Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
wußte, war auch für die nächsten ein, zwei Jahre kein Nachwuchs geplant. Später sicher, aber das würde dann in der Familie bleiben.
“Mit stolzerfüllter Brust blickt die kleine bayerische Gemeinde Hohenthann derzeit hinauf zur gleichnamigen Burg. In der festlich geschmückten Hofkapelle werden sich am heutigen Sonntag Prinzessin Hedwig von Hohenthann und Erbprinz Wilhelm von Schönberg-Wüstfeld die Hand zum Ehebunde reichen. Mit der lang erwarteten Verbindung der beiden edlen Häuser wird nun endlich wieder fröhliches Kindergeschrei von den verwaisten Mauern von Schloß Schönberg widerhallen, so darf der Verfasser dieser Zeilen seiner Hoffnung Ausdruck verleihen. Das glückliche Paar wird die Flitterwochen an einem unbekannten Ort verbringen, die Rede ist von der Karibik. Wir wünschen lange Nächte und viel Erfolg!”
Himmel, was für ein Gesülze, dachte Christine. Was die nicht alles tun, um ihr Blättchen vollzukriegen. Wo lernen diese Heinis nur, so zu reden? Verwaiste Mauern. Schmarrn. Und die Karibik. Ganz kalt. Hedy und Wilhelm würden gleich morgen zum Strandhaus der Schönbergs auf Rügen hochfahren. Da hätten sie nämlich garantiert ihre Ruhe. Und die plumpe Anspielung im letzten Satz war ja wohl komplett daneben.
Sie stippte das Hörnchen in den Kaffee, nahm einen Happen und las weiter.
“In den letzten Tagen wurde die Burg Hohenthann von fleißigen Händen auf Hochglanz gebracht. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland wohnen der Trauung und dem nachfolgenen Bankett bei”, hieß es da. “Die Spitzen des deutschen Hochadels verleihen ebenso wie Prominente aus Kultur und Wirtschaft dem Ereignis einen besonderen Glanz. Sogar die weltweit bekannte Filmschauspielerin Vanessa Aluma, im vergangenen Jahr für einen Oscar nominiert, wird zugegen sein; zweifellos ein Highlight der an illustren Namen gewiß nicht eben armen Gästeliste.”
Ja, ja, manche Leute lassen sich schon leicht beeindrucken, dachte Christine. Aber die Presse war, was die Karriereaussichten der weltweit bekannten Filmschauspielerin anging, wieder einmal nicht auf dem Laufenden. Wie Hedy ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgeteilt hatte, würde die Vroni demnächst die Hauptrolle in einer Werbung für Joghurt übernehmen. Auch nicht gerade ein Fortschritt und wohl kaum oscarwürdig.
“Vertreter der Medien werden zwar zahlreich erwartet, sollen aber, wie diese Zeitung aus sicherer Quelle erfahren hat, keinen Zugang zum Gelände der Burg erhalten. Es ist zu bedauern, daß das Recht der Öffentlichkeit auf Information so gering geachtet wird.”
Recht auf Information? Schon mal was von dem Recht auf Privatsphäre gehört, ihr Schmierfinken? Na ja, was kann man schon erwarten von einer Zeitung, die in Berlin gemacht wird. Wir sollten dieses jämmerliche Käseblatt abbestellen.
Lautes Rufen und Geräusche wie von einem Handgemenge drangen in ihr Zimmer und Christine blickte nach unten, wo die erwähnten Medienvertreter von Friedrich Bürger und seinen Leuten wirkungsvoll daran gehindert wurden, auf den Innenhof der Anlage zu gelangen.
Das könnte euch so passen, dachte Christine. Am alten Fritz kommt ihr nicht vorbei. Zu schade, daß wir keine Zugbrücke mehr haben, so wie früher. Oder ein Fallgitter. Oder kochendes Öl. So etwas bräuchte man jetzt. Fehlte nur noch, daß diese Typen durch unsere Burg geistern und am Ende mit ihren Kameras vor meinem Zimmer herumlungern.
Sie ging in ihre Ankleide, um sich für die Trauung fertig zu machen. Etwas später sah sie noch einmal nach draußen. Vor dem Haupttor standen jetzt zwei Limousinen, und die ersten Gäste badeten unfreiwillig im Blitzlichtgewitter. Einige Journalisten standen direkt unterhalb des Torhauses und richteten ihre Kameras auf Christines Zimmer. Wütend ließ sie die Rollos herunter.
Das hat mir gerade noch gefehlt, so eine Unverschämtheit, dachte Christine. Aber nicht mit mir. Ich kenne eine Abkürzung zur Kapelle, da muß ich keinen von euch sehen.
Sie sah auf die Uhr. Noch über eine Stunde bis zur Trauung.
Genug Zeit, noch einmal über alles nachzudenken. Und ich weiß auch den richtigen Ort dafür.
Christine öffnete die Tür hinter dem Kamin, raffte vorsichtig den ausgestellten Rock über die Knöchel und kletterte in den Geheimgang. Vor Jahren war trotz ihrer Proteste elektrisches Licht in den Geheimgang gelegt worden, so daß Christine und ihr Kleid ohne Blessuren in die Rüstkammer hinunter kamen.
Sie knipste das Licht
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