Historical Weihnachtsband Band 4
mit uns kommen? Sebastian und ich wären glücklich, dich als Gast willkommen zu heißen.“
„Und mir wäre es eine Ehre, dich morgen zum Weihnachtsessen bei uns zu begrüßen“, fügte Claire hoffnungsvoll lächelnd hinzu.
Fern beugte sich vor und flüsterte: „Wie du siehst, haben deine Freunde all die Jahre zu dir gehalten.“
Rührung schnürte Fiona die Kehle zu, als sie sah, wie ihr zukünftiges Ich nachzugeben schien. „Ich danke euch beiden, dass ihr an mich gedacht habt, allerdings habe ich schon an den letzten fünfundzwanzig Weihnachtstagen nicht mit meiner Meinung hinter dem Berg gehalten. Wie es aussieht, muss ich es aber wohl ein weiteres Mal tun. Das Weihnachtsfest ist reiner Unsinn und Dummheit, ein einziger großer Humbug. Welchen Grund habe ich, zu Weihnachten oder zu sonst einer Zeit dankbar zu sein oder mich der Fröhlichkeit hinzugeben?“
Addie und Claire wechselten betroffene Blicke.
„Wir gehen jetzt besser“, sagte Claire.
Addie nickte ernst.
Sie wandten sich ab.
Hastig lief Fiona ihnen nach. „Nein, geht nicht, Addie, Claire! Es tut mir so leid.
Kommt zurück. Kommt doch zurück!“
Aber sie hörten sie natürlich nicht. Während ihre beiden besten Freundinnen die Buchhandlung verließen, musste Fiona ein Schluchzen unterdrücken. „Es wird also in meiner Zukunft nichts geben, für das ich mich dankbar fühlen kann? Nichts? Das ist mehr als furchtbar. Das ist ... tragisch.“
„Ja, es ist tragisch“, stimmte Fern zu. „Doch hast du nicht vor nur wenigen Stunden fast das Gleiche behauptet?“
Fiona machte sich nicht die Mühe, es zu leugnen. „Kann denn nichts getan werden, um es zu vermeiden?“
Nach kurzem Zögern antwortete Fern: „Was du gesehen hast, ist nur eine der beiden möglichen Varianten deiner Zukunft.“ Sie reichte ihr die Hand. „Komm, ich zeige dir die andere.“
Fiona ließ sich an die Hand nehmen, und schon flog sie mit dem Engel davon, als würde sie von einer riesigen Welle davongetragen werden. Abrupt endete dann die Bewegung, und Fiona öffnete die Augen. Sie waren noch immer in der Buchhandlung, allerdings im hinteren Teil, der als Lagerraum benutzt wurde.
Wenigstens glaubte sie das. Walzermusik erklang, ein mit Eis gefüllter Champagnerkübel war neben einen hübschen Tisch gestellt worden, der für zwei Personen gedeckt zu sein schien. Ein Mann stand vor dem Fenster und betrachtete das verschneite Straßenbild. Die blassen Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt, den weißblonden Kopf gebeugt, als wäre er tief in Gedanken. Plötzlich drehte er sich um, und Fiona blickte in ein gut aussehendes Antlitz, das wie aus Marmor geschaffen zu sein schien – und in glasklare Augen. Der Mann kam auf sie zu und blieb dann doch abrupt stehen.
Fiona stockte der Atem, sie wich zurück. „Wer ist das?“ Anders als Addie und Claire konnte der Fremde sie offenbar sehen.
Zum ersten Mal lächelte Fern. „Es ist deine einzige wahre Liebe. Dieser Mann wartet schon seit einiger Zeit auf dich, seit fünf Jahren. Die Frage ist, ob du bereit bist, ihn zu empfangen? Bist du bereit, Fiona? Ich hoffe es sehr. Um unser beider willen.“
Den Blick noch immer auf den Mann gerichtet, regungslos und erregt, flüsterte Fiona: „Um unser beider willen? Was meinen Sie?“
Ferns Antwort kam zögernd. „Nichts. Ich darf nicht. Ach, vergiss, dass ich ...“
Entschlossen verschränkte Fiona die Arme vor der Brust. „Ich möchte es wissen.“
Der Engel seufzte. „Nun gut, da du es denn wissen musst. Die himmlischen Mächte haben mir bis Mitternacht am Neujahrstag Zeit gegeben, dich mit deiner wahren Liebe zu vereinen. Wenn wir ... wenn ich versage, wirst du den Rest deiner Tage als alte Jungfer fristen müssen, und ich muss ein weiteres Jahrhundert auf die nächste Gelegenheit warten, mir meine Engelsflügel zu verdienen.“
So unauffällig wie möglich lugte Fiona über die Schultern des Engels. Tatsächlich, keine Flügel. „Sie meinen, Sie werden bestraft, wenn ich meine wahre Liebe nicht finde?“ Als Fern nickte, wurde Fiona von Mitleid erfasst. „Das ist nicht fair.“
Fern seufzte. „Fair oder nicht, so lauten nun mal die Regeln.“
„Ich bin nicht sicher, ob ich die Liebe erkennen werde, wenn ich sie sehe“, beichtete Fiona. Schließlich war es ja doch nur ein Traum, warum sollte sie es also nicht zugeben?
„Lass uns hoffen, dass dem nicht so ist. Doch nun habe ich genug getan für eine Nacht. Ich muss dich in die Gegenwart
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