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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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auf diesem Gebiet gründlich Wandel zu schaffen.
    »Ah!« grinste ich. »Wenn ich dich recht verstehe, bist du der Meinung, daß man zunächst einmal alles gründlich durchprobieren soll.«
    »Ganz recht«, erwiderte sie reserviert, »wenn ich auch fürchte, daß du davon andere Vorstellungen hast als ich.«
    »Und nach Ablauf des Probejahres?« erkundigte ich mich weiter. »Was kommt dann? Angenommen, ich war mit dir unzufrieden, wird dann die Ehe wieder getrennt?«
    »Das könnte dir so passen. Die Ehe ist selbstverständlich unauflöslich.«
    Das wollte mir beim besten Willen nicht einleuchten. »Warum dann überhaupt ein Probejahr?«
    »Zur Eingewöhnung, mein Lieber, nur zur Eingewöhnung!«
    »Es ist also nicht gestattet, andere Mädchen zu haben, um den Wert der eigenen Frau durch Vergleiche richtig einschätzen zu lernen?« fragte ich vorsichtig.
    »Untersteh dich!«
    »Dann finde ich den Ausdruck Probejahr falsch.«
    »Ich wußte, daß du mich mißverstehen würdest.«
    Das Probejahr sollte ihrer Auffassung nach lediglich dazu dienen, widerspenstige Männer mit krankhaftem Freiheitsbedürfnis (sie zählte mich dazu) auf einer vorgetäuschten freien Wildbahn zu dressieren. Die Vorkenntnisse, die ich mir aneignen sollte, waren Kenntnisse im Stillhalten und Dienen.
    »Auch ein Rehbock wird aufsässig«, sagte sie, »wenn man ihn unvermittelt in ein Gehege sperrt. Gewöhnt man ihn langsam daran, wird er eines Tages das Gitter lieben, das ihn vor der Unbill einer feindseligen Umwelt schützt.«
    »Du vergißt, daß ich ein Mensch bin, mit Verstand, Gefühl und eigenem Willen!«
    »Du bist ein Mann«, sagte sie, als ob das etwas besonders Nachteiliges wäre.
    »Und wenn ich mit deinem Vorschlag nicht einverstanden bin?«
    »Dann bleibe auch ich bei meinem Nein.«
    Ich betrachtete sie lange. Zweifellos war sie verrückt. Das Erstaunliche dabei war nur, daß man ihr das nicht ansah.
    »Laß die Hände davon«, warnte mich eine innere Stimme. »Du bist den Ideen dieser Frau nicht gewachsen.«
    Die Stimme hätte nicht an meine Eitelkeit rühren dürfen. Nicht gewachsen? dachte ich. Das wollen wir sehen!
    »Ich bin einverstanden«, sagte ich herausfordernd.
    Sie kniff mich anerkennend ins Ohrläppchen: »Bravo! Und eines kann ich dir versprechen: unser erstes Jahr wird so sein, daß du die weiteren für eine Erholung halten wirst.«
    In meiner Naivität dachte ich, das sei ein Witz, und lachte. »Ein Glas Mineralwasser!« rief Isabell.
    »Einen doppelten Cognac!« rief ich.

3

    Wir heirateten in aller Stille.
    Selbst unsere Trauzeugen waren Unbekannte, die wir wenige Tage zuvor in der Rauchfangkehrerinnung auf gegabelt hatten. Sinnvollerweise waren es auch Rauchfangkehrer. Das war eine weitere Bedingung Isabells gewesen.
    »Das ist der erste glückliche Umstand, den wir allen anderen Brautleuten der Welt voraushaben«, versicherte sie mir.
    Ich war davon weniger überzeugt, denn sie kosteten mich mehr als eine illustre Hochzeitsgesellschaft. Abgesehen davon, daß ich für ihren Verdienstausfall aufkommen mußte (ich bedauerte, nicht selbst Rauchfangkehrer geworden zu sein), habe ich nie wieder in meinem Leben Leute getroffen, die es innerhalb einer Stunde zustande brachten, so vollgegessen und vollgetrunken zu sein. Die Kerle mußten eine Woche lang gehungert und gedürstet haben. Außerdem nötigten sie mir nach dem Festmahl für den Rest des Tages eine à-conto-Zahlung ab, die für die Versorgung eines Regiments ausgereicht hätte.
    Isabell war eine reizende Braut. Sie hatte, da wir nicht auffallen wollten, eine bescheidene Aufmachung gewählt. Um so mehr fielen die Rauchfangkehrer auf.
    Ich selbst machte einen würdigen Eindruck. Ich übersah die Verlegenheit des Standesbeamten, dem das Ganze sichtlich peinlich war. Mein Ja klang entschlossen. Wir müssen eine ausgezeichnete Figur gemacht haben, denn niemand lachte. Allerdings war auch niemand im Saal, der hätte lachen können. In der Kirche war es ähnlich. Es war auch feierlich, weil keine Verwandten da waren, die die Zeremonie mit Taschentüchern, Seufzern und Tränen gestört hätten.
    Ja, und dann, als wir als Mann und Frau auf der Straße standen, war alles wie vorher: der Himmel war blau und das Wasser naß. Auch Parkplätze waren genauso schwer zu finden wie eh und je. Hatte sich wirklich nicht mehr verändert als meine Standesbezeichnung und Isabells Schreibname? Du lieber Gott! Alles war anders geworden, nur merkte ich es noch nicht. Große Ereignisse

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