Hochzeit zu verschenken
bereits Termine bei Tiffany, Bergdorf, Bloomingdales und Barneys gemacht sowie den Williams-Sonoma-Katalog bestellt und einen Online-Hochzeitstisch angelegt.
Ich bin nicht mehr dazu gekommen, darüber nachzudenken, wo ich eigentlich heiraten möchte - aber wie sagt man so schön: Immer eins nach dem anderen.
Als Elinor mir die Tür aufmacht, ertönt aus ihrer Wohnung leise Musik, und es duftet angenehm nach Blumen. Elinor trägt ein Wickelkleid, und ihre Frisur wirkt etwas weicher als sonst. Sie gibt mir einen Kuss und drückt gleichzeitig meine Hand.
»Luke ist schon da«, sagt sie, als wir gemeinsam durch den Flur gehen. »Das sind aber hübsche Schuhe. Sind die neu?«
»Äh, ja. Danke.« Erstaunt sehe ich Elinor an. Sie hat mir, vorher noch nie ein Kompliment gemacht. Noch nie.
»Du siehst aus, als hättest du ein bisschen abgenommen«, macht sie weiter. »Steht dir gut.«
Das haut mich völlig um, so dass ich unvermittelt stehen bleibe - und mich dann beeilen muss, um Elinor wieder einzuholen. Sollte Elinor Sherman nach all der Zeit jetzt wohl endlich ein bisschen netter zu mir sein? Ich kann es nicht glauben.
Aber andererseits... Wenn ich mal drüber nachdenke... Gegen Ende unserer Verlobungsparty war sie eigentlich auch ganz nett. Da hat sie gesagt, dass es ein Fehler gewesen sei, dass ich nicht auf der Gästeliste stand, und dass es ihr Leid tue.
Obwohl nein, das stimmt nicht ganz. Sie hat nicht gesagt, dass es ihr Leid tue. Sie hat gesagt, sie werde die Leute, die die Party organisiert haben, verklagen. Aber trotzdem. Das zeigt doch, dass sie Gefühle hat, oder?
Oje, vielleicht habe ich Elinor die ganze Zeit ganz furchtbar falsch eingeschätzt. Vielleicht haben wir alle das getan. Vielleicht steckt unter der eisigen Oberfläche ja eine ganz andere Persönlichkeit. Genau! Sie ist verletzlich und unsicher und hat deswegen diese Schutzhülle um sich herum aufgebaut. Und ich bin die Einzige, die das erkennt, und dann schaffe ich es, die wahre Elinor aus der Reserve zu locken, und die komplette New Yorker Society wird staunen, und Luke wird mich noch mehr lieben, und man wird mich »Die Frau, die Elinor Sherman änderte« nennen und »Becky?« Lukes Stimme dringt durch meine Gedanken zu mir hindurch. »Alles in Ordnung?«
»Ja«, sage ich und stelle erschrocken fest, dass ich fast in den Couchtisch gerannt wäre. »Ja, mir geht‘s prima!«
Ich setze mich neben ihm aufs Sofa, Elinor reicht mir ein Glas eiskalten Wein, von dem ich sofort einen kleinen Schluck trinke, während ich aus dem Fenster sehe und die vielen, vielen Lichter Manhattans bestaune. Elinor und Luke stecken mitten in einem Gespräch über die Stiftung, und ich knabbere an einer gesalzenen Mandel und blende die beiden aus. Irgendwie spielt sich in meinem Kopf gerade eine traumähnliche Szene ab, in der Elinor vor einer großen Menschenmenge verkündet: »Becky Bloomwood ist nicht nur eine vorbildliche Schwiegertochter, sondern auch eine geschätzte Freundin.« Ich lächele bescheiden, während die Menge applaudiert, und werde von einem schnappenden Geräusch jäh zurück in die Wirklichkeit geholt. Leider verschütte ich dabei ein paar Tropfen meines Weins.
Elinor hat das in Krokodilleder gebundene Notizbuch, in dem sie eben noch geschrieben hat, zugeklappt. Sie legt das Buch weg, macht die Musik ein bisschen leiser und sieht mich direkt an.
»Rebecca«, sagt sie.
»Ja?«
»Ich habe dich heute Abend hierher gebeten, weil es da etwas gibt, das ich mit dir besprechen möchte.« Sie schenkt mir nach, und ich lächele sie an.
»Ach, ja?«
»Wie du weißt, ist Luke ein sehr wohlhabender junger Mann.«
»Öh. Ja«, sage ich ein wenig verlegen. »Also... ja, das ist er wohl.«
»Ich habe mit meinen Anwälten gesprochen... und mit Lukes Anwälten... und wir waren uns alle einig. Darum möchte ich euch gerne dies hier geben...« Sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln und reicht mir einen dicken weißen Umschlag. Luke bekommt auch einen.
Ich nehme den Umschlag entgegen und verspüre wieder diese kribbelige, gespannte Freude. Sehen Sie? Elinor wird, schon viel freundlicher. Genau wie in Dallas. Wahrscheinlich ernennt sie mich jetzt zur Teilhaberin irgendeines Familienunternehmens oder so, um mich so im Schoß der Dynastie willkommen zu heißen. Oh, mein Gott, ja! Dann werde ich in Zukunft zu Aufsichtsratstreffen gehen und alles, und wir werden gemeinsam irgendwelche großen Übernahmen deichseln, und ich werde riesige Ohrringe
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