Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
Ich habe vorhin mit deiner Mutter gesprochen, aber sie wollte mir nichts sagen. Sie hat mich nur wieder auf diese irritierende Weise angeschaut, du weißt schon, hochgezogene Augenbrauen und so; ich komme mir dann immer vor wie ein Schuljunge, der seine Lehrerin enttäuscht.”
Christine drehte den Kopf etwas zur Seite, doch er bemerkte es nicht.
“Da muß aber irgendetwas sein, das spüre ich. Es zerreißt mir das Herz, weil ich Angst habe, daß du dabei unglücklich wirst, und daß ich dich für immer verlieren könnte.”
“Mich verlieren? Aber du hast mich doch gar nicht.”
“Doch, Christine, ich hatte dich immer und habe dich noch. Nur dich.”
“Nur mich? Waren da keine anderen Frauen?”
“Ja - ja, doch, die gab es. Während des Studiums und als ich damals in Amerika war, beim Praktikum. Und ich habe es genossen, zeitweise jedenfalls, das will ich nicht abstreiten. Du weißt ja, wie das ist; als Student, da macht man eben Dummheiten. Doch nichts davon war von Dauer. Wenn ich heute zurückschaue, habe ich für keine dieser Frauen viel empfunden. Man verguckt sich eben, und nach ein paar Wochen ist es wieder vorbei.”
Er schwieg.
“Jedes Mal wieder habe ich mich dann gefragt, was würde Christine wohl dazu sagen. Denn da war ja unser Schwur und das, was danach noch kam.”
Christine lächelte versonnen und nickte.
“Und dann habe ich mir eingeredet, daß wir da ja noch Kinder gewesen waren, daß du selbst auch dein eigenes Leben lebst, und daß es da auch andere Männer gegeben haben muß.”
Er sah sie erwartungsvoll an, doch Christine verzog keine Miene.
“Na schön. - Und immer, wenn ich in meinen Gedanken soweit gekommen war, habe ich mich richtig elend gefühlt. Meistens habe ich dann erstmal eine Weile wie ein Mönch gelebt. Irgendwann hat das dann nicht mehr funktioniert, das mit dem Einreden, meine ich.”
“Und seitdem keine mehr?”
“Nein, nicht eine einzige. Seit einigen Jahren schon nicht. Nur noch Mönch.”
Er lächelte ein bißchen betrübt, dann sah er sie voll an.
“Macht nicht viel Spaß, so zu leben, allein, das kannst du mir glauben. Man muß dafür geschaffen sein, nehme ich an. Niemand, der für dich da ist, niemand, der auf dich wartet. Nur die Arbeit. Sicher, meine Arbeit macht mir Freude. Zusehen zu können, wie Schönberg wächst, wie es blüht, das ist wunderbar. Aber wenn man das mit einem anderen Menschen teilen kann, dann ist es noch viel besser.”
Er sah sie direkt an.
“Aber eine andere Frau will ich nicht. Ich will nur dich, ich habe dich immer gewollt, vielleicht schon mein ganzes Leben. Ich liebe dich, Christine, ich liebe dich so sehr.”
Erschöpft hielt Marcus inne.
Mehr geht einfach nicht, mehr kann ich nicht mehr tun, dachte er. Jetzt liegt es bei ihr.
Nach einer Weile nickte Christine benommen, dann stand sie auf und berührte Marcus sachte an der Schulter. Sie ging durch die Tür hinaus und ließ ihn in der Kammer allein zurück.
16
Christine war wie vor den Kopf geschlagen. Marcus Worte klangen in ihr nach. Noch nie hatte sich ihr ein Mensch so vorbehaltlos, so ohne Einschränkungen geöffnet.
“Ich liebe dich, ich liebe dich so sehr.”
Wieviel Kraft muß es Marcus gekostet haben, dieses Geständnis zu machen, nachdem ich mich so mies verhalten habe. Wie ernst muß es ihm damit sein.
Und was hätte sie ihm darauf antworten können?
Sie seufzte.
Andere Männer...
Ja, die hatte es natürlich gegeben, auch schon vor der Betriebsfeier. Und es war so gewesen, wie es auch Marcus erlebt hatte. Schnell verknallt, schnell vergessen, nichts von Dauer. Die Namen und Gesichter waren längst aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Und hatte sie sich nicht auch schuldbewußt gefragt, was Marcus davon halten würde? Am Anfang, ja. Irgendwann dann nicht mehr. Warum eigentlich nicht?
Und wie hatte sie die letzten Jahre gelebt? Auch wie ein Mönch, nein, wie eine Nonne. Eine Nonne mit Topfpflanze und Katze. Früh auf, alleine und früh zu Bett, auch alleine. Jedenfalls abgesehen vom letzten Mittwoch. Und da wäre sie besser auch früh zu Bett gegangen, dann wäre ihr viel erspart geblieben, weiß Gott. Und war sie glücklich gewesen, immer alleine? Nein. Auch ihr lag das nicht. Wie hatte sich Marcus ausgedrückt? Man muß dafür geschaffen sein.
So in Gedanken stieß sie beinahe mit Pater Sebastian zusammen, der ihr im Laufschritt entgegenkam.
“Langsam, Pater, Sie werden gleich noch gebraucht.”
“Christine,
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