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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Hinweis auf ein eher ernsthaftes Gemüt, dachte sie.
    Geistesabwesend schaute sie aus dem Fenster, auf die Schneeschicht, die sich allmählich auf dem Sims bildete, und die weiße Landschaft dahinter. Als sie sich wieder zu ihrem Patienten wandte, begegnete sie einem Blick, der Unmut und Verwirrung ausdrückte.
    “Willkommen in der Wirklichkeit, Sir”, begrüßte sie ihn und stand vom Bett auf. “Erkennen Sie Ihre Umgebung?”
    “O ja … Was aber nicht für Sie gilt, Ma’am.”
    “Gewiss nicht.” Seine tiefe, etwas heiserere Stimme hatte sehr angenehm in ihren Ohren geklungen. “Nachdem Sie von Ihrem Pferd gestürzt waren, kam ich zufällig vorbei und brachte Sie nach Hause.”
    “Also ein Engel der Barmherzigkeit …”, meinte er und schnitt eine Grimasse.
    Seine merkliche Skepsis belustigte sie. “So wurde ich noch nie genannt. Wie fühlen Sie sich? So als wären Sie von einem Maulesel getreten worden, nehme ich an.”
    “Als hätte jemand einen Hammer auf meinen Kopf geschlagen.”
    “Wie viele Finger halte ich hoch?”, fragte sie und hob eine Hand.
    “Drei”, antwortete er gelangweilt.
    “Sehen Sie mich klar und deutlich?”
    Die dunkelblauen Augen leicht verengt, musterte er ihr Gesicht und die schimmernden kastanienbraunen Locken. “Ja.”
    “Dann will ich Sie nicht länger stören.” Annis nahm eine kleine Flasche aus ihrer Tasche, träufelte ein paar Tropfen in ein Glas und fügte Wasser hinzu. Vorsichtig legte sie einen Arm um die breiten Schultern Seiner Lordschaft und hob ihn ein wenig hoch. “Trinken Sie das. Es wird Ihnen helfen, einzuschlafen. Wenn Sie erwachen, werden Ihre Kopfschmerzen hoffentlich nachlassen.”
    Widerspruchslos folgte er der Aufforderung und leerte das Glas. Offenbar legte er keinen Wert auf eine weitere Konversation. Wenige Minuten später fielen ihm die Augen zu.
    Tiefe Stille erfüllte das Schlafgemach, die erst durchbrochen wurde, als der Butler mit der ersehnten Nachricht erschien, seine Herrin sei wohlbehalten heimgekehrt und erwarte Miss Milbank im Salon. Wieder einmal übernahm er die Rolle einer Eskorte und ging sogar so weit, Annis höflich vorzustellen, bevor er die beiden Damen allein ließ.
    Als Annis die ausgestreckte Hand der Hausherrin ergriff, fiel ihr sofort die Ähnlichkeit zwischen den Greythorpe-Geschwistern auf. Dann las sie Angst und Verblüffung in den blauen Augen, die das Begrüßungslächeln nicht verbergen konnte.
    “Was Sie seit Ihrer Ankunft erfahren haben, weiß ich nicht, Miss Greythorpe”, begann Annis und kam ohne Umschweife zur Sache, um die Hausherrin von ihrer schlimmsten Sorge zu befreien. “Aber seien Sie versichert – nach meiner Ansicht ist Ihr Bruder nicht allzu schwer verletzt. Für ein paar Minuten kam er zu Bewusstsein und war bei klarem Verstand. Anscheinend ist sein Sehvermögen nicht beeinträchtigt, aber er leidet unter Kopfschmerzen – kein Wunder unter diesen Umständen. Zum Glück ist seine Temperatur nicht erhöht.” Sie unterbrach sich, um aus dem Fenster zu schauen und das Schneetreiben zu beobachten. “In absehbarer Zeit wird der Arzt nicht eintreffen – wenn er’s überhaupt noch heute schafft. Deshalb habe ich die Verletzung Ihres Bruders behandelt und ihm ein paar Tropfen Laudanum verabreicht, damit er einige Stunden schlafen kann.” Die Bestürzung der Hausherrin entging ihr nicht. Und so fügte sie besänftigend hinzu: “Erschrecken Sie nicht, Miss Greythorpe, mein Vater war ein hervorragender Arzt. Einen Teil seiner Kenntnisse gab er an mich weiter. Und so bin ich durchaus imstande, Seine Lordschaft zu betreuen.”
    “Verzeihen Sie mir, Miss Milbank”, bat Miss Greythorpe, nur unwesentlich beruhigt. “Sicher halten Sie mich für furchtbar unhöflich. Nehmen Sie doch bitte Platz. Wie Sie zweifellos verstehen werden, schockiert mich, was ich bei meiner Heimkehr erfahren musste. Mein Bruder wurde angeschossen? Und er lag bewusstlos auf der Straße, als Sie ihn fanden?”
    Natürlich verstand Annis, warum der hochgewachsenen, etwas knochigen Frau das tragische Schicksal ihres Bruders unbegreiflich erschien. “So ist es, Ma’am”, stimmte sie zu. “Vielleicht sollte ich erklären, warum ich – eine Fremde – zu diesem Zeitpunkt vorbeifuhr.” Annis sank wieder in den Sessel vor dem Kamin. “Was den Grund meiner Reise betrifft – ich kam hierher, um mit Lord Greythorpe zu sprechen.” Jetzt genoss sie die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerin. “Ich bin ihm nie zuvor persönlich

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