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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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wird mucksmäuschenstill in meinem Zimmer. Meine Finger krampfen sich um den Kaffeebecher.
    So. Jetzt ist es so weit. Das ist der perfekte Augenblick. Die Gelegenheit, um alles zu beichten. Um Mum vom Plaza zu erzählen. Wenn ich es tue, dann muss ich es jetzt tun. Bevor Mum und Dad noch mehr Vorbereitungen treffen. Bevor sie noch mehr Geld ausgeben.
    »Na ja, also...« Ich räuspere mich. »Es ist so, dass...«
    Ich breche ab und trinke einen Schluck Kaffee. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, und irgendwie ist mir schlecht. Wie kann ich Mum sagen, dass ich woanders heiraten möchte? Wie kann ich ihr das antun?
    Ich mache die Augen zu und stelle mir das Plaza in all seinem Prunk vor. Ich versuche, die Aufregung und den Glamour zu reanimieren. Ich denke an die vergoldeten Räume, die Eleganz dieses Nobelhotels. Ich stelle mir vor, wie ich über die riesige, glänzende Tanzfläche wirbele und von unzähligen Gästen bewundert werde.
    Aber irgendwie... wirkt das nicht richtig. Die Vorstellung ist lange nicht mehr so überwältigend, geschweige denn überzeugend wie vorher.
    Oh, Gott. Was will ich? Was will ich eigentlich?
    »Ich hab‘s gewusst!«
    Mum sieht mich bestürzt an. »Ich hab´s gewusst! Ihr habt euch doch zerstritten, stimmt´s? Luke und du?«
    »Mum -«
    »Ich habe es gewusst! Wie oft habe ich schon zu deinem Vater gesagt: >Ich habe das im Urin, dass Becky kommt, um die Hochzeit abzusagen. Er meinte immer, das sei Quatsch, aber ich habe das gespürt. Hier.« Mum klopft sich auf die Brust. »Eine Mutter spürt so etwas. Und ich hatte Recht, stimmt‘s? Du willst die Hochzeit absagen, richtig?«
    Stumm sehe ich sie an. Sie weiß, dass ich gekommen bin, um die Hochzeit abzusagen. Woher weiß sie das?
    »Becky? Ist alles in Ordnung?« Mum legt mir den Arm um die Schulter. »Hör zu, mein Schatz. Das macht nichts. Dad und ich wollen nur dein Bestes. Und wenn das Beste für dich ist, dass die Hochzeit abgesagt wird, dann sagen wir sie eben ab. Wir wollen auf keinen Fall, dass du nur aus Rücksicht auf uns heiratest, wenn du dir nicht hundert Prozent sicher bist. Oder noch besser, hundertzehn Prozent!«
    »Aber... Ihr habt schon so viel Arbeit in die Hochzeit gesteckt...«, murmele ich. »Ihr habt so viel Geld ausgegeben...«
    »Das macht doch nichts! Geld ist nicht wichtig!« Sie drückt mich an sich. »Becky, wenn du auch nur den geringsten Zweifel hast, dann blasen wir sofort alles ab. Wir wollen nur, dass du glücklich wirst. Das ist das Allerwichtigste für uns.«
    Mum klingt so unendlich gütig und verständnisvoll, dass mir eine Weile die Spucke wegbleibt. Meine Mutter sitzt hier neben mir und bietet mir genau das an, worum ich sie bitten wollte. Sie stellt keine Fragen, sie macht mir keine Vorwürfe. Das Einzige, was sie mir entgegenbringt, ist bedingungslose Liebe und ihre volle Unterstützung.
    Und als ich dann ihr freundliches, warmes, vertrautes Gesicht ansehe, weiß ich ein für alle Mal, dass ich so etwas absolut nicht bringen kann.
    »Schon gut«, sage ich schließlich. »Mum, Luke und ich haben uns nicht zerstritten. Die ... Die Hochzeit findet statt. Wie geplant.« Ich reibe mir über das Gesicht. »Weißt du was, ich glaube, ich gehe mal ein bisschen raus und... schnappe frische Luft.«
    Als ich in den Garten hinaustrete, sehen zwei der Gärtner auf und grüßen. Ich erwidere ihren Gruß mit einem Lächeln. Ich komme mir total paranoid vor. Ich denke, mein Geheimnis ist doch so riesengroß, dass ich es gar nicht verbergen kann. Die Leute müssen mir das doch ansehen können, wie es aus mir herausbeult oder wie es in Denkblasen über meinem Kopf herumschwebt.
    Das hier ist nicht meine einzige Hochzeit. Für denselben Tag plane ich noch eine. Meine Eltern haben keine Ahnung.
    Ja, ich weiß, ich habe ein Problem.
    Ja, ich weiß, ich bin blöd.
    Ach, kommen Sie, jetzt lassen Sie mich bloß in Ruhe!
    Sehen Sie denn nicht, dass ich völlig fertig bin?
    »Hallo, Becky.«
    Ich zucke zusammen und drehe mich um. Am Zaun zum Nachbargrundstück steht Tom und sieht mich traurig an.
    »Tom! Hi!«, sage ich und bemühe mich, mein Entsetzen über seine Erscheinung zu verbergen.
    Mannomann. Der sieht ja schrecklich aus. Total blass und elend. Und dazu trägt er furchtbare Klamotten. Nicht, dass Tom jemals zu den am besten gestylten Jungs meines Bekanntenkreises gehört hätte - aber während er mit Lucy zusammen war, hatte er doch immerhin ein akzeptables Niveau erreicht. Seine Haare waren zwischenzeitlich sogar

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