Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
stellen Sie sich vor: Unser Waisenhaus, Marcus hat es gerettet.”
“Das Waisenhaus? Marcus? Wie hat er das denn gemacht?”
“Er hat eine Stiftung eingerichtet, die die Trägerschaft übernimmt. Seit vorgestern ist er mit den Anwälten praktisch rund um die Uhr zusammengesessen, damit das Ganze noch rechtzeitig unter Dach und Fach ist. Und stellen Sie sich nur vor, eine volle Million hat er schon aus seiner eigenen Tasche mit eingebracht. Das verschafft uns Luft für mehrere Jahre. Ich habe gerade mit der Leiterin des Waisenhauses telefoniert; die sind alle ganz aus dem Häuschen.”
“Aber das ist ja wunderbar, Pater. Weiß meine Mutter es schon?”
“Ja, ich komme gerade von ihr. Sie war überglücklich.”
“Das kann ich mir vorstellen, die Sache hat sie sehr belastet. Seltsam, ich habe gerade noch mit Marcus gesprochen, er hat es gar nicht erwähnt.”
“Nun, Christine, Sie wissen doch, wie bescheiden er ist. Er würde nie von sich aus damit anfangen. Manchmal denke ich, er könnte da ruhig etwas weniger zurückhaltend sein.”
Christine nickte. Der Pater hatte vollkommen recht. Manche Dinge mußte man Marcus förmlich aus der Nase ziehen, das war schon immer so gewesen.
“Vielleicht hat er nur Angst, daß das Waisenhaus nach ihm benannt wird”, sagte sie scherzhaft.
“Ja, das wäre eine Idee. Das werde ich mal anregen. Aber zumindest eine Gedenktafel am Haus, das würd’ schon passen.”
Der Pater klatschte vergnügt in die Hände.
“Ist das nicht ein Freudentag für Hohenthann, erst die Hochzeit und jetzt das; wirklich, der Herrgott meint es heute gut mit uns. Die Spekulanten werden schön dumm aus der Wäsche gucken. Man soll ja nicht schadenfroh sein, aber ich bin sicher, daß der Alte da oben heute ein Auge zudrückt.”
“Weiß man denn, wer da investieren wollte?”
“Der Bürgermeister weiß es, sonst niemand, war alles streng vertraulich. Diese Leute wollten wohl Fakten schaffen, ohne viel Aufsehen zu erregen, und der Gemeinderat hat mitgespielt. Es soll sich aber um eine Firma in Berlin handeln.”
“Berlin... Sind Sie da sicher, Pater?”
“Doch, da kann kein Zweifel bestehen, viele protzige Autos mit Berliner Kennzeichen vor dem Rathaus in letzter Zeit. Und der Bürgermeister ist auch ein paar Mal hochgeflogen.”
Christine war zu alt, um noch an Zufälle zu glauben. Es wäre möglich, dachte sie. Hätte nicht unbedingt über meinen Tisch laufen müssen. Und das wäre genau die Sorte Geschäft, die so typisch für Tacke ist. Klammheimlich billig kaufen, teuer verkaufen, ohne Rücksicht auf Verluste. Das Wellnesshotel war garantiert nur vorgeschoben gewesen, zum Bau wäre es nie gekommen, Änderung der Rahmenbedingungen oder ein ähnlicher Vorwand. Tacke hätte das Grundstück dann einfach eine Weile gehalten und schließlich mit fettem Gewinn verkauft, an wen auch immer. Schnelles Geld und ohne jedes Risiko, wenn man bedenkt, wie das Grundstück gelegen ist.
Du arbeitest für Tacke, Schätzchen, vergiß das nicht.
Ja, ich weiß, und es gefällt mir immer weniger. Langsam kommt da ganz schön was zusammen.
“Sie entschuldigen mich, Christine, ich muß zur Kapelle. Sind nur noch ein paar Minuten bis zur Trauung, und ich habe scheinbar irgendwie meine Predigt verlegt. Dabei hatte ich mir doch damit soviel Mühe gegeben, ganz wunderbare Zitate.”
Christine sah ihm lächelnd nach. Pater Sebastian war schon ein Original. Hohenthann konnte froh sein, einen so liebenswerten und tüchtigen Hauskaplan zu haben.
Dann kam ihr ein Gedanke und das Lächeln verflog.
Was hatte der Pater gesagt? Seit vorgestern... Marcus hatte also schon vor dem Diner gestern abend eine Lösung gefunden und sich wahrscheinlich deswegen die letzten Nächte um die Ohren geschlagen. Und sie hatte sich gar nicht erst bemüht. Wie, keine Gewinne? Zumachen den Laden und fertig. Christine, die knallharte Entscheiderin. Da hatte sie es aber allen gezeigt.
Ich Laus, dachte Christine beschämt. Ich Wurm.
Du mußt dich bei ihm entschuldigen.
Schon wieder, Kind? Das wird langsam zur Gewohnheit.
17
“Vanessa, hierher sehen, bitte.”
“Zeig doch mal ein bißchen Bein, Schätzchen.”
“Lächeln, Vanessa, lächeln.”
Sieh an, die Vroni ist da, dachte Christine und ging langsam zum Haupttor. Verächtlich betrachtete sie die wogende Traube von Reportern um die Schauspielerin. Das Objekt ihrer Begierde verteilte Küßchen in alle Rechnungen und warf die blonde Mähne mal nach
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