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Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Titel: Hochzeitsfieber bei den MacGregors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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erhaschte mit einem letzten Blick die verzweifelte Entschlossenheit in ihren Augen, bevor sich die Aufzugtüren hinter ihr schlossen.
    Und als sich die Türen zwei Stunden später wieder öffneten, sah er ihre Augen wieder und den Tod des Jungen, der darin stand.
    »Gwendolyn …«
    Sie schüttelte nur den Kopf und ging an ihm vorbei zur Anmeldung. Sehr bewusst griff sie nach ihren Aufzeichnungen, vervollständigte ihre Unterlagen und schob dann ihre Stechkarte in den Schlitz. Ohne etwas zu sagen, ging sie in den Aufenthaltsraum zu ihrem Spind.
    »Es tut mir leid«, sagte Branson hinter ihr.
    »So etwas passiert. Er war schon verloren, als sie ihn hereinbrachten. Er war verloren, als die Kugel sein Herz durchbohrte.« Sie zog den Kittel aus und nahm einen Wollblazer aus ihrem Spind. »Du hättest nicht warten sollen, Branson. Ich bin zu müde, um noch irgendetwas zu unternehmen. Ich gehe nach Hause.«
    »Ich fahre dich.«
    »Ich habe meinen Wagen dabei.« Sie nahm ihren Mantel, ihre Handtasche.
    »Ich lasse dich in diesem aufgewühlten Zustand nicht allein.«
    »Ich bin nicht aufgewühlt. Es ist nicht der erste Patient, den ich verliere, und ganz sicher auch nicht der letzte.« Sie schlüpfte in ihren Mantel und fand ihre Handschuhe in der Tasche, wo sie sie vor Stunden hineingesteckt hatte. »Wir haben alles getan, was wir konnten. Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Mehr war nicht drin.« Ihre Finger waren taub und steif, als sie die Tür öffnete.
    Er schwieg, bis sie draußen waren. Es schneite leicht, die Schneeflocken umwirbelten sie und legten sich über ihr Haar. »Ich fahre dich nach Hause.«
    »Lass mich in Ruhe.« Sie schüttelte seine Hand ab und ging um ihn herum. Der Druck, der auf ihrer Brust lag, war scheußlich, unerträglich. »Ich kann sehr gut allein fahren. Ich will dich nicht, ich brauche dich nicht. Ich …«
    Entsetzt über sich selbst unterbrach sie sich und presste ihre Fingerspitzen an ihre geschlossenen Lider. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Nein, bitte.« Sie schüttelte schnell den Kopf, bevor er sie wieder berühren konnte. »Ich möchte ein paar Schritte gehen.«
    Er schob die Hände in seine Taschen. »Dann gehen wir ein paar Schritte.«

16. K APITEL
    Der Wind war kalt, die Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Begleitet von dem gleichmäßigen Rauschen des Verkehrs gingen sie zum Fluss hinunter. Die Straßenlaternen brannten, die Weihnachtsbeleuchtung glitzerte. An einer Ecke stand ein Weihnachtsmann und läutete monoton seine Glocke, während die Fußgänger an ihm vorüberhasteten.
    Weihnachten ist eine Zeit für Kinder, für Familien, für Geheimnisse und Überraschungen, dachte Gwen. Aber für das Schicksal – sofern man an das Schicksal glaubte – war eine Jahreszeit wie die andere.
    »Man darf es nicht an sich heranlassen«, sagte Gwen nach einer Weile. Ihre Hände waren so kalt und so müde. Sie steckte sie in die Manteltaschen, statt sich die Mühe zu machen, ihre Handschuhe anzuziehen. »Wenn man es tut, kommt man ins Rutschen und fängt an, an sich selbst, seinen Instinkten und seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Und dann ist man beim nächsten Patienten nicht mehr konzentriert. Man darf es nicht an sich heranlassen. Ich weiß das.«
    »Aber wenn man es nicht an sich heranlässt, verliert man seine Menschlichkeit und damit die Fähigkeit, beim nächsten Mal zu kämpfen, um den nächsten Patienten zu kämpfen.«
    »Es ist eine Gratwanderung«, murmelte Gwen. »Egal, wie sehr man sich auch bemüht, immer schnurstracks geradeaus zu laufen, irgendwann kommt der Punkt, wo man zu schwanken beginnt.« Sie blieb stehen und schaute über das Wasser.
    Sie liebte diesen Ort, diese Stadt mit ihrem ungesunden Verkehr, ihren hübschen alten Gebäuden, den anmutigen Wasserwegen. Sie liebte ihre Geschichte und ihren Stolz. Aber im Moment fand sie keinen Trost in ihr. Die Stadt war Teil einer Welt, die kalt und grausam sein konnte.
    »Ich wollte ihn nicht verlieren. Obwohl ich in dem Moment, als ich sah, wie schwer er verletzt war, wusste, dass er nicht mehr zu retten war. Aber manchmal geschieht ein Wunder. Und manchmal eben nicht.«
    Sie schloss die Augen, dankbar dafür, dass Branson nichts sagte, offensichtlich, weil er verstand, dass sie sich auf irgendeine Art und Weise Erleichterung verschaffen musste. »Ich kann es aushalten. Ich kann die unregelmäßigen Arbeitszeiten, den Stress, den Druck aushalten. Ich wollte es so. Ich bin darauf trainiert. Ich kann den

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