Hochzeit Auf Griechisch
deiner? Aber vielleicht sollte ich fahren, da du dich hier nicht auskennst und ich ständig zum Diner fahre. Auf die Art verirren wir uns nicht und sind gleich beim Essen.“
Er wusste bereits, dass Zoe vom Hundertsten ins Tausendste kam, wenn sie besorgt war, und diese Situation bildete keine Ausnahme.
Auf der Fahrt zum Restaurant blieb er still, ließ Zoe die Sehenswürdigkeiten erläutern und weiterreden. Er hörte ihr gerne zu, und trotz der seltsamen Umstände beruhigte sie seine Nerven.
Allzu sehr sogar, wenn man in Betracht zog, was zwischen ihnen stand.
Nachdem Zoe geparkt hatte, folgte Ryan ihr in das Diner.„Und das gehört deiner Tante Kassie?“,fragte er.
Zoe nickte. „Sie ist die Schwester meines Vaters.“
Er setzte sich gegenüber von Zoe in eine kleine Nische. Neben dem Fenster hing eine münzbetriebene Jukebox an der Wand. „So etwas wie das hier gibt es nicht in Boston.“ Er sah sich um, betrachtete den Linoleumboden, die Sessel aus blauem Vinyl und die papiernen Tischsets mit den verschiedenen Werbeanzeigen.
Sie neigte den Kopf zur Seite und ihr langes, dunkles Haar fiel ihr über die Schulter. „Ach, tatsächlich? Weil es nicht fein genug ist?“
Er registrierte den warnenden Unterton. „Nein, sondern weil nach meinem Verständnis ein traditionelles Diner so eine New York/New Jersey-Sache ist.“
„Wir sind Griechen. Diner sind unser Erbe“, erklang eine weibliche Stimme.
Er sah auf und erblickte eine dunkelhaarige Frau, die an den Tisch gekommen war.
„Hallo, Daph. Das ist Sams Sozialarbeiter, Ryan Baldwin. Daphne ist meine älteste Cousine“, stellte Zoe sie einander vor.
„Nett, Sie kennenzulernen, Daphne.“ Ryan schüttelte der Frau die Hand, während er noch darüber nachdachte, wie problemlos Zoe ein weiteres Familienmitglied angelogen hatte. Er rutschte unbehaglich auf seinem Platz hin und her.
„Braucht ihr Karten?“
Zoe winkte ab. „Aber ich bin sicher, dass Ryan eine braucht, wo er doch offenbar nie zuvor in einem Diner war.“
Er registrierte die Ironie und warf ihr einen finsteren Blick zu. „Eine Karte wäre nett“, sagte er zu Daphne.
Die Kellnerin reichte ihm etwas, was sich mehr nach einer laminierten Pappe anfühlte. „Lassen Sie sich Zeit“, sagte sie, blieb aber neben ihm stehen.
Er blickte von Daphne, die auf eine eher zurechtgemachte Weise hübsch war, zurück zu Zoe.
Die seufzte übertrieben. „Du kannst jetzt gehen, Daphne.“
„Bist du sicher, dass er nur der Sozialarbeiter ist?“ Sie beugte sich vor, um Ryan einen Einblick in ihr Dekolleté zu geben.
„Ich bin ganz sicher, dass er nur der Sozialarbeiter ist.“ Zoe schüttelte den Kopf und lachte.„Daphne schnüffelt nur allzu gern im Leben ihrer Cousine herum, weil sie kein eigenes Liebesleben hat.“
„Aha! Dann gibst du also zu, dass er mehr als ein Sozialarbeiter ist.“
Zoe wurde puterrot. „Ich gebe gar nichts zu.“
„Nach der Farbe deiner Wangen zu urteilen aber doch.“
Ryan kannte diese Art der Familienneckerei nicht und hatte Mitleid mit Zoe. „Ich nehme gewendete Spiegeleier und hellen Toast mit Butter“, sagte er, um Daphne von den persönlichen Themen abzulenken.
„Tss, tss, zu viel Cholesterin. Ich sage Dad, er soll nur das Eiweiß nehmen, dann bleiben Sie gesund und werden alt.“ Sie schnappte sich die Karte. „Für dich das Übliche, Zoe?“
Sie nickte, und Daphne ließ sie endlich allein.
„Was ist das Übliche?“
„Ein altmodischer French Toast.“
„Was macht ihn altmodisch?“
Offensichtlich überrascht hob sie die Augenbrauen. „Altmodisch bedeutet, dass er auf normalem Brot und nicht auf dem extradicken gemacht wird.“
„Aha.“ Er blickte über die Schulter und sah, wie die Kellnerin durch die Schwingtüren der Küche ging, und wandte sich dann wieder Zoe zu. „Was machst du eigentlich beruflich?“, fragte er, als er sicher war, dass Daphne verschwunden war.
Zoe legte beide Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. „Warum fragst du?“ Ihr war klar, dass Ryan ihr mehr über sich erzählt hatte als sie ihm, doch seine plötzliche Frage überraschte sie.
Er zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Du scheinst wenige Probleme zu haben, mich gegenüber deiner Familie für einen Sozialarbeiter auszugeben. Ich meine, sieh doch, wie leicht du gerade Daphne angelogen hast.“
Ihre Augen wurden schmal. „So?“
„Lügen fällt dir offenbar leicht. Ich habe von eurem Familien-Schwindel gelesen, ich sah die alten Zeitungsartikel.
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