Hochzeit zu verschenken
die Treppe heruntergestürmt. »Warte, Becky. Das tut mir so Leid. Ich hatte keine Ahnung...« Als wir im Erdgeschoss angekommen sind, nimmt er mich fest in den Arm, und ich stehe stocksteif da.
»Das musst du mir glauben. Mich hat das genau so überrascht wie dich.«
»Also... weißt du... Ich finde, du solltest unterschreiben«, sage ich und blicke dabei zu Boden. »Du solltest dich schützen. Ist doch nur vernünftig.«
»Becky. Ich bin‘s. Ich bin ich. Und wir sind wir.« Sanft hebt er mein Kinn an, bis mir gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als in seine dunklen Augen zu sehen. »Ich weiß, dass du jetzt sauer bist. Ist doch ganz klar. Aber du musst meiner Mutter das nachsehen. Sie lebt schon so lange in Amerika, und voreheliche Verträge sind hier nun mal Standard. Sie wollte nicht -«
»Doch, das wollte sie«, sage ich und werde schon wieder von einer Welle der Demütigung überschwemmt. »Und ob sie das wollte. Sie glaubt allen Ernstes, dass ich vorhabe... dir dein ganzes Geld wegzunehmen und für Schuhe auszugeben!«
»Wie - hast du das etwa nicht vor?« Luke tut schockiert. »Und das sagst du mir jetzt erst? Also, wenn du jetzt auf einmal die Spielregeln ändern willst, dann sollten wir vielleicht doch so einen Vertrag schließen...«
Ich muss ein klein wenig lächeln - aber innerlich bin ich immer noch zutiefst gekränkt.
»Ich weiß, dass viele Leute in Amerika voreheliche Verträge schließen«, sage ich. »Ich weiß das. Aber sie kann doch nicht einfach... einen aufsetzen lassen, ohne sich mit uns besprochen zu haben! Weißt du, wie ich mich da gerade gefühlt habe?«
»Ja.« Luke streichelt mir den Rücken. »Ich bin auch ziemlich wütend auf sie.«
»Bist du nicht.«
»Natürlich bin ich das.«
»Nein, bist du nicht! Du bist nie wütend auf sie! Das ist ja das Problem.« Ich befreie mich aus seiner Umarmung und versuche, ruhig zu bleiben.
»Becky?« Luke sieht mich besorgt an. »Stimmt etwas nicht?«
»Es geht nicht nur um diese Sache. Es geht um... alles! Die Art, wie sie die Hochzeit zu ihrer Chefsache erklärt hat. Und wie sie meine Eltern behandelt hat - so hochnäsig und einfach unmöglich...«
»Sie ist nun mal eine sehr förmliche Frau«, nimmt Luke sie in Schutz. »Das heißt aber nicht, dass sie hochnäsig ist. Wenn deine Eltern sie mal richtig kennen lernen würden -«
»Und wie sie dich ausnutzt!« Ich weiß, ich begebe mich in eine Gefahrenzone - aber jetzt, wo ich einmal angefangen habe, sprudelt das alles aus mir hervor. »Du opferst ihr Stunde um Stunde deiner kostbaren Zeit! Du beschaffst ihr Personal für ihre Stiftung. Du hast dich sogar wegen ihr mit Michael zerstritten. Und das kapiere ich einfach nicht! Du weißt, dass Michael dein Wohl am Herzen liegt! Du weißt, dass er sich um dich sorgt! Und nur wegen deiner Mutter willst du jetzt nicht einmal mehr mit ihm reden!«
Es geht ein Zucken durch Lukes Gesicht. Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen.
»Und jetzt will sie, dass wir in dieses Gebäude hier einziehen. Siehst du denn nicht, was vor sich geht? Sie will sich dich doch nur komplett einverleiben! Sie will dich zu ihrem privatpersönlichen Laufburschen machen, und zwar rund um die Uhr! Sie wird uns keine ruhige Minute lassen... Luke, du gibst ihr doch jetzt schon so viel!«
»Und was ist daran schlecht?« Lukes Gesicht beginnt, sich zu verschließen. »Sie ist meine Mutter.«
»Ich weiß! Aber jetzt sei doch mal ehrlich! Sie hat sich nicht die Bohne für dich interessiert, bis du mit deinem Geschäft in Amerika Erfolg hattest. Kannst du dich noch an unsere erste Reise nach New York erinnern? Du wolltest so gern einen guten Eindruck bei ihr machen - und sie hat sich nicht einmal die Zeit genommen, sich mit dir zu treffen! Aber jetzt hast du es hier geschafft, in New York, du hast einen Namen, du hast Kontakte zu den Medien, der Laden läuft - und jetzt auf einmal will sie auch ein Stück vom Kuchen und nutzt dich aus, um...«
»Das ist nicht wahr.«
»Es ist wahr! Du siehst es nur nicht! Weil du dich völlig blenden lässt von ihr!«
»Hör zu, Becky, ich finde deine Kritik reichlich ungerecht«, sagt Luke erregt. »Du hast so ein tolles Verhältnis zu deiner Mutter. Ich habe meine kaum gesehen, als ich ein Kind war -«
»Ja, eben!«, falle ich ihm unbedacht ins Wort. »Das beweist doch, dass ich Recht habe! Du warst ihr schon damals so was von scheißegal!«
Mist. Das hätte ich nicht sagen sollen. Lukes Blick spiegelt Schmerz wider, und auf
Weitere Kostenlose Bücher