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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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kann.« Zudem klebten ab Ende März quer durch die Republik vom Sender ausgehängte Plakate, die auf den Mehrteiler hinwiesen, und zu meiner großen Freude hatte man sich sowohl für die Parfümkampagne, als auch für das Plattencover tatsächlich »aus PR- und Kostengründen« für Bilder entschieden, die Jens als Standfotograf im Rahmen der Dreharbeiten von mir gemacht hatte.
    Es ließ mich also breit grinsen, dass für mich die Kurve in Sachen Beliebtheit allmählich wieder deutlich nach oben ging, und daher konnte ich es kaum erwarten, Phase 3 tatsächlich zu starten. Schließlich hatten die beiden Phasen vorher auch schon besser als erhofft funktioniert – warum also jetzt nicht auch noch den Joker ausspielen?
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, war ja auch schon immer eine typische Einstellung von Günther und Renate gewesen, und so legten wir Gründonnerstag 1998 tatsächlich los. Weil ich in meinem hochschwangeren Zustand nichts Schweres mehr tragen, heben oder ziehen durfte, übernahmen die beiden diesen Part für mich, gemeinsam mit Jens, der seit dem 1. April als Fahrer und Hilfspfleger in Rezas Klinik angeheuert hatte.
    Meine Aufgabe bestand somit an diesem Tag nur darin, gute Laune und Vorfreude zu verbreiten – daher sorgte ich für eine thematisch angemessene Musikbeschallung im Hintergrund, während Jens und Günther das tiefgefrorene Wildschwein aus der alten Kühltruhe im Keller hievten und über die Treppe hoch in die Garage trugen: Rio Reisers Top-Kracher »Lass uns das Ding dreh’n« und »Alles Lüge«, Rick James’ »Super Freak«, Queens »Who Wants to Live Forever« und »It’s a Kind of Magic«, das fröhliche »Obladi Oblada (Life Goes on)« der Pilzköpfe, der Musicalhit »There’s no Business Like Showbusiness«, Frankieboys unvermeidliches »My Way« – und natürlich auch mein persönlicher Lieblingssoundtrack für Phase 3: »Spinning Wheel« von Blood, Sweat and Tears . Das war echt die perfekte Nummer, nicht nur textlich, auch der Name der Band passte zu unserem Vorhaben. »Golden Brown« von den Stranglers passte zumindest vom Titel her hervorragend zu der Fellfarbe des toten Wildschweins, die es nach zwei Stunden Auftauen in der Garage hatte, und genau dort, wo Reza im Herbst, nachdem Günther das Tier für mich erlegt hatte, die Kugeln fachmännisch entfernt hatte, genau in diese Löcher passte jetzt perfekt Renates Bratenthermometer, sodass wir im Falle eines zu langsamen Auftauens noch mit Heizdecken nachhelfen könnten. Nach Rezas Berechnungen sollte der Einsatz von Heizdecken aber eigentlich erst ab Samstag früh erfolgen, und mit dieser Kalkulation behielt er Recht.
    Den Karfreitag hatten wir genutzt, um mit allen Beteiligten die einzelnen Puzzlestücke für den Ostersamstag noch mal akribisch zu ordnen, zeitlich zu koordinieren und viele Eventualitäten zu checken, so lange bis wir uns bestens gewappnet fühlten und zuversichtlich in den Samstag starten konnten.
    Mein Samstag begann im Ruhrgebiet, denn nachdem wir alles geklärt hatten, war ich zu Ralf nach Dortmund gefahren, hatte bei ihm übernachtet und dafür gesorgt, dass Presse und Vereinskumpane das ganz sicher mitbekamen, indem ich ihn mit seinem Auto zu seinem Verein fuhr.
    Danach fuhr ich mit meinem Auto nach Köln und ließ mir nach einer kleinen Fress-, Shopping- und Autogramme-schreiben-Tour mittels eines Spontantermins das komplette Verwöhnprogramm eines Promi-Wellnesstempels zuteil werden: Gesichtsbehandlung, Haarpflegekur, Maniküre, Pediküre und sonstigen Schnickschnack, der dort angeboten wurde, inklusive des heißen Drahts zu den ansässigen Klatschblättern. Dementsprechend wenig überrascht war ich, als ich tippitoppi gepflegt und gestylt gute vier Stunden später das Etablissement verließ und dem rasenden Reporter der lokalen Boulevardpresse in die Arme lief.
    »Liebelein, wat siehste jut aus, lammer schnell e Foto machen …!«, begrüßte er mich.
    »Aber gerne!« Klick, klick, klickklick. »Un wat määhste heute in der City, schon Eier suchen, hahaha …?!« Immer »jot drop«, der Jung’, muss man ihm lassen, eine echte Spaßkanone.
    »Nee«, blieb ich freundlich, schließlich sollte er mich ja in guter Erinnerung halten, »Ostergeschenke besorgen und mich verwöhnen lassen. Ich fahre nachher wieder in die Eifel, da brauche ich noch was für meine Eltern, und Ralf kommt morgen ja auch nach …«
    »Dat heißt, du guckst dir dein großes Mega-TV-Spektakel heute so fein parat jemacht

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