Hochzeit in Glenrae
sie sicher war, dass er sie nicht mehr hören konnte.
Aufgebracht wanderte sie im Zimmer hin und her. Bildete er sich ein, er könnte über sie bestimmen? Sie dachte nicht daran, geduldig zu warten, bis Duncan zurückzukommen geruhte. Wenn er wieder aufkreuzte, konnte er eine Überraschung erleben. Sie und Suzie würden fort sein. Ein Anruf bei Stuart genügte, und Duncan Fergusson war seine Gäste los.
Duncan lehnte sich an den Pfosten der mächtigen Stalltür. Die Sonne schien warm, und normalerweise hätte er das farbenfrohe Schauspiel, das sich ihm bot, genossen.
Doch heute stand er unter Zeitdruck und wurde immer ungeduldiger. Zum x-ten Mal blickte er auf die Uhr und fragte sich gereizt, wo Bob blieb. Bob wollte den jungen Hengst doch heute von der Koppel holen. Nachdem Duncan so lange gewartet hatte, dachte er nicht daran, unverrichteter Dinge heimzufahren.
Er richtete sich auf, als er Marianne einen temperamentvollen Schecken herumführen sah. Ihre grünen Katzenaugen funkelten triumphierend. Sie würde bekommen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Bekommt sie das immer?, fragte Duncan sich, während er verfolgte, wie Marianne Edward Buchanan mit ihrem Charme bezirzte und sein preisgekröntes Jagdpferd auf einen sehr viel niedrigeren Preis herunterhandelte, als es wert war.
“Ich bin gleich so weit!”, rief sie Duncan zu. “Wir müssen nur noch den Kaufvertrag unterzeichnen.”
Er nickte und blickte erneut nervös auf die Uhr. Es war schon fast Mittag, und er hatte Jenna versprochen, bald zurück zu sein. Zwar hatte er nicht die Absicht, sie nach Glenrae zu bringen, sondern er wollte sie zum Bleiben überreden, aber in jedem Fall musste er schnellstens nach Hause.
Jemand legte Duncan die Hand auf die Schulter und riss ihn aus seinen Überlegungen. Er drehte sich um und hatte Bob Ingram vor sich.
Sein wettergegerbtes Gesicht strahlte. “Wartest du auf mich, Duncan?”
Die Männer schüttelten sich die Hände.
“Bob! Alter Junge! Du kommst reichlich spät.”
Bobs Augen funkelten vergnügt. “Ah! Du interessierst dich also für einige von meinen Pferden?”
Duncan schüttelte den Kopf. “Diesmal nur für eins. Den schwarzen Jährling.”
Fünf Minuten später kehrte Marianne zurück und verfolgte überrascht, wie Duncan ein schwarzes Pferd auf den Anhänger führte, in dem der Schecke bereits stand.
“Ist das ein Geschenk für mich, Darling?” Begehrlich betrachtete Marianne das rassige Vollblut.
“Nein”, erwiderte Duncan. “Der ist für mich selbst.” Er klappte die Rampe hoch und verschloss die Box. “Bist du so weit?”
Sie runzelte die Stirn. “Warum hast du es so eilig? Den ganzen Vormittag hast du dich wie ein Löwe im Käfig aufgeführt.”
“Entschuldige”, sagte er halbherzig, “aber diese Fahrt kam mir heute sehr ungelegen. Ich muss mich zu Hause um etwas kümmern.”
Marianne schmollte. “Kannst du mir nicht mal einen Tag opfern?”
“Nein, tut mir leid.” Unwillkürlich fragte er sich, warum er sie früher so amüsant gefunden hatte. “Ein andermal vielleicht.” Er ging vorn um den Land Rover herum und öffnete die Beifahrertür. “Möchtest du nach Hause, oder soll ich dich irgendwo absetzen?”
Marianne warf ihm einen beleidigten Blick zu, schlenderte hocherhobenen Hauptes an Duncan vorbei und kletterte in das Fahrzeug. Sie legten die Strecke zu Mariannes Gutshaus schweigend zurück. Er fuhr direkt zu den Stallungen. Marianne stieg aus, ehe er um den Wagen herumgehen konnte, um ihr dabei behilflich zu sein.
“Ich will dich nicht länger aufhalten”, erklärte sie eisig. “Lad Red aus. Alfred wird sich um ihn kümmern.”
Schnell führte er das Jagdpferd aus der Box und übergab es Mariannes Stallburschen. Danach bestieg Duncan den Land Rover sofort wieder.
Die Fahrt zu seinem Anwesen kam ihm endlos vor. Er war voller Ungeduld, und es fiel ihm schwer, aus Rücksicht auf das Pferd im Anhänger ein gemäßigtes Tempo einzuhalten.
Schließlich bog er in die Abzweigung ein, die zu seinem Haus führte. Bäume nahmen ihm die Sicht auf das große Doppeltor, aber seitlich davor, an der Straße, glaubte er einen geparkten Wagen zu erkennen. Er seufzte ärgerlich. War das ein unverhoffter Besucher, der ihn nun auch noch aufhalten würde?
Beim Näherkommen entdeckte er Jenna, die mit Suzie an der Hand durch das Tor kam. Lächelnd ging sie auf den Mann zu, der sie in der Nähe des Eingangs erwartete.
Und plötzlich erkannte Duncan den Wagen und den Mann.
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