Hochgefickt
von FunnyBelly schon Anfang März raus. Für Clubmitglieder des Sender-Clubs gibt es übrigens fünf Prozent Rabatt, und bei einem Bestellwert ab 150 DM gibt es noch einen Mini-Flakon von meinem neuen Duft ›Phönix‹ dazu.«).
Dass dies das erste Interview war, in dem ich mich in der Öffentlichkeit plötzlich grammatikalisch korrekt artikulierte, unterstrich meine neue Ernsthaftigkeit, mein »Erwachsenwerden«, wie es im Blatt genannt wurde: »statt Partyluder bald Penaten-Puder«. Sie hatten sich griffige Slogans ausgedacht, auf die FunnyBelly-Homepage verwiesen, den Lesern angeraten, sich schon mal das TV-Event am Osterwochenende im Kalender vorzumerken, kurzum: PR-technisch war das alles echt hervorragend. Daher war ich auch gut gebucht, was die Zweit- und Drittverwertung des Interviews anging (TV-Magazine, andere Yellowpress-Erzeugnisse etc.), und stieg im Beliebtheitsranking wieder schön nach oben – so lange, bis Falco Anfang Februar durch seinen Tod alle Aufmerksamkeit posthum auf sich bündelte.
Ich ärgerte mich jedoch nicht weiter über den verlagerten Fokus, denn das gab mir wiederum die Gelegenheit, unbeobachtet ein paar finanzielle Angelegenheiten notariell regeln zu lassen – und dass der tote Falco sich keine drei Wochen später mit »Out of the dark« ziemlich weit oben in den Charts tummelte, bestätigte auch nur wieder meine Theorie, dass die tragischen Geschichten sich einfach aus Prinzip immer am besten verkaufen.
Wobei mich die Tatsache, dass exakt ein Jahr nach dem großen Wurf der Hiphop-Gören der gleiche Produzent wieder einen Künstler ganz oben platzieren und dabei diesmal allerdings sogar durch einen direkten Todesfall (und nicht nur einen im Umfeld) profitieren konnte, schon schlucken ließ. Dass ein Jahr zuvor die Idee einer Zusammenarbeit mit mir direkt von seinem Lebensgefährten torpediert worden war – und das nur, weil ich mir mit dem äußerst appetitlichen Saxophonisten der rappenden Girlies im Tourhotel lautstark Vergnügen bereitet hatte, was er als »groupieesk und sehr unprofessionell« wertete –, fand ich jedenfalls im Nachhinein irgendwie sehr beruhigend …
Die richtig harte Marketingphase ging dann Anfang März 1998 los, als die FunnyBelly-Kollektion endlich erschien. Ich hatte bei allen dazugehörigen Kampagnen ganz bewusst eine allzu starke Verbindung zu mir vermieden: Statt selber in den Entwürfen zu posieren, hatte ich echte Models engagiert, und auch auf der wirtschaftlichen Seite war nicht ich federführend, sondern die Ehe leute Große – lediglich als Chefdesignerin war Lina Legrand präsent. Darauf zu vertrauen, dass sich die Kollektion nach der Starthilfe des Sender-Sultans in Print- und sonstigen Medien gut verkaufen würde, gerade auch ohne die Kopplung an meine Visage, erwies sich gerade im Nachhinein als richtige Entscheidung. Aber schließlich wusste ich ja auch, was wir vorhatten in der allmählich immer näherrückenden Phase 3.
Bis diese Phase aber tatsächlich losging, absolvierte ich ab dem letzten Märzdrittel – wie vertraglich mit den einzelnen Beteiligten schon vor Monaten geregelt – brav allen anstehenden PR-Wahnsinn: bei allen wichtigen Shows nochmal als Gast aufkreuzen und über das Gesamtkonstrukt Mega-TV-Event-Platte-Duft sowie natürlich über meine aktuelle Situation palavern: »Wissen Sie, ich rühre da die Werbetrommel ganz ungeniert, ja sogar richtig gerne! Jeder Schauspieler wäre froh, in einer solch hochklassigen Produktion und mit so wunderbaren Kollegen unter dieser Legende von Regisseur arbeiten zu dürfen, und das Resultat wird Fernsehgeschichte schreiben, da bin ich sicher! Daher bin ich mehr als stolz, zu diesem Ausnahmeereignis auch noch musikalisch meinen bescheidenen Beitrag leisten zu dürfen – wobei ich nicht übertreibe, wenn ich sage, dass der talentierte Tom Kosly sich bei diesem Projekt wirklich selbst übertroffen hat. Dass parallel zu diesen wunderbaren Privilegien ein renommierter Kosmetikkonzern auch noch den von mir kreierten Duft Phönix auf den Markt bringt, ehrt mich natürlich auch sehr – warum sollte ich mich also in meiner Begeisterung über all diese Umstände zurückhalten?« Um nach einer kleinen Kunstpause mit einem charmanten Augenzwinkern hinterherzuschieben: »Abgesehen von der hohen Qualität, die Ihnen geboten wird, unterstützen Sie mit dem Erwerb dieser Produkte eine alleinerziehende Zwillingsmutter, die ihrer Arbeit die nächste Zeit sicherlich nicht nachgehen
Weitere Kostenlose Bücher