Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
zu.
Janine hatte geduldig gewartet, während Christine ihren Gedanken nachhing. Sie kannte das schon von ihrer Freundin und wußte, wie sie damit umzugehen hatte. Im Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel, sah Christine einfach umwerfend aus, das mußte Janine mit einem Anflug von Neid anerkennen. Schlank und hochgewachsen, mit langem dunklen Haar war sie in schwarzem Geschäftsanzug und weißer Bluse ein absoluter Hingucker. Es war Janine ein Rätsel, daß Christine mit ihren vierundzwanzig Jahren noch immer solo war, sie hätte praktisch jeden haben können. Und dann war da noch die Sache mit der Prinzessin... - der Titel wurde in der Firma natürlich nicht verwendet, stand auch nicht auf Christines Visitenkarten, aber jeder wußte davon. Eine bessere Partie würde man in einer Stadt wie Berlin wohl kaum finden.
“Sind wir soweit durch?” fragte sie und deutete auf die Akten.
“Ja, müßte alles sein. Es sind ja nur ein paar Tage, am Dienstag bin ich wieder da.” antwortete Christine, der es nicht leichtfiel, ihre Arbeit gleich für mehrere Tage liegenzulassen, Hochzeit oder nicht. Christine war sehr diszipliniert, eine Eigenschaft, die sie zweifellos von ihrem Vater, dem Fürsten, geerbt hatte.
“Ist kein wirklich kritischer Fall dabei. Wenn irgendwas sein sollte, kannst du mich auf dem Handy anrufen, aber nicht gerade während der Trauung.”
“Keine Sorge, du glaubst doch wohl nicht, daß ich auch noch am Sonntag arbeite.”
Christine blickte auf ihre antike Patek, ein Geschenk der Eltern zum Abitur.
“Na schön, ich muß gleich noch zum Chef, keine Ahnung, worum es da geht. Frau Meyerbeer hat mir zwei Vorgänge hingelegt, aber da werde ich mich vor der Abreise selbst drum kümmern”.
“Ist sie denn schon wieder krank?”
“Ja, sie ist schon um elf nach Hause gegangen.”
“Irgendwann wird sie den Bogen überspannen, ich hab’ da so einiges läuten hören. So etwas mag der Chef gar nicht.”
“Na, wenn sie krank ist, ist sie krank, ich nehme nicht an, daß sie das absichtlich macht. Sind ja auch nur Routinesachen.”
“Sieh nur zu, daß du bis morgen nachmittag damit fertig bist”, sagte Janine. “Du willst dir doch nicht die Betriebsfeier verderben.”
“Hör mal, Janine, ich fahre doch Donnerstag nach Hohenthann, da kann ich nicht am Abend vorher Party machen.”
“Das willst du bestimmt nicht verpassen. Ich habe gehört, daß dieses Mal ein Champagnerbrunnen aufgebaut wird, mit einem halbnackten Chippendale als Neptun”, sagte Janine lüstern.
Tackes Betriebsfeiern hatten einen legendären Ruf. Der Alkolhol floß regelmäßig in Strömen. Mit Schaudern dachte Christine an die Sylvesterparty zurück. Da hatte es zwischen ihr und Georg heftig gefunkt und sie hätte beinahe eine Dummheit gemacht. Soweit würde sie es diesmal nicht kommen lassen.
Sie sah ihre Freundin strafend an.
“Halbnackt, soso.”
“Na ja, am Anfang. Kann sich ja später noch entwickeln.” erwiderte Janine, ganz die Optimistin und ging zurück in ihr eigenes Büro auf der anderen Seite des Korridors.
Pünktlich um fünf vor vier ging Christine durch das Atrium zum Aufzug, der in die Vorstandsetage führte. Alles hier oben war ausgesprochen luxuriös, wenn auch von der aufdringlichen Sorte. Christine, die in ihrem Elternhaus eine hervorragende Erziehung genossen hatte, spürte sehr deutlich, daß Geld und nicht etwa Geschmack hier die Einrichtung bestimmt hatte. Der schwarze Marmor und die reichlich verwendeten dunklen Edelhölzer sollten eigentlich Gediegenheit ausstrahlen; bei Christine, die sich vorkam wie in einem Krematorium, führten sie dagegen zu einem Gefühl der Beklemmung.
Die Vorzimmerdame, eine auffällige und recht gewöhnliche Blondine im viel zu engen Kleid, nickte Christine zu. Sie deutete auf die massive Tür zum Büro des Chefs, die schon halb offen stand.
“Ah, Christine, kommen Sie rein.”
Georg Tacke stand hinter seinem Schreibtisch, die Hände aufgestützt. Er war nicht sehr groß, aber kräftig gebaut. Tacke kam aus kleinsten Verhältnissen und hatte sich schon als Kind gegen seine Geschwister und auf der Straße durchsetzen müssen. Die ersten Erfahrungen im Geschäftsleben hatte er als Versicherungsvertreter gesammelt. Die Anfänge von Tacke Investments lagen einigermaßen im Dunkeln; auf den Fluren wurde von einem Teilhaber gemunkelt, der irgendwann ausgebootet worden war.
Tacke sah auf seine schwere goldene Rolex.
“Pünktlich wie immer. Bitte”,
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