Hochzeit in Glenrae
ungefähr.”
Instinktiv spürte sie, dass sie der Ursache für die Fehde zwischen den beiden Männern auf der Spur war.
“Und … Duncan glaubt, dass du am Tod der beiden schuld bist?” Jenna war plötzlich vieles klarer.
“So sieht er es jedenfalls.”
“Und du? Wie siehst du es?”, fragte sie vorsichtig.
Stuart reagierte schroff. “Ich überlasse es den Leuten, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Das tun sie sowieso.”
“Wenn Duncan dich zu Unrecht beschuldigt, musst du ihm das sagen. Er ist sehr verbittert.”
“Das weiß ich. Er hasst mich. Aber das ist sein Problem.” Er zuckte mit den Schultern. “Wenn er von seiner Schwester lieber weiter das Schlimmste annehmen will, als die Wahrheit zu hören …”
Jenna ergriff seinen Arm. “Ich möchte die Wahrheit hören.”
“Das kann ich mir denken.” Stuart legte ihr die Hände auf die Schultern und blickte ihr ins Gesicht. “Eines Tages werde ich sie dir vielleicht erzählen. Aber nicht jetzt.”
Er schüttelte sich leicht und legte den Arm um Jenna. “Gehen wir weiter.”
Kurz darauf blieben sie auf dem kleinen Marktplatz stehen.
“Ich habe etwas in der Sattlerei dort drüben zu erledigen, was ungefähr eine Stunde beanspruchen wird”, sagte er. “Willst du mitkommen, oder möchtest du dich hier in der Zwischenzeit auf eigene Faust umsehen?”
“Letzteres.”
“Okay. Dann treffen wir uns in etwa einer Stunde dort drüben auf der Bank vor der alten Schule.” Er gab Jenna einen leichten Kuss auf die Lippen. “Bis dann.”
Jenna schlenderte durch das Dorf und begutachtete die beiden Läden, in denen es alles Wichtige zu kaufen gab, und die soliden Steinhäuser, die wie die Menschen hier jedem Sturm trotzten. Als sie ans Ortsende kam und die Straße auf offenes Land hinausführte, machte sie kehrt und wanderte zum Marktplatz zurück.
Langsam ging sie zu der Bank, die Stuart ihr bezeichnet hatte, und setzte sich, um auf ihn zu warten. Die Rast tat ihr gut, und sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die Sonne schien warm, aber ein leichter Wind fächelte ihr Kühlung zu und trug liebliche Blütendüfte herüber. Sie versuchte, an nichts zu denken, und fühlte sich entspannt und zufrieden.
“Hallo, Jenna”, riss eine dunkle Stimme sie plötzlich aus ihrer Versunkenheit. “Du machst es richtig, das schöne Wetter auszunutzen. Wer weiß, wie lange es anhält.”
Langsam öffnete Jenna die Augen und sah Duncan vor sich. Er stand so vor ihr, dass er die Sonne verdeckte und seine markanten Züge klar zu erkennen waren.
Es ärgerte sie, dass ihr Herz unruhig zu klopfen begann. “Danke für das Lob”, erwiderte sie erzwungen gleichmütig.
Duncan setzte sich etwas von ihr entfernt auf die Bank. “Wie gefällt es dir in der Reitschule?”
“Wenn es dich wirklich interessiert … ich genieße jede Minute.”
Er nickte und ließ sich durch den frostigen Empfang nicht beirren. “Freut mich, das zu hören. Und Suzie?”
“Hat viel Spaß.”
“Fein. Du könntest ihr sagen, ich hätte etwas Besonderes, was ich ihr gern zeigen würde, wenn ihr vorbeikommt.”
Jenna glaubte, sich verhört zu haben. “Vorbeikommt? Du meinst, bei dir zu Hause?”
“Wo sonst?”
“Da wir uns zu dir nicht verirren werden, sehe ich keinen Grund, Suzie deine Botschaft auszurichten”, antwortete sie gereizt.
Duncan ließ sich nicht abweisen. “Aber das Fest am Wochenende werdet ihr doch sicher nicht versäumen wollen. Das ist hier das Ereignis des Jahres. Die Frauen aus dem Ort veranstalten bei mir alljährlich ein Fest zugunsten einer wohltätigen Vereinigung. Soweit ich weiß, wollen sie den großen Speiseraum festlich herrichten und dort einen Nachmittagstee mit allem Drum und Dran steigen lassen.”
Den Raum habe ich noch nicht gesehen und werde ihn wohl auch nie kennenlernen, dachte Jenna mit leisem Bedauern.
Als könne er Gedanken lesen, fuhr Duncan fort: “Ich hatte dir versprochen, dich bei mir herumzuführen. Wenn du daran noch immer interessiert bist, wäre das Fest eine ideale Gelegenheit dazu.” In seine Augen trat ein schalkhaftes Funkeln. “Dann sind genug andere Leute da, um zu verhindern, dass ich dich irgendwo in einem geheimen Turm einsperre.”
“Vielen Dank, aber ich werde in der Reitschule sicher zu beschäftigt sein, um mir freinehmen zu können.”
Er lächelte gewinnend. “Da alle an dem Fest teilnehmen, würde es auffallen, wenn du nicht kämst”, meinte er.
Sie traute ihren Ohren nicht. “Alle? Auch die
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