Hochzeit zu verschenken
Kopf.
Ich muss mit Suze reden.
12
Suze und ich haben uns zum Teetrinken am Sloane Square verabredet. Dort wimmelt es nur so vor Touristen, und ich kann Suze erst gar nicht in der Menschenmenge entdecken. Doch dann zerstreuen sich die Leute - und da sitzt sie am Brunnen, mit von der Sonne beleuchteten blonden Haaren und einer Mega-Wampe.
Als ich sie sehe, will ich eigentlich am liebsten auf sie zustürzen, »Ach, Suze, das ist alles ein einziger Albtraum!« jammern und ihr alles erzählen.
Aber ich halte mich zurück. Sie sieht aus wie ein Engel, wie sie da so sitzt. Wie ein schwangerer Engel.
Oder vielleicht wie die Jungfrau Maria. So selig und wunderschön und perfekt.
Und schon komme ich mir im Vergleich zu ihr total chaotisch und blöd vor. Ich wollte meinen ganzen Müll wie immer bei Suze abladen und von ihr eine schlaue Antwort haben. Aber jetzt... Das geht nicht. Sie sieht so ruhig und glücklich aus. Das wäre, wie wenn man irgendwelchen Giftmüll in ein wunderschönes, sauberes Gewässer kippen würde.
»Bex! Hi!« Sie steht auf, als sie mich sieht, und ich bin schon wieder einigermaßen schockiert, wie... na ja, wie groß sie ist.
»Suze!« Ich eile auf sie zu und nehme sie ganz fest in den Arm. »Du siehst toll aus!«
»Ich fühle mich auch toll!«, sagt Suze. »Und wie geht es dir? Was macht die Hochzeit?«
Ach... Mir geht´s gut!«, sage ich nach einer kurzen Pause. »Alles prima. Komm, wir gehen Tee trinken.«
Ich werde es ihr nicht erzählen. Basta. Dieses eine Mal werde ich meine Probleme wohl alleine lösen können.
Wir gehen zu Oriel und bekommen einen Tisch am Fenster. Ich bestelle mir eine heiße Schokolade, und Suze holt einen Teebeutel aus der Tasche und reicht ihn dem Kellner.
»Himbeerblättertee«, erklärt sie. »Stärkt die Gebärmutter. Gut für die Wehen.«
»Klar.« Ich nicke. »Wehen. Natürlich!«
Mir läuft ein Schauer den Rücken herunter, und ich lächele ganz schnell, um mein Unbehagen zu vertuschen.
Also, insgeheim bin ich ja doch noch nicht so ganz überzeugt, was die Geschichte mit dem Kinderkriegen angeht. Geburt und so. Ich meine, sehen Sie sich doch mal Suzes riesigen Bauch an! Und sehen Sie sich mal so ein voll ausgewachsenes Baby an. Das können Sie mir doch nicht weismachen, dass das da durchpasst...
Ich meine, rein theoretisch weiß ich natürlich, wie das vor sich geht. Aber... ehrlich gesagt, sehe ich nicht ganz, wie das funktionieren soll.
»Wann hast du noch mal Termin?«, frage ich und starre unverwandt auf Suzes Bauch.
»In genau vier Wochen!«
»Das heißt... es wird noch größer?«
»Ja, klar!« Suze streichelt sich glücklich über ihre Wampe. »Wahrscheinlich noch ein ganzes Stück.«
»Prima«, piepse ich in dem Moment, in dem der Kellner meine heiße Schokolade vor mir abstellt. »Super. Und... wie geht‘s Tarquin?«
»Sehr gut!«, sagt Suze. »Im Moment ist er auf Craie. Du weißt schon, seine schottische Insel. Da lammen jetzt gerade sie Schafe, und er wollte ein bisschen mit anpacken, bevor das Baby kommt.«
»Aha. Und wieso bist du nicht mitgefahren?«
»Ach, das wäre ein bisschen zu riskant gewesen.« Suze rührt ihren Himbeertee um. »Und außerdem interessiere ich mich nicht ganz so sehr für Schafe wie er. Ich meine, natürlich sind das wirklich tolle Tiere«, fügt sie aus Loyalitätsgründen hinzu. »Aber weißt du, wenn man erst mal tausend gesehen hat...«
»Aber er kommt doch rechtzeitig wieder, oder?«
»Ja, natürlich. Er ist total aufgeregt! Er war sogar zu allen Sitzungen des Geburtsvorbereitungskurses mit und alles!«
Mann, ich kann kaum glauben, dass Suze in ein paar Wochen ein Baby bekommt. Und ich werde nicht dabei sein.
»Darf ich mal anfassen?« Ganz vorsichtig lege ich die Hand auf Suzes Bauch. »Ich kann aber gar nichts spüren.«
»Das macht nichts«, sagt Suze. »Ich glaube, es schläft.«
»Weißt du schon, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist?«
»Nein.« Suze lehnt sich mit sehr ernster Miene nach vorn. »Aber ich habe so den Verdacht, dass es ein Mädchen ist, weil ich mich nämlich ständig wie magnetisch angezogen fühle von diesen süßen kleinen Kleidchen in den Läden. Als hätte ich eins von diesen berühmten Schwangeren-Gelüsten. Und in sämtlichen schlauen Büchern steht, dass der Körper einem signalisiert, was er braucht. Also, vielleicht ist das ein Zeichen.«
»Und wie soll sie heißen?«
»Wir haben uns noch nicht entschlossen. Das ist ja so schwierig! Weißt du, da kauft man
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