Hochzeit zu verschenken
Verzweiflung sehe ich mich um. In dieser Wohnung sind Luke und ich das ganze letzte Jahr so glücklich gewesen. Ich will hier nicht herausgerissen werden.
»Und weißt du, was das alles für mich bedeutet?«, sagt Danny. »Randall sucht sich zusammen mit seiner Freundin eine neue Wohnung.« Bestürzt sehe ich ihn an.
»Er schmeißt dich raus?«
»Sozusagen. Er hat gesagt, ich muss mal langsam was zur Miete beitragen, ansonsten kann ich mir eine neue Bleibe suchen. Und wie, bitte schön, soll ich das machen?« Danny hebt hilflos die Hände. »Das ist absolut unmöglich, bis ich meine neue Kollektion fertig habe. Er kann mich doch nicht einfach auf die Straße setzen.«
»Und äh... wie weit bist du mit deiner neuen Kollektion?«, frage ich vorsichtig nach.
»Weißt du, das Leben eines Designers ist nicht so einfach wie es vielleicht aussieht«, geht Danny in die Defensive. »Man kann nicht auf Kommando kreativ sein. Das ist alles eine Frage der Inspiration.«
»Vielleicht solltest du dir mal einen Job suchen«, sagt Luke und nimmt sich seinen Mantel.
»Einen Job?«
»Die brauchen doch bestimmt ständig neue Designer bei... weiß nicht, Gap oder so?«
»Gap?« Danny glotzt ihn an. »Du meinst, ich soll mein Dasein damit fristen, Polohemden zu entwerfen? Mal sehen, wie wäre es denn mit zwei Ärmeln hier und da, drei Knöpfen auf dem Schlitz, leicht geripptem Stoff... Mein Gott, ist das aufregend!!!«
»Was machen wir?«, jammere ich in Richtung Luke.
»Mit Danny?«
»Mit unserer Wohnung!«
»Wir werden schon was finden«, beruhigt Luke mich. »Wobei mir einfällt: Meine Mutter möchte heute mit dir zu Mittag essen.«
»Sie ist schon wieder zurück?« Hm, das klang wohl nicht sonderlich erfreut. Zweiter Versuch: »Ich meine... Sie ist schon wieder zurück!«
»Die Operation musste verschoben werden.« Luke verzieht das Gesicht. »Die Schweizer Gesundheitsbehörde hat Ermittlungen gegen die Klinik eingeleitet, während meine Mutter da war, sämtliche Eingriffe wurden vorläufig untersagt. Also... Um ein Uhr im La Goulue?«
»Klar.« Ich zucke wenig begeistert mit den Schultern.
Als die Tür hinter Luke ins Schloss fällt, habe ich einen Anflug von schlechtem Gewissen. Vielleicht hat Elinor es sich inzwischen anders überlegt. Vielleicht will sie das Kriegsbeil begraben und sich doch ein bisschen an den Hochzeitsvorbereitungen beteiligen. Man kann nie wissen.
Ich hatte mir fest vorgenommen, total cool zu bleiben und den Leuten nur von unserer Verlobung zu erzählen, wenn sie mich fragten, wie unser Urlaub war.
Aber dann stürme ich unversehens in die Abteilung Persönliche Einkaufsberatung bei Barneys (wo ich arbeite), strecke die Hand in die Höhe und johle: »Guuuuckt maaal!«
Erin, meine Kollegin, sieht überrascht auf, erblickt meine Finger und schlägt sich die Hand vor den Mund.
»Oh, mein Gott! Oh, mein Gott!«
»Ich weiß!«
»Du bist verlobt? Mit Luke?«
»Ja, natürlich mit Luke! Im Juni heiraten wir!«
»Und was ziehst du an?«, sprudelt es sofort aus ihr hervor. »Ich bin ja so neidisch! Zeig mal den Ring! Wo ist der her? Wenn ich mich verlobe, kommt nur ein Ring von Harry Winstons in Frage. Und zwar keiner für ein Monatsgehalt -einer für mindestens drei Jahresgehälter...« Dann verstummt sie und betrachtet eingehend meinen Ring. »Wow.«
»Aus Lukes Familie«, sage ich. »Gehörte seiner Großmutter.«
»Ach so. Also... ist er gar nicht neu?« Das begeisterte Strahlen lässt nach. »Na ja...«
»Nein, er ist alt. Uralt sogar. Antik. Vintage«, füge ich noch hinzu - und schon hellt sich ihre Miene wieder auf.
»Vintage! Ein Vintage-Ring! Das ist ja eine tolle Idee!«
»Herzlichen Glückwunsch, Becky«, sagt Christina, meine Chefin, und lächelt mich warmherzig an. »Ich weiß, dass Luke und Sie sehr glücklich sein werden.«
»Darf ich ihn mal anprobieren?«, fragt Erin. »Nein! Quatsch. Tut mir Leid. Vergiss es, ich habe nichts gesagt. Es ist nur... Ein Vintage-Ring!«
Ihr Blick klebt immer noch daran, als meine erste Kundin, Laurel Johnson, die Abteilung betritt. Laurel ist die Aufsichtsratsvorsitzende einer Firma, die Privatflugzeuge least, und eine meiner Lieblingskundinnen, obwohl sie mir jedes Mal erzählt, dass sie die Preise bei uns für vollkommen überteuert hält und dass sie sämtliche Klamotten bei K-Mart einkaufen würde, wenn sie nicht für ihren Job so gut angezogen sein müsste.
»Na, was sehe ich denn da?«, sagt sie, als sie den Mantel ablegt und ihre
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