an den Unfall, den ihr Vater vor fünf Jahren erwähnt hatte.
Sie wandte ihm den Rücken zu, während sie einschenkte. „Nein.“
„Vielleicht wollen Sie in nächster Zeit hinfahren?“ Sobald er ihr die fünftausend Pfund auf ihre Bank überwiesen ließ, konnte sie es sich leisten, die ganze Welt zu bereisen.
Ohne ihn anzusehen, drehte sie sich um und reichte ihm ein Glas. „Ich denke nicht.“
Ihre Fingerspitzen berührten sich, und Tobias wurde von einer seltsamen Hitze erfasst, die ihm den Atem nahm. Gewiss, seine Haut reagierte empfindlicher auf Wärme und Berührungen als die der meisten Menschen, doch auch Miss MacPherson atmete plötzlich schneller. Vielleicht ein Zeichen, dass sie etwas Ähnliches empfunden hatte wie er.
Sie hob ihr Glas, das mindestens ebenso voll war wie seins. „Sláinte“, sagte sie mit leicht bebender Stimme,
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