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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Aufmerksamkeit des jungen Künstlers, der kurz nach ihrer Hochzeit beauftragt wurde, ihr Porträt zu malen. Charlotte gab unverblümt zu, sie habe während seines Aufenthalts im Greythorpe Manor sehr oft seine Gesellschaft gesucht. Aber sie beteuerte, die Beziehung sei nie über einen dezenten Flirt hinausgegangen. Bedauerlicherweise wurde Helen um jene Zeit empfangen. Zu allem Überfluss kam sie auch noch mit den roten Haaren zur Welt, die in unserer Familie von Zeit zu Zeit auftauchten. Was ja auch für mich gilt …”
    “Diese Tatsache müsste der Viscount akzeptiert haben”, warf Annis ein.
    “Eigentlich schon”, stimmte Lady Pelham zu. “Und er zog sicher auch die Möglichkeit in Betracht, zwei dunkelhaarige Menschen könnten Rotschöpfe zeugen. Leider besaß auch der junge Maler rötliches Haar.”
    “Welch ein unglückseliger Zufall!”, meinte Annis. “Aber wenn Helen der Familie ihres verstorbenen Vaters nicht zürnt – warum lehnt sie dann die Einladung auf den Ahnensitz ab?”
    “O nein, sie hat sich nicht direkt geweigert, es ist nur – wir haben bereits versprochen, Ende Februar ein paar Tage auf dem Landgut ihrer Freundin in Devonshire zu verbringen. Um die gleiche Zeit sollen wir auf Lord Greythorpes Wunsch nach Hampshire fahren. Also schrieb ich ihm, erklärte die Situation und gab ihm zu verstehen, bei Helens erstem Aufenthalt in Greythorpe Manor sei ein kürzerer Besuch empfehlenswerter.”
    “Ist deine Nichte nicht damit einverstanden?”, fragte Annis, als ihre Patente verstummte.
    “Doch. Unter anderen Umständen wäre sie bereit, den Wunsch ihres Halbbruders zu erfüllen.” Plötzlich bildete sich ein grimmiger Zug um Lady Pelhams Lippen. “Aber im Augenblick würde sie Bath nur höchst ungern verlassen.”
    Gespannt wartete Annis auf nähere Erklärungen. Nun war ihre Neugier erwacht.
    “Kurz bevor wir Lord Greythorpes Einladung erhielten, lief ihr unglücklicherweise ein hübscher Taugenichts über den Weg, der seither ihre ungeteilte Aufmerksamkeit genießt.”
    “Ein Mitgiftjäger?”
    “Ohne jeden Zweifel. Zu meinem Leidwesen hat sie ihn noch nicht durchschaut. Aber wie du weißt, ist sie nicht dumm und erstaunlich reif für ihre Jahre. Sicher ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie zur Vernunft kommen und diese alberne Schwärmerei überwinden wird. Vorausgesetzt, man gesteht ihr diese Zeit zu.” Lady Pelham erhob sich erneut. Diesmal wanderte sie im Salon umher, ein deutliches Zeichen ihrer inneren Unrast. “Falls sie zur Abreise gezwungen wird, solange sie immer noch in den jungen Schurken vernarrt ist, lässt sie sich womöglich dazu überreden, mit ihm durchzubrennen. Und ich fürchte, dann können weder ihre Treuhänder noch ich verhindern, dass sich dieser Mr. Daniel Draycot ihr Erbe aneignet. Oder einen Teil davon …” Vor lauter Nervosität begann sie ein Porzellanfigürchen auf dem Kaminsims hin und her zu rücken, um es dann wieder an seinen angestammten Platz zu stellen. “Meine Schwester Charlotte hatte entschieden, Helen sollte ebenso wie deine Mutter aus Liebe heiraten. Wenn sie den Richtigen gefunden hat, wird sie ihr Erbe antreten, ohne irgendwelche Bedingungen erfüllen zu müssen. Zumindest wird sie das Vermögen erhalten, das ihre Mutter ihr hinterlassen hat.”
    Obwohl Annis diese Sorge ihrer Patentante verstand, glaubte sie, das Problem wäre leicht zu lösen. “Warum schreibst du Lord Greythorpe nicht einfach und schlägst ihm einen Besuch zu einem späteren Zeitpunkt vor? Dann wären alle Beteiligten zufrieden.”
    “Das tat ich bereits, meine Liebe. Ohne Erfolg …” Lady Pelham ging zu ihrem Schreibtisch und nahm einen Brief aus der Schublade, den sie ihrer Patentochter übergab.
    Während Annis die kühne, eindeutig maskuline Handschrift überflog, zogen sich ihre dunklen Brauen zusammen. In ihren grauen Augen funkelten grüne Pünktchen. “Was für ein arroganter Mann!” Erbost legte sie den Brief beiseite. “Wofür hält er sich eigentlich? Warum verlangt er, seine Halbschwester müsse der Familie einen Besuch abstatten, wann es
ihm
beliebt? Seine Großmutter mütterlicherseits …” Nun griff sie wieder nach dem Blatt Papier. “Helen ist nicht mit dieser verwitweten Lady Kilbane verwandt, also keineswegs verpflichtet, an der Geburtstagsfeier teilzunehmen, die am Frühlingsanfang in Greythorpe Manor stattfinden soll. An deiner Stelle würde ich die Kutsche, die er nächste Woche hierherbeordern will, um euch abholen zu lassen,

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