Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
Wohnung... du hättest das Haus sehen sollen. Grausig.”
Mathilde war sichtlich erregt. Gregor nahm seine Frau in die Arme und versuchte, sie zu beruhigen.
“Warten wir es doch erst einmal ab. Sie kommt ja schon am Donnerstag und du könntest die Gelegenheit zu einem schönen Mutter-Tochter Gespräch nutzen.”
Mathilde nickte. Der Gedanke war ihr auch schon gekommen. Sie streckte die Hand nach dem Bilderrahmen aus und strich sachte über das Photo.
“Hast du nicht noch eine Besprechung mit Herrn Bürger?” sagte der Fürst, um seine Frau aus ihren trüben Gedanken zu reißen.
“Ach ja, um zehn.”
Die Fürstin blickte auf die reichverzierte Standuhr aus englischer Eiche, die prompt mit sattem Ton zur vollen Stunde schlug. Fast gleichzeitig wurde energisch an die Tür geklopft. Gregor und Mathilde sahen sich an - auf Friedrich Bürger war Verlaß.
“Herein.”
Schwungvoll betrat Friedrich Bürger, Verwalter von Burg Hohenthann, das Arbeitszimmer der Fürstin, nahm seine Mütze ab und wünschte den Anwesenden einen guten Morgen. Seit über vierzig Jahren war Bürger bei der Familie, er hatte sich vom Stallburschen hochgedient. Mit Anfang sechzig führte er nun als gute Seele von Hohenthann die Aufsicht über bald drei Dutzend Angestellte vom Weinkeller bis zum Heuboden. In den letzten Wochen war Bürger rund um die Uhr mit den Vorbereitungen für die Hochzeitsfeierlichkeiten beschäftigt gewesen. Daß er schon seit fünf Uhr morgens auf den Beinen war, sah man ihm nicht an. Er selbst hätte davon auch kein Aufhebens gemacht, das hätte ihm schon sein Pflichtgefühl verboten. Der Fürst und die Fürstin hatten vollstes Vertrauen in Friedrich Bürger und ließen ihm praktisch freie Hand.
“Ja, lieber Bürger, wie weit sind wir denn?”, wollte die Fürstin wissen.
“Durchlaucht, die Gästezimmer sind soweit hergerichtet, ebenso wie die Außenanlagen. Im Augenblick kümmern sich die Floristen noch um die Blumengestecke in der Hofkapelle, aber das sollte nicht mehr allzulange dauern.”
Die Fürstin nickte. Die Hofkapelle würde sie sich in jedem Fall noch einmal vornehmen und selbst letzte Hand anlegen, das verstand sich von selbst. Die Mutter der Braut sah die Arrangements doch immer mit anderen Augen als ein Außenstehender.
“Der Champagner für den Empfang nach der Trauung ist bereits geliefert worden, die Canapés kommen Sonntag früh. Es wäre dann noch die Speisenfolge für das Diner am Samstagabend zu besprechen”, fuhr Bürger fort.
“Der Koch hält den Rehbock, den uns Förster Meinhard geschenkt hat, für groß genug. Er wird wohl auch inzwischen gut abgehangen sein. An die Filets will er Preiselbeeren und Wacholder geben. Als Vorspeise Lady Curzon, als Dessert Pfirsich Melba. Dazu den 85er Saint Julien, davon haben wir noch eine halbe Kiste.”
Mathilde blickte ihren Mann fragend an. Gregor war der Weinkenner in der Familie. Der Fürst nickte zufrieden. Ein schöner Bordeaux war genau das richtige. Sechs Flaschen waren mehr als genug. Vielleicht würde sogar noch eine übrigbleiben.
“Ja, sehr schön. Als Digestif dann Cognac und Madeira, für die Damen Sherry. Ist das kleine Kabinett vorbereitet?”
“Steht schon alles bereit, gnädige Frau, auch das Meißen. Ich lasse dann für acht Personen decken?”
Die Fürstin überlegte kurz: Hedy, Christine, Gregor und sie selbst für Hohenthann, Wilhelm und dessen Eltern für Schönberg. Blieb noch Wilhelms jüngerer Bruder Marcus, der bis gestern geschäftlich unterwegs gewesen war und noch nicht zugesagt hatte. Mathilde war froh, daß die beiden Familien im kleinen Kreis vor der Hochzeit noch einmal zusammenkamen. Große Banketts waren immer so unpersönlich.
“Lassen Sie für acht Personen auflegen, Herr Bürger. Ich bin sicher, Marcus wird auch mitkommen.”
“Ist recht, gnädige Frau.”
Bürger sah in sein Notizbuch.
“Ach ja, da wären noch die Anfragen der, äh, Herrschaften von der Presse. Scheinbar wollen diese Leute während der Trauung photographieren. Wie sollen wir das handhaben?”
“Ausgeschlossen”, sagte die Fürstin entschieden. “Dieses Volk kommt uns nicht in die Burg. Draußen können sie photographieren, was sie wollen, das kann ich keinem verbieten; aber in der Anlage auf keinen Fall. Bitte achten Sie darauf.”
Bürger nickte.
“Ich werde mich darum kümmern. Zur Not stellen wir eben eine Absperrung auf.”
“Wäre das dann soweit alles, Herr Bürger?”
“Von meiner Seite ja.
Weitere Kostenlose Bücher