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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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ist an dem Unfall, gell?« Damit schickte er Jens eine SMS und holte eine Rettungsdecke, sowie drei verschiedene Blutkonserven aus seinem Kofferraum: »So, einmal Wildschwein, zweimal A positiv …«
    Als ich mich auf der Foliendecke in die stabile Seitenlage gelegt hatte, verzierte Reza mich wüst mit dem Blut aus den A-Konserven, den Rest davon verteilte er in meinem Auto (den Backstein hatte er in Nullkommanix, der war unter den Fahrersitz gerutscht), und mit der Wildschweinkonserve verzierte er großzügig den zerbeulten Kotflügel und den kaputten Scheinwerfer.
    Ich hörte, wie der neue Krankentransporter der Klinik angebraust kam, zwar ohne Tatütata, dafür aber mit Jens am Steuer und Wildschwein auf der Bahre. »O Gott, alles gut? Du siehst so echt aus mit dem Blut …«, entsetzte er sich, als er mit der Bahre angeschoben kam und mich sah. Ich lachte und fasste vorsichtig an das Wildschwein.
    »Alles prima bei mir. Hat das Tier etwa Fieber?«, fragte ich, weil ich überrascht war, wie warm es mittlerweile im Gegensatz zu gestern war.
    »Kommt Kinners, keine Turteleien, wir müssen das Schwein noch glaubwürdig positionieren!«, mahnte Reza uns zur Disziplin. »Und dann müssen wir schnell in die Klinik!«
    »Da ist doch über die Feiertage außer uns eh niemand, hast du gesagt!«, erinnerte ich ihn an seine Personalansagen.
    »Schon – aber glaubst du nicht, dass dein BamS -Kontakt bald die Polizei hier im Kreis benachrichtigen wird, dass es einen Unfall gab …?!«
    »Doch, sicher,« nickte ich, »aber Karl und Paul beaufsichtigen das Anzünden des Osterfeuers. Bis der Cramer die erreicht hat und die hier antanzen, da sind wir längst in der Klinik …«
    Genauso war es – als das Wildschwein perfekt platziert war und das richtige Inferno losbrach, saßen wir schon muckelig bei Tee und Keksen beziehungsweise Wein und Kräckern für die Herren in Rezas Refugium.

22
Im Koma –
Renates Medienschelte
    (April 1998)

    Als wir zwischen halb und viertel vor zehn in der Klinik angekommen waren, tätigte Reza drei Anrufe: Zum einen bestellte er den Wachdienst, den er immer zur Paparazzi-Abschreckung hatte, wenn er besonders öffentlichkeitsscheue Persönlichkeiten verarztete, dann rief er in der örtlichen Polizeistation an und meldete den Unfall – was bisher noch niemand getan hatte –, und zu guter Letzt teilte er Renate mit, dass ihre Tochter sich bei ihm in der Klinik befand.
    Um kurz nach zehn tauchten dann zuerst meine Eltern auf: »Ich hab Günther ganz aufgelöst am Pfarrheim abgeholt, und weißt du, was die Idioten Karl und Paul nur gesagt haben? ›Na, das ist ja ein Zufall, uns wurde eben auch ein Unfall gemeldet – aber der Fahrer ist schon im Krankenhaus, und das zerdepperte Auto läuft ja nit weg, was? Hohohoho!‹ Die haben gar nicht kapiert, dass es sich um den gleichen Unfall handeln könnte, das ist doch echt unglaublich!« Sie klinkten sich erleichtert in die Wein- und Kräcker-Runde ein, um elf war der Wachdienst da, und im Laufe der Nacht tauchten die ersten Reporter vor dem geschmiedeten Tor zum Klinikgelände auf.
    Ralf erschien am frühen Vormittag in der Klinik, mit wunderbar zerknittertem Gesicht, sorgenvoller Miene und allen verfügbaren Sonntagszeitungen in der Tasche, und nachdem er die Reporter zwar freundlich, aber sehr bestimmt links liegen gelassen hatte, stieß er zu uns.
    »War gar nicht so leicht, die BamS zu kriegen, der Kioskmann meinte, die wäre erst ganz ungewöhnlich spät ausgeliefert worden.« Als wir den Blick darauf warfen, wussten wir auch, warum.
    Neben dem »Frohe Ostern!« und sonstigem üblichen Titelseiten-Schnickschnack, in dem ich zwar auch vorkam (»So feiert Lina Legrand Ostern. Der TV-Star ganz privat über ihre Hauptrolle, ihr neues Leben und ihren Erfolg.« – alles olle Kamellen, schon vor drei Wochen vorproduziert), prangte ein fettes rotes Band diagonal über dem unteren Teil der Titelseite: »EIL-MELDUNG +++ LINA LEGRAND: SCHWERER UNFALL IN DER NACHT ZU SONNTAG +++ LETZTE SEITE +++ EIL-MELDUNG +++«
    Auf der letzten Seite geschah dann eigentlich nicht viel mehr, als dass David Cramer sein Telefonat mit mir minutiös schilderte, natürlich dramatisch ausgeschmückt mit seinen Bemühungen, Hilfe herbeizutelefonieren, und der Ankündigung, die Leser auf dem Laufenden zu halten.
    Damit niemand die Ausstrahlung des Mehrteilers wegen des aktuellen Unglücksfalls in Frage stellte, gab Sabine bereits Sonntagmittag eine Meldung an die

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