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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wenn du in der Zeit, die du dafür brauchst, das Doppelte von  dem verdienen kannst, was der Handwerker kostet …
    Aber die Uhr zog er eigenhändig auf. Alle zwei Tage …
    Irina starrte den Sekundenzeiger an. Er war gerade auf dem Aufstieg zur Zwölf, und ihr Verstand klammerte sich an diese banale Information wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm. Zugleich erinnerte sie sich an etwas, das ihre Großmutter ihr einmal erzählt hatte, als sie noch ein Kind gewesen war: Ihr Großvater war irgendwo westlich von Moskau von einer deutschen Mörsergranate zerfetzt worden, und Oksana Bajuk hatte steif und fest behauptet, in derselben Sekunde, in der ihr Oleg getötet wurde, habe zu Hause im Wohnzimmer die Kaminuhr aufgehört zu schlagen. Sie selbst sei gerade beim Bügeln gewesen und habe sofort gewusst, was Sache war. Oleg ist gefallen , habe sie unter Tränen ihrer
Schwester erzählt, die sie schlechterdings für verrückt erklärt habe. Doch ein paar Monate nach Kriegsende sei ein Kamerad ihres Mannes aufgetaucht, um der Familie einen goldenen Anhänger zu überreichen, der sich in Olegs Besitz befunden hatte. Darüber hinaus habe er Oksana Bajuk auch über die genauen Todesumstände ihres Mannes berichtet, und die Schilderungen des Kameraden hätten ihre Vermutung bestätigt.
    Irina blinzelte, während der Sekundenzeiger eben ein weiteres Mal die römische Drei passierte. Seltsam, dass ihr diese Sache ausgerechnet jetzt wieder einfiel …
    Du musst aufstehen!,  mahnte eine Stimme in ihrem Kopf. Die Polizei rufen! Jemanden, der dir hilft  …
    Sie schob sich vorsichtig höher, verwundert, dass es ihr tatsächlich gelang, sich aufzusetzen. Allerdings war ihr Gesichtsfeld stark eingeschränkt, fast so, als blicke sie durch eine enge Röhre, an deren Ende die Uhr unerbittlich vor sich hin tickte. Das Zimmer um sie herum schien dunkel und still, doch in ihrem Kopf lief alles durcheinander. Türkisblaues Poolwasser wogte hinter ihrer Stirn, zog sich wieder zurück und gab den Blick frei auf den kranken Rasen und das grell leuchtende Display der Alarmanlage. Doch die Zahlen zerliefen, fast so, als entstammten sie einem Gemälde von Dalí.
    Irina stöhnte leise auf, als ihre linke Ferse auf dem Boden neben dem Bett aufschlug. Ein dumpfer, hohler Ton. Es wollte ihr noch immer nicht gelingen, ihren Körper unter Kontrolle zu bringen, doch sie wusste, dass sie wegmusste. Raus aus dem Bett, raus aus dem Haus, irgendwohin, wo sie nicht allein war.
    Ihre zitternde Hand tastete nach dem Handy auf dem Nachtschrank. Und tatsächlich … Es war da!
    Irina stemmte sich hoch und tippte die 110, während ihre Puddingbeine sie langsam und widerwillig Richtung Tür trugen.
    »Notrufzentrale der Polizei«, meldete sich eine angenehme Stimme, der Irina zunächst nicht einmal ein Geschlecht zuordnen konnte.
    »Bitte«, schrie sie mit einer Mischung aus Erleichterung und nackter Angst, »helfen Sie mir! Man hat … Jemand hat mich überfallen!«
    »Beruhigen Sie sich.«
    Irina schluckte.
    »Sind Sie verletzt?«
    »Ja … Das heißt, ich weiß nicht genau.«
    »Gut. Kein Problem. Wo genau sind Sie?«, wollte die Stimme wissen.
    Und Irina antwortete mechanisch: »Im Schlafzimmer«, bevor ihr klar wurde, wie nutzlos diese Information für einen Außenstehenden war.
    »Beruhigen Sie sich«, widerholte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Wie ist die genaue Adresse?«
    »Danziger Straße«, keuchte Irina, als ihr Fuß unvermittelt auf einen Widerstand traf. Etwas, das nass war, wie sie voller Schrecken feststellte. Weich und nass …
    »Und die Nummer?«, schepperte es aus dem Hörer.
    Doch Irina antwortete nicht.
    »Hallo?«
    Ihre Finger ertasteten Stoff.
    »Sind Sie noch dran?«
    Irina runzelte die Stirn. Was war das? Warum gelang es ihr nicht endlich, zu verstehen, was hier vorging?
    »Hallo? Können Sie mich hören?«
    »Ja …«
    »Hören Sie, ich habe Ihre Nummer auf dem Display«, erklärte ihr die Beamtin am Telefon. »Machen Sie sich keine Sorgen. In wenigen Minuten ist jemand bei Ihnen.«
    Irina kämpfte einen elementaren Brechreiz nieder und betrachtete das Blut, das ihren nackten Arm hinabrann und von
dem sie nicht viel mehr sagen konnte, als dass es nicht ihr eigenes war.
    »Kommen Sie schnell«, war alles, was sie noch hervorbrachte.
    Dann warf sie das Telefon von sich wie eine giftige Spinne, kauerte sich neben ihre Bettseite auf den Boden und schlang schützend die Arme um ihre

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