Hochzeit in Glenrae
Es war Stuart Anderson. Wütend brachte Duncan den Rover zum Stehen und sprang heraus.
Jenna erbleichte, als sie Duncan heranstürmen sah.
“Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nach Glenrae bringe!”, fuhr er sie an. “Da hättest du wenigstens die Höflichkeit aufbringen können, zu warten.”
“Ich war nicht sicher, ob ich mich auf dein Wort verlassen konnte”, verteidigte Jenna sich. “Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Stuart ist hier, um uns abzuholen.”
Duncan wandte sich ihrem Vetter zu, der herausfordernd lächelte.
“Das sehe ich”, entgegnete Duncan schneidend. “Ich muss schon sagen, Anderson, ich hätte nicht gedacht, dass Sie es wagen würden, hier aufzukreuzen.”
Stuart nahm eine kampfbereite Haltung ein. “Ich bin dem Hilferuf meiner Kusine gefolgt.”
Duncans Miene wurde noch finsterer. “Von mir hat sie nichts zu befürchten.”
“Du meine Güte, das fehlte noch, dass ihr uns zum Zankapfel macht”, mischte Jenna sich zornig ein. “Wir wollen nur nach Glenrae, weiter nichts.” Sie blickte auf ihre Schwester, die verwirrt und eingeschüchtert von einem zum anderen sah. “Merkt ihr nicht, dass ihr Suzie unnötig aufregt?”
“An ihre Gefühle hättest du vorher denken sollen”, gab Duncan zurück. Er beugte sich zu Suzie herunter und zauste ihre Locken. “Schade, dass du so überstürzt von hier fortmusst, Kleines. Aber wir sehen uns bald wieder.”
“Wirklich?” Suzies Gesicht hellte sich auf.
Duncan zwickte sie sanft in die Wange. “Du kannst dich darauf verlassen.”
Jenna lag auf der Zunge, ihn zu erinnern, dass er kein Recht hätte, Suzie in dieser Hinsicht Versprechungen zu machen, doch da die Kleine nun lächelte, wollte sie dem Kind die Freude nicht verderben.
Mahnend blickte Jenna ihren Vetter an, der bereit zu sein schien, den Fehdehandschuh zu werfen. “Wir sollten jetzt lieber fahren, Stuart. Tante Louise wird sich schon wundern, wo wir bleiben.”
Sie wandte sich Duncan zu, der sie kalt maß. Da sie nicht recht wusste, wie sie sich von ihm verabschieden sollte, reichte sie ihm nur die Hand, die er schüttelte, um sie gleich wieder loszulassen, als hätte er sich verbrannt.
“Falls du die Absicht hast, dich zu bedanken”, sagte er, “vergiss es. Es war mir ein Vergnügen.”
“Das kann ich mir denken”, mischte Stuart sich ein. “Von jetzt an bin ich es, der das Vergnügen hat.” Er nahm Suzie auf den Arm. “Komm, Kleine.”
Jenna sah Duncan an. In seinen Augen lag ein gefährliches Glitzern. “Jeder kommt mal zum Zug”, sagte er leise, aber so deutlich, dass alle es hören konnten. “Bald bin ich an der Reihe.”
7. KAPITEL
Stuart kam in die Küche, wo Jenna ihrer Tante beim Spülen des Frühstücksgeschirrs half. “Ich dachte mir, dass ich dich hier finde”, sagte er und zupfte Jenna neckend am Haar. “Wie wär’s, wenn du mit mir einen Spaziergang ins Dorf machtest, ehe du dich in die Arbeit im Büro stürzt? Ich muss ein, zwei Dinge erledigen, danach könnten wir gemeinsam durch Glenrae bummeln.”
Er lächelte unternehmungslustig, und wie bereits des Öfteren fiel Jenna auf, wie gut er aussah. Im Gegensatz zu Duncan war er blond und hatte feine nordische Züge, sodass sie sich fragte, ob sich unter seinen Vorfahren Skandinavier befunden hatten.
In den beiden Wochen, die Jenna nun schon in der Reitschule arbeitete, waren sie gute Freunde geworden.
“Ich weiß nicht, ob die Zeit dafür reicht.” Jenna sah ihre Tante fragend an. “Wir haben heute Vormittag eine Menge zu tun.”
“Unsinn”, mischte Louise sich ein. “Da ist nichts, was nicht warten könnte. Geh nur an die frische Luft, damit du ein bisschen Farbe bekommst.” Sie tätschelte Jennas Schulter. “Ich verstehe nicht, warum du immer noch so blass bist. Vielleicht hat Stuart recht, und wir bürden dir zu viel Arbeit auf.”
Jenna war froh, dass niemand ahnte, woran es lag, dass sie so bleich aussah. Sie wollte sich selbst kaum eingestehen, warum sie schlecht schlief und morgens zerschlagen und mit einem Gefühl der Leere erwachte.
Tagsüber war sie vollauf mit Haushaltsdingen, der Bearbeitung der Geschäftskorrespondenz, den Anfragen und der Buchführung beschäftigt, die in der Reitschule anfielen, sodass sie kaum zum Nachdenken kam. Doch nachts kehrten ihre Gedanken unweigerlich zu Duncan zurück. Natürlich vermisse ich ihn nicht, versuchte sie, sich einzureden, aber sie wünschte, sie wären nicht im Bösen auseinandergegangen. Wenn sein Hass
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