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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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bist ja echt total naiv!«, sagte er kopfschüttelnd, lachte dabei halblaut und kramte sein Portemonnaie aus dem Jackett, bevor er sein Weinglas leerte und Anstalten machte, sich zu erheben.
    Ich fühlte mich wie kurz vor dem Orgasmus – und jetzt war genau der richtige Zeitpunkt, es endlich kommen zu lassen: »Komisch, genau das hat der Detektiv am Anfang auch gesagt!«, sagte ich in einem Ton, als würde ich nur laut denken. »Ach richtig, die Fotos wollte ich euch ja noch geben, das hätte ich ja fast vergessen …« Ich schlug mir leicht vor die Stirn und begann daraufhin, geschäftig in meiner Tasche zu kramen, während ich die Verpeilte gab und vor mich hin brabbelte: »Als Schwangere wird man echt so was von vergesslich …!«
    Dafür waren alle anderen am Tisch sofort wieder ganz schnell mit aller Aufmerksamkeit bei mir, auch beim Sender-Sultan war keine Spur mehr von Aufbruchsstimmung. »Wie, Detektiv, und welche Fotos …?«, wollte Marketing-Mike wissen, während sich aus neu entstehenden roten Flecken gerade die Kontur von Nord- und Süd-Amerika auf seiner linken Gesichtshälfte formierte. Ich unterbrach die Kramerei und verdrehte genervt die Augen.
    »Na, der Detektiv, den Ralf im September angeheuert hatte …, der die Fotos gemacht hat, die Anfang November bei der BamS gelandet sind und die für die Spekulationen wieder aus dem Archiv gekramt worden sind. Habt ihr das etwa alles gar nicht mitbekommen, oder was?«
    Natürlich hatten sie das mitbekommen, und jetzt waren alle drei wirklich richtig aufgescheucht, auch wenn sie versuchten sich irgendwie im Griff zu halten. Diesen Versuch torpedierte ich aber erfolgreich: »Naja, und dieser miese kleine Schnüffler hat mich Mitte Oktober erpresst – dass er Ralf auch die Bilder gibt, die er von uns gemacht hat, wenn ich nicht …«
    » Von uns… ?!«, klang es unisono um mich herum.
    »Ja, klar, von uns, der Typ hat mich immerhin zwei Wochen lang nonstop 24 Stunden am Tag beschattet … ah, da sind sie ja endlich!« Ich nahm den ersten Umschlag und reichte ihn dem Sender-Sultan: »Ich wollte nämlich auf keinen Fall, dass die in die falschen Hände gelangen! Deswegen hab ich dem kleinen Penner also gegeben, was er haben wollte, und immerhin war er fair und hat diese Fotos tatsächlich mir statt Ralf gegeben.«
    Der »neue starke Mann« mit den politischen Ambitionen reagierte wie erwartet, als er die Bilder aus seinem Umschlag nahm und einen Blick darauf warf: Seine Adern am Hals und an den Schläfen traten pochend hervor, er lockerte hektisch seine Krawatte, wischte sich mit der Serviette Schweiß von der Stirn und hatte einen Teint, der zwischen weiß und grün changierte. Dann fragte er mit schwacher, brüchiger Stimme so gefasst wie möglich: »Hast dir von dem Detektiv eventuell a noch die Negative geben lassen …?«
    Ich grinste breit. »Ja natürlich, ich bin doch nicht naiv …!«
    »Und wo san die jetzt?«, wollte er wissen, während er mit zitternder Hand Wasser in sein Weinglas schenkte und hastig einen großen Schluck nahm.
    »Weil ich ein netter Mensch bin und mich immer freue, wenn ich Freunden helfen kann«, sagte ich mit Nachdruck und grinste nach wie vor sehr souverän, »hab ich die Negative einfach direkt verbrannt.«
    »Verbrannt …?«, hakte er tonlos nach.
    »Ja, natürlich!«, erwiderte ich in einem Tonfall, in dem man Kindern versichert, dass es wirklich, ganz, ganz ehrlich das Christkind war, das die Geschenke unter den Baum gelegt hat. »Ich kann doch nicht riskieren, dass von irgendwem irgendwann solche Fotos reproduziert werden. Du musst dir also überhaupt keine Sorgen machen um deine Position oder gar um deinen Einstieg in die seriöse Politik!«, schob ich im gleichen Tonfall nach.
    Im Augenwinkel sah ich, wie Tom und Mike sich dezent verrenkten, um erkennen zu können, was auf den acht Bildern, die der Sender-Sultan gerade nochmals entgeistert durchblätterte, zu sehen war. Ich wäre ja wirklich gespannt gewesen auf ihre Reaktion – was sie wohl dazu gesagt hätten, dass ich mit kleinem Lederranzen, Röckchen, Zöpfen und gemalter Zahnlücke als Schulmädchen mit verbundenen Augen zu seinen Füßen offensichtlich so was wie Topfschlagen spielte. Diese pädophile Anmutung war zwar medial schon mal ungünstig für die Reputation, aber da hätte er sich mit dem Hinweis auf die Volljährigkeit der Beteiligten und deren private Vorlieben sicher noch irgendwie rauswinden können. Und dass er im Sessel sitzend eine

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