Hochgefickt
mit Mutti un Vatti auf’m Sofa an?«, hakte er nach, während er meine Antworten eifrig mitschrieb, und ich konnte sehen, dass er »Ralf kommt nach« schon fett unterstrichen hatte auf seinem Notizblöckchen.
»Ja«, nickte ich, »und danach gehen wir dann um halb elf in die Kirche und feiern die Osternacht, schön klassisch-katholische Auferstehungsmesse mit Weihrauch, Osterkerze und großem Osterfeuer, also mit allem, was dazugehört. Willste sonst noch was wissen?«
»Wer ist der Vatter von deine Zwillinge?«, grinste er.
»Netter Versuch,« grinste ich zurück, »ich wünsch dir aber noch einen schönen Abend. Packste die Fotos noch in die Sonntags-Ausgabe?«
»Ja aber natürlisch, Liebelein, wat denkst du denn? Du bist doch bis Ostermontag jeden Tag um 20.15 Uhr im Fernsehen – da bringen wir dat doch nit erst am Dienstag! Also, maach et jot, ich muss fott, tschöööö!«, verabschiedete er sich.
Ich verbummelte noch ein wenig Zeit, gab ein paar Autogramme, posierte mit Fans für Fotos und hatte zwischendurch immer wieder den ein oder anderen Klatschreporter am Handy, der spitzgekriegt hatte, dass Ralf und ich uns wohl anscheinend trotz allem wieder annäherten, und nun Details erfragen wollte. Ich hielt mich in meinen Aussagen vage und bat um erneuten Anruf ab 19 Uhr, da sei ich gut im Auto zu erreichen und könne in Ruhe telefonieren. Sogar David Cramer, der Reporter, der mir damals den Marken-Namen Luder-Lina verpasst hatte, war unter den Anrufern, was ich als eine recht hübsche Laune des Schicksals empfand. Mittlerweile war er bei der BamS gelandet und hatte dort wohl im Klatsch- und Tratsch-Ressort einen recht guten Posten inne, was er sehr angeberisch vor sich her posaunte.
»19 Uhr ist zu spät, wir müssen ja auch noch in den Druck, wenn du in die aktuelle Ausgabe noch rein willst, müssen wir früher telefonieren!«, argumentierte er gegen meinen Vorschlag.
Früher hätte ich mich bei einer so ernsten Drohung natürlich deutlich kooperativer verhalten, aber da mir klar war, dass diesmal definitiv ich am längeren Hebel saß, scheute ich mich nicht, das auch auszuspielen.
»Pass auf, David«, sagte ich dementsprechend, »dann schreib doch einfach wie alle anderen Blätter irgendein vages ›wahrscheinlich … eventuell … es könnte sein‹-Gewäsch! Ich weiß, was gerade passiert zwischen Ralf und mir, und wenn du dazu von mir Details möchtest, musst du dich auch nach meinem Zeitplan richten, O.K.? Ich schaffe es eben nicht früher – aber wenn du magst, dann gib mir deine Handy-Nummer, dann kann ich dich anrufen, sobald es geht, das kann ich dir anbieten!«
Eigentlich war der Anruf, den ich aus meinem Auto heraus tätigen wollte, für Walli geplant gewesen, zumal die zur BamS eine ganz fixe Standleitung hatte, aber direkt die BamS zu kontaktieren, schien mir eben für meinen Plan noch besser.
Gegen 18.30 Uhr verließ ich die Domstadt und fuhr gemächlich los. Wie zu erwarten herrschte wenig Verkehr auf den Straßen, und ich kam hervorragend durch, sodass ich kurz nach 20 Uhr einige Kilometer vor der ausgemachten Stelle mein Auto in einem kleinen Waldweg in der Nähe eines Funkmastes verstecken konnte. Das Handynetz in der Eifel hat nämlich seine Tücken, und wenn an diesem Abend eines wirklich wichtig war, dann tadellos funktionierende Verbindungen.
Ich hatte bereits mit drei Reportern telefoniert und ihnen mit blumigen Worten zu verstehen gegeben, dass Ralf und ich natürlich nur gute Freunde sind, dass er mir trotz der Situation, in die ich ihn gebracht hatte, ein toller Rückhalt und menschlich ohnehin die Obergranante sei, ob sich da aber wieder etwas Festes, vielleicht sogar eine »echte Familiensituation« draus entwickele, darüber »könne und wolle« ich in diesem Moment keine Prognosen abgeben: »Ich bitte da um Ihr Verständnis.«
Bis 20.40 Uhr trudelten dann drei verschiedene SMS auf meinem Handy ein. Die erste war von Reza und lautete: »Bin seit 18.30 Uhr im Tennisverein und ab jetzt auf stand-by«, die zweite war von Jens und meldete mir: »Schwein im Wagen, warte auf Rezas Go!«, und die dritte, die mir das letzte Zeichen gab, dass ich jetzt loslegen konnte, war von Günther: »Alle Feuerwehrjungs machen Feuer an der Kirche, Karl und Paul auch hier – alle anderen gucken fern, sagt Mama. Toitoitoi, bis später!« Karl und Paul waren die Dorfpolizisten, und damit war alles klar.
Ich tippte: »Fahre jetzt vom vereinbarten Punkt aus los, treffe dich am Hügel«,
Weitere Kostenlose Bücher