Hochzeit zu verschenken
die North West Bank als Kunden an Land gezogen. Wir werden die Gründung und Einführung einer völlig neuen Abteilung managen. Eine Riesensache.«
»Luke!«, freue ich mich. »Das ist ja super!«
Luke versucht schon seit Ewigkeiten, North West für sich zu gewinnen, und erst letzte Woche hatte er mir gegenüber leicht resigniert eingeräumt, dass er sie wohl an eine andere Agentur verloren hatte. Dass es jetzt doch noch geklappt hat, ist also wirklich absolute Spitzenklasse.
»Gut gemacht, Luke«, sagt Dad.
»Fantastisch, mein Junge!«, stimmt Mum mit ein.
Die Einzige, die nichts sagt, ist Elinor. Sie hört nicht einmal richtig zu und vertieft sich in ihre Hermes-Tasche.
»Und was sagst du dazu, Elinor?«, frage ich sie herausfordernd. »Das sind doch tolle Neuigkeiten, oder?«
»Ich hoffe nur, dass das keine negativen Auswirkungen auf deine Arbeit für die Stiftung haben wird«, sagt sie und lässt ihre Tasche zuschnappen.
»Das glaube ich kaum«, entgegnet Luke entspannt.
»Aber wie wir ja alle wissen, ist Lukes Arbeit für die Stiftung ehrenamtlicher und freiwilliger Natur«, stelle ich zuckersüß fest, »während es bei dieser Sache um sein Geschäft geht.«
»Allerdings.« Elinor wirft mir einen harten, kalten Blick zu. »Also, Luke, wenn du keine Zeit mehr hast -«
»Aber natürlich habe ich Zeit«, sagt Luke und sieht verärgert zu mir. »Überhaupt kein Problem.«
Super. Jetzt sind sie beide sauer auf mich.
Mum hat diesen letzten Schlagabtausch leicht verwirrt verfolgt, doch als der Tee kommt, wirkt sie erleichtert, und ihre Gesichtszüge entspannen sich.
»So, das wird uns gut tun!«, freut sie sich, als der Kellner eine Teekanne und einen silbernen Kuchenteller auf dem Tisch abstellt. »Darf ich Ihnen einschenken, Elinor?«
»Wie wäre es mit einem Scone?«, wendet Dad sich jetzt ebenso herzlich an Elinor. »Und ein bisschen Schlagrahm?«
»Nicht für mich, danke.« Elinor weicht zurück, als könnten Sahnepartikel durch die Luft sausen und in ihren Körper eindringen. Sie trinkt einen Schluck Tee, sieht dann auf die Uhr und sagt: »Ich muss jetzt leider gehen.«
»Wie bitte?« Mum sieht überrascht auf. »Jetzt schon?«
»Holst du bitte das Auto, Luke?«
»Ja, natürlich«, sagt Luke und leert seine Tasse mit einem Zug.
»Wie bitte?« Jetzt bin ich dran mit der Überraschung. »Was ist denn jetzt los, Luke?«
»Ich fahre meine Mutter zum Flughafen.«
»Wieso das denn? Warum nimmt sie denn kein Taxi?«
Im gleichen Moment wird mir bewusst, wie unverschämt das klingen muss - aber mal im Ernst! Das hier sollte ein richtig gemütliches Familientreffen werden. Wir sind gerade mal seit drei Sekunden hier.
»Es gibt da noch ein paar Dinge, die ich mit Luke besprechen muss«, informiert Elinor uns, als sie nach ihrer Tasche greift. »Und das können wir sehr gut im Auto erledigen.« Sie erhebt sich und klopft sich einen nicht vorhandenen Krümel vom Rock. »War wirklich nett, Sie kennen zu lernen«, sagt sie zu meiner Mutter.
»Ganz meinerseits!«, ruft Mum und springt in einem letzten Versuch, Freundschaft zu schließen, auf. »Es hat mich ja so gefreut, Elinor! Ich werde mir von Becky Ihre Nummer geben lassen, dann können wir ein bisschen plaudern und uns einigen, was wir zur Hochzeit anziehen. Wir wollen ja nicht, dass wir uns farblich beißen, nicht wahr?«
»Allerdings«, kommentiert Elinor und sieht dabei auf Mums Schuhe. »Wiedersehen, Rebecca.« Sie nickt in Dads Richtung. »Mr. Bloomwood.«
»Auf Wiedersehen, Mrs. Sherman«, verabschiedet Dad sich ausgesucht höflich - aber ich kann ihm ansehen, dass er alles andere als begeistert ist. »Bis später, Luke.« Als die beiden durch die Tür verschwinden, sieht er auf die Uhr. »Zwölf Minuten.«
»Was meinst du denn damit?«-, fragt Mum.
»Sie hat uns genau zwölf Minuten ihrer wertvollen Zeit geschenkt.«
»Graham! Das hat sie doch bestimmt nicht so gemeint...« Doch Mum verstummt, als ihr Blick auf das blaue »Seine Mutter«-Buch fällt, das immer noch inmitten des Geschenkpapiers auf dem Tisch liegt. »Elinor hat ihren Hochzeits-Planer vergessen!«, ruft sie und schnappt sich das gute Stück. »Schnell, Becky, vielleicht holst du sie noch ein!«
»Mum...« Ich atme tief durch. »Ehrlich gesagt... Vergiss es lieber. Ich glaube nicht, dass sie ihn überhaupt haben will.«
»Auf die würde ich mich hinsichtlich Hilfe bei den Hochzeitsvorbereitungen jedenfalls nicht verlassen«, sagt Dad. Dann begräbt er seinen Scone unter
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