Hochzeitsfieber bei den MacGregors
Arztes.
»Gut, dass Sie noch da sind, Blade. Ich habe gesehen, dass Sie sich noch nicht abgemeldet haben. Wir bekommen gleich einen zwölfjährigen Jungen herein, der von Schüssen aus einem vorbeifahrenden Wagen getroffen wurde. Brust- und Bauchverletzungen. Der Rettungswagen wird in zwei Minuten hier sein.«
Branson, der ihr gefolgt war, sah, wie sie sich innerhalb von Sekunden vor seinen Augen von einer erregten, verunsicherten Frau in die professionelle Ärztin verwandelte. Als das Heulen der Sirenen ertönte, eilte sie mit flatterndem Kittel auf die Doppeltüren zu.
Die Sanitäter rollten den Jungen auf einer Trage in die Notaufnahme, und Gwen rannte zu ihnen, um sich die Informationen über Reflexe und erfolgte Behandlung zu notieren, die diese ihr zubrüllten. Sie streifte sich Handschuhe und einen frischen Kittel über, während ihr eine Krankenschwester die Schutzbrille aufsetzte. Innerhalb von Sekunden waren ihre Hände mit Blut besudelt.
Der Junge trug eine Leinenjacke von Bruin, wie Branson registrierte, und eine teure schwarze Hose. Hinter der Trage rannten ein Mann und eine Frau her, die beide weinten, schrien, flehten und verzweifelte Fragen stellten.
»Sie können nicht hierbleiben«, fuhr Gwen die beiden an, während sie den Beatmungsschlauch anbrachte. »Wir müssen ihm jetzt helfen. Wallace«, befahl sie, »sechs Einheiten 0 negativ. Er braucht dringend Blut.«
»Er wird wieder gesund werden. Er wird doch wieder gesund werden, nicht wahr?« Die Frau wehrte sich gegen den Sanitäter, der versuchte, sie sanft hinauszubefördern. »Er ist doch nur mit Freunden von der Schule nach Hause gegangen. Er ist einfach nur nach Hause gegangen. Mein armer Kleiner. Scotty.«
Der Geruch von Angst und Schrecken lag in der Luft und überdeckte sogar noch den Blutgeruch.
»Scotty ist jetzt in guten Händen«, sagte Wallace, während er die Eltern von der Tür fernzuhalten versuchte. »Dr. Blade ist die Beste. Sie müssen sie ihren Job machen lassen.«
Ihre Hände bewegten sich schnell, ihr Kopf blieb kühl. Ein Blutstrom schoss aus der Wunde und spritzte ihr über die Brust. »Wir brauchen einen Druckverband. Klammern.«
»Der Blutdruck sackt ab. Ich kann den Puls nicht mehr finden.«
Sie bellte immer neue Befehle, ihre Worte zerschnitten die Luft, während ihre Hände verzweifelt um das Leben des Jungen kämpften. Obwohl sie bereits wusste, dass es vergeblich war.
»Spülen Sie das ab, ich kann nichts sehen, ich … ich habe die Einschusswunde gefunden. Der Junge muss so schnell wie möglich geröntgt werden, ich muss wissen, wie viele Kugeln in diesem Körper sind. Komm, Scotty, komm, bleib bei mir.«
Sie kämpfte um ihn, während ihr der Schweiß über den Rücken rann. Ihre Augen waren leidenschaftlich und hell wie die eines Kriegers. Sie wusste, dass man den Tod manchmal schlagen konnte. Oder, wenn schon nicht schlagen, so doch betrügen.
So viele Verletzungen an so einem kleinen Körper. Aber sie gestattete sich nicht, daran zu denken, sondern konzentrierte sich immer nur auf den nächsten Schritt, auf das nächste Bedürfnis, die nächste Antwort.
Die Zeit flog dahin, während das Pflegepersonal herein- und hinauseilte.
Die Wiederbelebungsversuche zeigten keinen Erfolg, aber Gwen gab nicht auf. Sein Körper bäumte sich auf, doch sein Herz reagierte nicht. »Noch mal. Komm schon, verdammt, komm.« Endlich registrierte der Monitor einen Herzschlag.
»Langsamer Sinusrhythmus.«
Sie brüllte wieder einen Befehl. Jetzt gab es nur noch sie beide in ihrem Kopf, sie und den Jungen, allein sie beide, die gegen das Unvermeidliche ankämpften. »Wir müssen nur noch ein kleines bisschen länger durchhalten. Ist im OP alles vorbereitet für ihn?«
»Ja.«
»Der Blutdruck fällt ab. Kein Puls.«
Jetzt fluchte sie, kletterte auf die Trage, kniete sich über den Jungen und begann mit den Wiederbelebungsversuchen. »Bringt ihn rauf. Beeilt euch. Wir verlieren ihn.«
Er hatte glänzende schwarze Locken und das Gesicht eines schlafenden Engels. Gwen befahl sich, nicht darauf zu achten, nicht daran zu denken, sondern einfach nur zu handeln. »Ich brauche noch zwei Einheiten Blut. Gebt es ihm. Los, macht schon, bringt ihn rauf.«
Sie schoben die Trage in den Aufzug, während Gwen noch immer über dem Jungen kniete und ihn beatmete. Selbst als die Eltern angerannt kamen und versuchten, sich an die Trage zu klammern, ließ sie in ihren Bemühungen, das Leben des Jungen zu retten, nicht nach.
Branson
Weitere Kostenlose Bücher