Hochzeit auf griechisch
gezeigt hatte, er liebte seine Schwester. Ihr Verrat verletzte ihn. Als Mann, der wenig von Gefühlen hielt und jene verachtete, die sie allzu offen zeigten, war dies eine tiefgreifende Erkenntnis. Und er wusste genau, wer dafür verantwortlich gemacht werden konnte.
Seine Schwester war tot, aber Miss Heywood war ihm verdammt viele Antworten schuldig. Und er würde nicht eher ruhen, bis er alle erhalten hatte.
2. KAPITEL
Helen stand in der Küche und beobachtete, wie der heiße Kaffee langsam in die Kanne tropfte. Leon Aristides saß nebenan. Er war hier in ihrem Haus, und er wusste über Nicholas Bescheid. So schlimm ist das nicht, beruhigte sie sich. Dann wusste er eben, dass Delia einen unehelichen Sohn hatte, um den Helen sich kümmerte. Vielleicht hatte Delia sich endlich ihrem Vater anvertraut. Der war vermutlich mit einem Anwalt in Kontakt getreten, welcher wiederum Leon informiert hatte. Dennoch blieb die Situation seltsam. Es gab viel zu viele Vielleichts!
Zumindest hätte Delia mich warnen können, dachte sie verärgert. Warum musste ihre Freundin sie überhaupt in diese unangenehme Situation bringen. Helen zog ihr Handy aus der Tasche und wählte noch einmal Delias Nummer. Die Leitung war immer noch tot.
Fünf Minuten später kehrte sie mit einem Handtuch und einem Tablett, auf dem eine Kaffeekanne und Tassen standen, ins Wohnzimmer zurück. „Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat“, sagte sie, stellte das Tablett auf den Tisch und reichte Leon das Tuch.
Wortkarg nahm er es entgegen und begann, seine glänzenden schwarzen Haare zu trocknen. Mit der zerzausten Frisur war die Ähnlichkeit zu Nicholas unverkennbar.
Sie nahm ihm gegenüber auf dem zweiten Sofa Platz. „Wie trinken Sie Ihren Kaffee, Mr. Aristides?“, fragte sie kühl.
„Schwarz, ein Stück Zucker. Und lassen Sie den Mr. Aristides weg. Leon reicht völlig … schließlich sind wir alte Freunde.“
„Wenn Sie das sagen“, murmelte sie. Sein Name wollte jedenfalls nicht über ihre plötzlich trockenen Lippen kommen. Und was die „alten Freunde“ anging – das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Höflich schenkte sie Kaffee ein und reichte ihrem Gast eine Tasse. Als sich ihre Hände flüchtig berührten, zuckte Helen zurück. Ihre Blicke trafen sich. Für eine Sekunde sah sie in den Tiefen seiner dunklen Augen etwas Unheilvolles aufblitzen, das gleich wieder verschwand. Trotzdem bekam sie ein flaues Gefühl im Magen.
Ein wenig aus der Fassung gebracht, aber fest entschlossen, es ihm nicht zu zeigen, trank Helen einen Schluck Kaffee. Langsam stellte sie die Tasse ab. „Vielleicht könnten Sie mir jetzt sagen, warum ein Anwalt Sie über Nicholas informiert hat? Hat Delia ihrem Vater endlich die Wahrheit gesagt?“
Leon leerte seine Tasse. Sein Blick ruhte kühl auf Helen. „Ich nehme an, mit Wahrheit meinen Sie, dass meine verrückte Schwester ein uneheliches Kind zur Welt brachte – einen Sohn, von dem ihre Familie nichts wusste. Einen Sohn, um den Sie sich seit seiner Geburt kümmern … Sprechen Sie von dieser Wahrheit?“ Seine dunklen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als ein schuldbewusster Ausdruck ihr Gesicht überschattete.
„Dass meine eigene Schwester so hinterlistig sein könnte, ihrem Vater seinen Enkel vorzuenthalten, ist schon kaum zu glauben. Und dass Sie ihr mit Unterstützung Ihres Großvaters dabei geholfen haben, ist absolut beschämend, wenn nicht kriminell …“
„Moment mal“, fiel Helen ihm ins Wort. „Mein Großvater ist einige Monate vor Nicholas’ Geburt gestorben.“
„Das tut mir leid. Ich entschuldige mich, Ihren Großvaterverleumdet zu haben. Aber das stellt Ihre Taten in kein besseres Licht.“
„Das einzige Vergehen, von dem ich weiß, ist, dass Ihr Vater Delia zu der Verlobung mit einem entfernten Cousin gezwungen hat. Letztes Jahr, als sie in Griechenland war. Dieser Mann wurde nur ausgewählt, damit das Vermögen in der Familie bleibt. Delia ist nicht verrückt, ganz im Gegenteil. Sie wusste, dass ihr Vater sie verheiraten wollte, und hat einige Vorkehrungen getroffen“, entgegnete Helen mit Nachdruck. „Sie hat versucht, eine Heirat so lange wie möglich hinauszuzögern. Deshalb hat sie nach einem Jahr das Studienfach gewechselt: um länger zu studieren. Und aus demselben Grund hat sie sich auch anschließend für das Aufbaustudium eingeschrieben“, verteidigte sie ihre Freundin. Helen mochte Leon Aristides nicht, und noch weniger gefielen ihr seine
Weitere Kostenlose Bücher