Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Foyer, um über Evelyns Köstlichkeiten und die kostenlosen Getränke herzufallen. Der Raum leerte sich in so rasender Geschwindigkeit, als stünde eine Hungersnot direkt bevor, und die Leute müssten sich noch schnell die rettende Speckschicht anfressen. Vielleicht rüsteten sie sich aber auch nur für den kommenden Winter.
Ich beobachtete, wie Berschmann mit Herrn Munkel und Herrn Bassinger ein intensives Gespräch begann, und beeilte mich, Thomas abzufangen, bevor er den Raum verlassen konnte.
Er sah mich auf sich zukommen und zog ein Gesicht, als hätte er einen Blutegel auf seinem besten Stück entdeckt. Unerwartet schlug er einen Haken und versuchte sich seitlich durch die Tür zu drängeln. Sein Pech war allerdings, dass ein unglaublich fetter Mann gleichzeitig zum Büffet stürmte. Für beide zusammen war die Tür zu schmal, daher blieben sie in der Öffnung stecken.
»Nun mal nicht so eilig, junger Mann, ist ja genug für alle da«, fuhr der Beleibte meinen Ex an.
Ich hatte zwar meine Zweifel, ob er tatsächlich noch einen Krümel zurücklassen würde, wenn er erst einmal damit begonnen hatte, das Büffet abzuräumen, aber das war jetzt ein nachrangiges Problem.
Mit eisernem Griff packte ich Thomas am Ärmel und hielt ihn zurück.
»Thomas, könnte ich dich kurz sprechen?«, fragte ich höflich. Gleichzeitig schickte ich ihm einen Blick, der unmissverständlich sagte: Untersteh dich, nein zu sagen. Dann mache ich eine Riesen-Szene.
Meine unausgesprochene Warnung kam offensichtlich an, denn mein Exfreund ließ die Schultern sinken und folgte mir wie ein Hündchen in den Saal zurück.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, knurrte er genervt.
Ich beobachtete aus den Augenwinkeln, dass Bassinger zu uns herübersah, und setzte ein unwiderstehliches Lächeln auf.
»Vielleicht sollten wir das in etwas privaterer Umgebung besprechen«, schlug ich vor und deutete auf die Tür zur Terrasse des Hotels, die wegen des kühlen Wetters und der Köstlichkeiten auf der anderen Seite des Saals menschenleer war.
Thomas verdrehte demonstrativ die Augen, nahm meinen Vorschlag aber trotzdem an und trottete hinter mir her. Von seinem Charme war jetzt absolut nichts mehr zu spüren.
Als wir draußen standen, verschränkte er die Arme und zog die Augenbrauen hoch. »Also? Was willst du von mir?«
»Kannst du dir das nicht denken?«, erwiderte ich zuckersüß. »Ich will mein Geld zurück.«
»Ich glaube nicht, dass wir dieses Thema noch mal aufwärmen müssen. Für mich ist das erledigt«, wiegelte Thomas sofort ab. Er wollte wieder zurück in den Saal gehen, doch ich packte seinen Unterarm mit eisernem Griff und hielt ihn fest.
Mit einem kurzen Seitenblick sah ich hinüber zu Daniel, der lässig in der offenen Tür zum Saal lehnte und mich nicht aus den Augen ließ. Beinahe unmerklich nickte ich ihm zu.
Eine Sekunde später nickte auch er.
»Thomas, ich habe dir siebzigtausend Euro aus meinem Erbe für dein Architekturbüro geliehen«, begann ich ruhig. Ich wählte meine Worte sehr sorgsam. »Und ich möchte sie endlich zurück haben. Das Geld war geliehen, nicht geschenkt.«
Jetzt zeigte sich auf Thomas` Gesicht ein hämisches Grinsen.
»Du weißt das, und ich weiß das. Aber wie du auch weißt, steht Aussage gegen Aussage. Wenn ich behaupte, du hättest das Geld in meine Firma investiert, ohne Anspruch auf Rückzahlung, wird mir kaum einer das Gegenteil beweisen können. Also, verklag mich doch, wenn du unbedingt willst.«
Ich sah ihn an. Obwohl ich genau gewusst hatte, dass er so reagieren würde, erschütterte mich trotzdem, wie tief er gesunken war. Zum Glück war ich ihn los.
»Ich denke, verklagen wird nicht nötig sein«, sagte ich und sah demonstrativ zum Saal hinüber.
Thomas folgte meinem Blick.
In dem großen, beinahe menschenleeren Raum standen mein Chef sowie Munkel und Bassinger von der Prange-Bau und starrten wie gebannt auf die große Leinwand, auf der vor Kurzem noch die Hochglanzansichten ihrer Bauprojekte abgespielt worden waren. Jetzt war dort nur eines zu sehen: eine Live-Übertragung des überlebensgroßen Gesichts von Thomas, dem in diesem Moment sämtliche Gesichtszüge aus den Schienen sprangen.
Er funkelte mich mit einem so wütenden Blick an, dass ich meinte, jeden Moment müssten kleine Rauchwölkchen aus seinen Ohren aufsteigen. Vorsichtshalber machte ich einen Schritt zurück, falls er sich auf mich stürzen würde. Doch das tat er nicht. Immerhin war er schlau genug zu wissen,
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