Hochzeit zu verschenken
was?«
»Allerdings. Die hauen richtig auf den Putz. Ich habe von dem Feuerwerk gehört. Muss aufregend sein für dich.«
»Ich freue mich wirklich sehr darauf«, antworte ich automatisch. Das ist mein Standardsatz, den ich immer dann abspule, wenn mich jemand auf die Hochzeit anspricht. Aber jetzt, wo ich so dastehe und dabei zusehe, wie unser altes, vertrautes Haus aufgepeppt wird wie eine alte Dame, die Make-up auflegt, macht sich auf einmal ein seltsames Gefühl in mir breit. So ein leichtes Kribbeln.
Und wie mit einem Paukenschlag wird mir bewusst, dass ich mich wirklich darauf freue.
Ich freue mich darauf, unseren Garten voller Luftballons zu sehen. Mum in edlen Klamotten und sagenhaft glücklich. Ich freue mich darauf, mich in meinem alten Zimmer an meinem alten Frisiertisch fertig zu machen. Mich anständig von meinem alten Leben zu verabschieden. Nicht irgendeiner unpersönlichen Suite in einem Hotel... sondern hier. Zu Hause. Da, wo ich aufgewachsen bin.
Solange ich in New York war, hatte ich mir die Hochzeit in Oxshott überhaupt nicht richtig vorstellen können. Im Vergleich zu dem Glamour des Plaza wirkte alles andere so winzig und unscheinbar. Aber jetzt, wo ich hier bin, ist es plötzlich das Plaza, das ich mir nicht mehr richtig vorstellen kann. Das Plaza rückt in immer weitere Ferne, wie eine Fernreise in ein exotisches Land, die ich langsam vergesse. Es hat wahnsinnigen Spaß gemacht, die Rolle der New Yorker Prinzessin zu spielen, sündhaft teure Kreationen der Köche zu kosten und über bestimmte Champagner-Jahrgänge und Blumendekorationen für eine Million Dollar zu parlieren. Aber das ist genau der Punkt. Ich habe nur eine Rolle gespielt.
Und in Wirklichkeit gehöre ich hierher. In diesen Garten in England, in dem ich aufgewachsen bin.
Also, was soll ich machen?
Soll ich wirklich...
Ich kann den Gedanken kaum zu Ende führen.
Erwäge ich allen Ernstes auch nur ansatzweise, die ganze riesige teure Hochzeit im Plaza abzusagen?
Allein der Gedanke daran lässt mich schaudern.
»Becky?« Mums Stimme durchdringt meine Gedanken, und ich sehe benommen zu ihr auf. Sie steht in der Terrassentür und hat eine Tischdecke in der Hand. »Becky! Telefon!«
»Oh. Okay. Wer ist es denn?«
»Robin, glaube ich«, sagt Mum. »Hallo, Tom, mein Schatz!«
»Robin?« Ich runzele die Stirn und gehe zum Haus. »Robin wer?«
Ich kenne doch gar keine Robins. Abgesehen von Robi Andersons der seinerzeit bei Investment Monthly gearbeitet hat aber den kannte ich doch kaum »Den Nachnamen habe ich leider nicht verstanden«, sagt Mum. »Aber sie klang sehr nett. Sie hat gesagt, sie ruft aus New York an...«
Robyn?
Auf einmal bin ich wie gelähmt. Das blanke Entsetzen fesselt mich an die Stufen zur Terrasse.
Robyn ist am Telefon... hier?
Hier stimmt doch etwas nicht. Robyn gehört nicht in diese Welt. Sie gehört nach New York. Das ist ja, wie wenn Leute eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen und den Zweiten Weltkrieg durcheinander bringen.
»Ist das eine Freundin von dir?«, fragt Mum ganz unschuldig. »Wir haben uns eben so nett über die Hochzeit unterhalten...«
Der Boden unter meinen Füßen fängt an zu schwanken.
»Was... was hat sie denn gesagt?«, würge ich hervor.
»Ach, nichts Besonderes!« Mum sieht mich überrascht an. »Sie hat mich gefragt, was für eine Farbe ich tragen werde... und sie hat ständig irgendwas von irgendwelchen Geigern gefaselt. Du willst doch keine Geiger zu deiner Hochzeit, oder, Liebes?«
»Natürlich nicht!« Meine Stimme ist schon ganz schrill. »Was will ich denn mit Geigern?«
»Becky, Liebes - ist alles in Ordnung?« Mum sieht mich skeptisch an. »Soll ich ihr sagen, dass du zurückrufst?«
»Nein! Nein, du darfst nicht mehr mit ihr reden! Ich meine... ist schon okay. Ich rede mit ihr.«
Klopfenden Herzens eile ich ins Haus. Was soll ich ihr sagen? Soll ich ihr sagen, dass ich es mir anders überlegt habe?
Als ich den Telefonhörer in die Hand nehme, sehe ich aus den Augenwinkeln, dass Mum mir gefolgt ist. Oh, Gott. Was mache ich denn jetzt bloß?
»Hi, Robyn!« Ich bemühe mich um einen ganz natürlichen, lockeren Ton. »Was gibt‘s?«
Okay. Ich werde sie jetzt einfach so schnell wie möglich abwimmeln.
»Hi, Becky! Das war richtig nett, mal mit Ihrer Mutter gesprochen zu haben!«, sagt Robyn. »Macht einen sehr netten Eindruck. Ich freue mich schon darauf, sie kennen zu lernen!«
»Ich auch«, sage ich so liebenswürdig wie möglich. »Ich
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