Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Titel: Hochzeitsfieber bei den MacGregors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Papierkram aushalten, die Bürokratie. Die unflätigen Patienten, die Drogenabhängigen und die verhinderten Selbstmörder. Ich kann die verschwendeten Leben aushalten. Man sieht so viele, dass man schon fast aufhört, es überhaupt zu registrieren. Und dann, plötzlich …«
    Ihre Stimme bebte, und sie presste sich die Finger auf die Augenlider. »Er war erst zwölf Jahre alt.«
    Jetzt ergriff er das Wort und sagte das Einzige, was es zu sagen gab. »Du hast alles getan, was du konntest.«
    »Das scheint keine Rolle zu spielen, wenn es nicht genug ist.«
    »Du weißt es besser.« Er legte ihr die Hand unters Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum. Er konnte an nichts anderes denken als an sie, während er beobachtete, wie sich aus diesen lavendelblauen Augen eine Träne löste und über ihre Wange rollte. »Wie viele Leben hast du heute, diese Woche, dieses Jahr schon gerettet?«
    »Ich weiß, dass ich Menschen, die Schmerzen oder gesundheitliche Probleme haben, in den meisten Fällen helfen kann.«
    »Und du tust es auch«, sagte er ruhig. »Was immer es dich auch kosten mag, du tust es.«
    »Weil ich es tun muss. Und ich weiß, dass man irgendwann, egal, wie sehr man sich bemüht oder wie hart ein Team arbeitet, verlieren wird. Das ist nur normal, es ist die Realität, und doch weigert sich ein Teil von mir, diese Realität anzuerkennen. Ich weiß, dass dieser kleine Junge heute Morgen aufgestanden ist und gefrühstückt hat. Dann ist er vielleicht zum Schulbus gerannt und hat während des Unterrichts vor sich hin geträumt. Und wenige Stunden später ist sein Leben schlagartig vorbei, nur weil er im falschen Augenblick die falsche Straße hinunterspaziert ist. Alles, was er noch hätte tun können, wird nie mehr getan werden.«
    Sie wandte sich von ihm ab, um weiterzugehen. »Ich musste seinen Tod feststellen«, fuhr sie fort. »Er war mein Patient, deshalb musste ich es tun. Man muss entscheiden, wann der Moment gekommen ist, in dem man für einen anderen nichts mehr tun kann. Man schaut auf die Uhr und notiert sich die Zeit. Dann ist es vorbei. Ich musste rausgehen und es seinen Eltern sagen.«
    »Gwendolyn, was du tust, ist mutig. Es ist ein Wunder.« Er nahm ihre Hände und wärmte sie. »Du fühlst dich auch mutig an. Und wunderbar.« Er zog ihre Hände an seine Lippen. »Es verschlägt mir den Atem.«
    Mit einem Seufzer ließ sie es zu, dass er sie in den Arm nahm und ihren Kopf an seine Brust bettete. »Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefahren habe.«
    »Sch.« Er berührte mit den Lippen ihr Haar.
    Hier ist Trost, dachte sie. Ein Mann, an den sie sich anlehnen konnte. Verlangend nach diesem Trost hob sie den Kopf, fand seinen Mund und tröstete sich selbst. Die Wärme, die er ihr gab, linderte ihren Schmerz.
    »Branson.« Sie versuchte zu lächeln, als er ihr mit den Daumen die Tränen abwischte. »Wenn du mich willst, dann komme ich jetzt mit dir.«
    Sein Magen verknotete sich. Die Hand an ihrer Wange, verharrte er mitten in der Bewegung, und es kostete ihn einige Anstrengung, sie über ihre Schulter nach unten gleiten zu lassen. »Natürlich will ich dich. Aber ich kann dich nicht bitten, mit mir zu kommen.«
    »Aber …« Sie schloss die Augen, als er seine Lippen auf ihre Augenbraue presste.
    »Bei dir kann ich nicht anders, als mich an die Spielregeln zu halten. Du bist im Moment mitgenommen und verletzlich. Es dürfte mir wahrscheinlich nicht schwerfallen, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich dich trösten und ablenken muss.«
    »Und? Würde das nicht stimmen?«
    »Ich würde im Augenblick nur Kapital aus deiner schlechten Verfassung schlagen. Das möchte ich dir nicht antun.« Er könnte es ihr nicht antun, wie ihm gleich darauf klar wurde, weil er viel mehr von ihr wollte als diesen einen kurzen Augenblick.
    »Ich verstehe dich nicht. Ich dachte, du magst es, im Vorteil zu sein.«
    »Nicht so. Unser erstes Zusammensein kann nicht glücklich verlaufen, wenn du unglücklich bist oder glaubst, mir etwas schuldig zu sein, nur weil ich dir zugehört habe. Wenn ich dich berühre, wenn du mir erlaubst, dich zu berühren, dann wird es mit nichts anderem zu tun haben als mit uns beiden.«
    »Wenn du vorsichtig bist, weil ich bis jetzt noch mit keinem Mann …«
    »Ich werde vorsichtig sein, weil du es bist, Gwendolyn. Du bedeutest mir viel.« Er streifte wieder ihre Lippen. »Du bedeutest mir sehr viel. Deshalb möchte ich, dass du jetzt etwas isst, dann bringe ich dich nach Hause und

Weitere Kostenlose Bücher