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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Lakai in eleganter grüner Livree, der ihr mitteilte, sein Herr sei nicht anwesend, erschien auf der Schwelle. Zudem würde Seine Lordschaft nur selten Fremde ohne vorherige Anmeldung empfangen.
    Annis erwiderte, sie würde ein Empfehlungsschreiben hinterlegen und am nächsten Tag zurückkehren. Dann erwähnte sie den verletzten Fremden, der in ihrer gemieteten Postkutsche lag.
    Nur widerwillig folgte ihr der Lakai durch den eisigen Wind und den Flockenwirbel zum Wagen. “Offensichtlich kennen Sie den Mann”, meinte Annis, als der Dienstbote in die Kutsche spähte und nach Luft schnappte.
    “Ob ich ihn kenne, Ma’am? Allerdings – das ist Seine Lordschaft! Schon vor einer ganzen Weile haben wir seine Rückkehr aus der Stadt erwartet.”

2. KAPITEL
    W ie unglaublich dumm von mir, schalt sie sich ärgerlich. Warum hatte sie nicht an die naheliegende Möglichkeit gedacht, der Verletzte könnte der Gentleman sein, den sie aufsuchen wollte? Annis befahl dem verwirrten jungen Lakaien und einem der Kutschergehilfen, Seine Lordschaft ins Haus zu bringen. Dann nahm sie die würdevolle Haltung ein, die sie in schwierigen Situationen stets zur Schau trug und für die sie so oft bewundert wurde. Den Kopf hoch erhoben, folgte sie den Männern in eine geräumige Halle.
    Kaum hatte sie den schwarz-weißen Marmorboden betreten, kam ihr auch schon ein Mann entgegen, dessen gebieterische Miene sofort bekundete, dass er in diesem Haushalt das Regiment führte.
    Erstaunlicherweise zeigte er beim Anblick seines bewusstlosen Herrn kein Entsetzen. Stattdessen musterte er Annis misstrauisch.
    “Lass dich niemals einschüchtern, wenn du dich mit Dienstboten befassen musst, Annis”, hatte die Mutter ihr vor langer Zeit geraten. “Tüchtige Leute sind sehr scharfsinnig. Meistens erkennen sie Personen, die der gehobenen Gesellschaftsschicht angehören, und verhalten sich dementsprechend.”
    Und so erwiderte Annis den arroganten Blick des Butlers, ohne mit der Wimper zu zucken, und reckte das Kinn empor. “Diesen Gentleman fand ich auf der Straße. Wie man mir soeben mitteilte, ist er Ihr Herr. Nach meiner Ansicht ist er nicht ernsthaft verletzt. Trotzdem sollte man unverzüglich für seine Bequemlichkeit sorgen und einen Arzt holen.”
    Anscheinend erzielte ihr kühler Befehlston die gewünschte Wirkung, denn er beorderte einige Diener in die Halle und gab ihnen die erforderlichen Anweisungen.
    Nachdem sie den Viscount nach oben gebracht hatten, wandte sie sich wieder an den Butler. “Ist die Schwester Seiner Lordschaft daheim?” Mit dieser Frage bewies sie, dass sie zwar eine Fremde, aber über die Familienverhältnisse des Hausherrn informiert war.
    “Miss Greythorpe besucht gerade eine ehemalige Dienerin, die sich im Ruhestand befindet, Ma’am.” Wie sein kaum merkliches Zögern bezeugte, hätte er normalerweise niemals einer Unbekannten anvertraut, wo sich seine Herrin aufhielt. Aber unter diesen keineswegs gewöhnlichen Umständen musste er wohl oder übel eine Ausnahme machen.
    “Falls sie das Haus zu Fuß verlassen hat, sollten Sie ihr sofort einen Wagen schicken, solange die Straßen in diesem gefährlichen Schneetreiben noch passierbar sind. Da fällt mir ein …” Annis drehte sich zu dem Kutschergehilfen, der inzwischen aus dem oberen Stockwerk zurückgekehrt war. “Fahren Sie mit Ihren Gefährten in die Stadt, mieten Sie Zimmer in der Poststation, danach kommen Sie wieder hierher und erwarten meine weiteren Anordnungen.”
    Schließlich richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre Zofe, die voller Stolz beobachtete, wie umsichtig ihre junge Herrin die Situation meisterte.
    “Lassen Sie das Handgepäck aus der Postkutsche holen, Eliza. Und alles, was wir brauchen würden, falls wir hier übernachten müssen … Natürlich werden wir das Haus nicht vor Miss Greythorpes Rückkehr verlassen, denn sie will zweifellos wissen, warum eine fremde Person ihren Bruder hierhergebracht hat.”
    Kampflustig starrte Eliza den Butler an, der den Eindruck erweckte, dass er etwas anderes vorschlagen wollte. “Und sie wird ihre Anwesenheit umso mehr schätzen, falls der Doktor vorerst verhindert ist, Miss Annis. Wenigstens können wir Seine Lordschaft bis zur Ankunft des Arztes betreuen. Soll ich schon mal nach ihm sehen?”
    “Ja, bitte, Eliza”, stimmte Annis zu, “sobald Sie sich um unser Gepäck gekümmert haben. In der Zwischenzeit warte ich auf Miss Greythorpe.” Herausfordernd fixierte sie den Butler. “Aber nicht in der

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